Die Gemeinde will als Bauherr auf dem früheren Gelände der Diakonie Stetten loslegen. 34 bezahlbare Mietwohnungen sind zunächst vorgesehen, zur Bauausstellung IBA 2027 sollen sie fertig sein. Doch dazu braucht es eine Förderung des Landes.
Benedikt Paulowitsch ist voller Tatendrang. Schließlich hat sich seine Gemeinde entschlossen, in den Wohnungsbau einzusteigen, der Bürgermeister von Kernen will den Bauauftrag erteilen und endlich richtig loslegen. Doch dafür fehlt noch etwas Entscheidendes – und zwar die Eingangsbestätigung des kommunalen Förderantrags bei der L-Bank. „Das müssen wir abwarten, sonst wäre es förderschädlich. Aber sobald der Eingangsstempel vorliegt, können wir den Bauauftrag erteilen und es geht los“, erklärt Benedikt Paulowitsch.
Kernen hat den Förderantrag gestellt und muss abwarten
Er ist guter Dinge, die Verwaltung hat vor einer Woche den Antrag für das Landeswohnraum-Förderprogramm eingereicht, um den Baustart auf dem gemeindeeigenen Grundstück, wo 34 bezahlbare Wohnungen bis 2026 entstehen sollen, voranzutreiben. Jetzt heiße es, geduldig zu warten und zu hoffen, dass es nicht allzu lange dauere, sagt Kernens Bürgermeister, der gegebenenfalls auch mit Nachdruck für die Förderung kämpfen will. „Dieses Jahr ist nichts mehr da, aber uns reicht ja der Eingangsstempel. Und für kommendes Jahr haben wir hoffentlich gute Chancen. Notfalls schreibe ich da sonst auch einen Brief an die Zuständigen“, sagt Benedikt Paulowitsch.
Die Fördermittel seien notwendig, damit die Wohnungen später preislich unter dem Mietspiegel angeboten werden könnten. „Mit der von uns kalkulierten Förderung könnten wir 33 Prozent drunter liegen, das ist aber immer noch nicht wenig. Der Quadratmeterpreis liegt dann bei 12 bis 13 Euro. Wir planen hier nicht Sozialbau, wie früher in den Plattenbauten, sondern bezahlbare Wohnungen für die arbeitende Mitte mit Wohnberechtigungsschein“ erläutert dazu Peter Mauch, Beigeordneter in Kernen und Leiter des Bauamtes.
Auf der Hangweide soll ein urbanes Quartier entstehen
Auf dem Areal zwischen den beiden Teilorten Rommelshausen und Stetten geht es um die Entwicklung des Gebiets der ehemaligen Behinderteneinrichtung der Diakonie Stetten. Dort soll „ein eigenständiges, urbanes und gemischtes Quartier“ entstehen. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA 2027 soll in Kernen ein besonderes Quartier verwirklicht werden. Seit Jahren laufen die Vorbereitungen. 2027 ist das Jahr, auf das die Projekte ausgerichtet sind, die es auf die IBA-Liste geschafft haben. Die Messlatte liegt hoch: 100 Jahre nach der Präsentation der Weissenhofsiedlung in Stuttgart soll an diese Tradition angeknüpft werden.
In einem Bürgerbeteiligungsprozess wurden 2018 Ideen für die Gestaltung des Areals entwickelt und diskutiert. Ein städtebaulicher Wettbewerb wurde 2020 ausgelobt. „Und wir wollen jetzt tatsächlich loslegen und bauen, trotz aller Schwierigkeiten“, sagt Paulowitsch. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist so ein Bauvorhaben ungewöhnlich, um so unverständlicher ist es, wenn kein Fördergeld da ist.“ Es sei eine Situation entstanden, in der nicht realisierte Projekte aus Anträgen der Vorjahre aktuelle Finanzmittel blockierten. „Ich denke, wir leisten mit dem Start im urbanen Dorf gerade einen großen Beitrag dafür, dass 2027 wirklich was zu sehen sein wird“, sagt Kernens Bürgermeister.
Er spricht von einer Vorreiterrolle, die die Gemeinde einnehme – in der Annahme, dass die Projektpartner mitziehen, weil der Zeitpunkt richtig sei. „Sobald die Krise vorbei ist, wollen alle bauen, dann ist die Chance rum, die Preise steigen wieder an und man findet keinen Tiefbauer mehr.“
Die Projektpartner, das sind die Kreisbau und die Kommunalentwicklung LBBW Immo. Nach der Sommerpause soll es Gespräche mit den Investoren geben, um das Gesamtprojekt Hangweide voranzutreiben. „Ein historisches Projekt nimmt Fahrt auf, wir gehen neue Wege und werden zum Bauherrn. Wir sind begeistert, dass das Projekt das erste seiner Art auf der Hangweide ist“, sagt Paulowitsch.
Die vorgesehenen Wohnmodule werden in Holz-Hybrid-Weise errichtet. Trotz Einsparungen bleibe der Bau mit Kosten von 12,5 Millionen Euro ein Großprojekt für Kernen. „Ohne Förderung müsste schlimmstenfalls die Gesamtsumme durch den Gemeinderat, Kredite müssten aufgenommen werden. Dann könnte es defizitär werden“, sagt Bürgermeister Benedikt Paulowitsch.
Die Firma Züblin ist beauftragt
Für die Gemeinde baut die Firma Züblin, genauer gesagt Züblin Timber. Dieser Teil der Firma ist auf das Bauen von Holzelementen spezialisiert. „Das Projekt bringt uns dem kommunalem Wohnungsbauziel von 400 Wohnungen wieder ein Stück näher“, sagt der Beigeordnete Peter Mauch.
Die nun geplanten 34 Wohnungen – das Wohngebäude nach dem Siegerentwurf des Architekturbüros Blocher Partners verfolgt das Ziel, als nachhaltiges und zukunftsweisendes Projekt Menschen zusammenzubringen – haben eine Größenordnung von rund 33 bis 87 Quadratmetern. Realisiert wird der Holzbau mit einem Grundriss, der beidseitig belichtet ist und Balkone sowie eine Verschattung ermöglicht. „Das waren neben der Fassade die Hauptargumente für den Bau. Beim Wettbewerb ging es nicht um das höchste Gebot, sondern um die Qualität“, sagt Peter Mauch.