So soll die Moschee in Kornwestheim einmal aussehen. Foto:  

Die rechtspopulistische Partei macht am Samstag gegen den Neubau mobil. Zeitgleich findet ein Fußballturnier des Türkischen Sportclubs mit voraussichtlich Hunderten Besuchern statt.

Kornwestheim - Die Alternative für Deutschland (AfD) bringt sich gegen den Neubau der Ayasofya-Moschee in Kornwestheim in Stellung. Für Samstag hat der Kreisverband der Partei eine Demonstration auf dem Marktplatz angemeldet. Der Ludwigsburger AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Hess wird sprechen, als weitere Redner sind der Islamkritiker und ehemalige Grüne Hans-Michael Höhne-Pattberg und der Stuttgarter AfD-Bundestagsabgeordnete Lothar Maier angekündigt. „Wir gehen davon aus, dass mindestens 300 Leute kommen“, sagt der Mitorganisator Gottfried Minnich auf Nachfrage unserer Zeitung. Wenn es 3000 würden, sei das auch gut, aber man müsse „die Kirche im Dorf“ lassen. Die Behörden arbeiten unterdessen an einem Sicherheitskonzept für den nach mehreren Seiten offenen Platz.

Vorbereitungen für eine Gegendemonstration laufen

Besonders delikat: Am gleichen Wochenende steigt in Kornwestheim der Tarka-Cup – mit dem Türkischen Sportclub der Stadt. Mehr als 30 Fußballteams sind angemeldet, viele hundert türkischstämmige Sportler und Fans werden erwartet – während nur einige hundert Meter weiter die Rechtsaußen-Partei gegen die Moschee des Türkisch-Islamischen Kulturvereins mobil macht. „Wir können ohnehin nicht ausschließen, dass es bei einer solchen Veranstaltung zu Konfrontationen kommt“, sagt der Polizeisprecher Peter Widenhorn. „Das Turnier haben die Kollegen aber natürlich auf dem Schirm.“

Das ist noch nicht alles. Seit Dienstag laufen Vorbereitungen für eine Gegendemonstration. Er habe einen Aufruf an verschiedene Gewerkschaften, die Kirchen, die Stolpersteininitiative, die Naturfreunde und andere Initiativen verschickt, die AfD-Veranstaltung „friedlich und lautstark zu begleiten“, berichtet Friedhelm Hoffmann, ehemals Abgeordneter der Linkspartei im Kornwestheimer Gemeinderat. „Für Trillerpfeifen und rote Karten ist gesorgt.“ Formal gesehen wird es sich dabei nicht um eine Kundgebung handeln. „Die AfD-Veranstaltung ist ja öffentlich“, sagt Hoffmann „Wir werden die einfach besuchen – und hoffentlich dafür sorgen, dass man deren Redner nicht hört.“ Die Antifa habe er nicht gesondert eingeladen. „Aber ich weiß, dass die Bescheid wissen.“

Die Stadt unterstützt den Moschee-Neubau

Die AfD, türkischstämmige Sportler, Linke – die Gemengelage rund um den Marktplatz dürfte unübersichtlich werden. Verhindern kann die Stadt das alles nicht. Rechtlich gesehen handle es sich bei der AfD-Demo um eine „durch das Grundgesetz geschützte Versammlung“, erklärt das Rathaus. Untersagen könne man so etwas nur, wenn Sicherheit und Ordnung unmittelbar gefährdet seien oder gegen die Verfassung verstoßen werde. Politisch ist die Position der Verwaltung indes klar: „Wir unterstützen diesen Moschee-Neubau“, sagt die Stadtsprecherin Eva Wiedemann. „Im gleichen Zug achten wir auch das Grundrecht der Versammlungsfreiheit.“

Die AfD pocht darauf, dass der von „der Ditib geförderte politische Islam nicht mit dem Grundgesetz vereinbar“ sei – so steht es in der Demo-Ankündigung. Das zielt darauf ab, dass die Kornwestheimer Ayasofya-Gemeinde Mitglied in der Erdogan-nahen Türkisch-Islamischen Union ist. Der „verlängerte Arm von Erdogan“ greife hier, so Minnich. Die AfD hofft offenbar, mit dieser grundlegenden Kritik die Zustimmung vieler Kornwestheimer zu gewinnen, und fordert vom Gemeinderat, dem Bebauungsplan für das Moscheeareal an der Sigelstraße nicht zuzustimmen.

Ayasofya-Gemeinde bleibt gelassen

Recep Aydin, der Sprecher der Ayasofya-Gemeinde, betont, seine Gemeinde erfahre in der Stadt viel Unterstützung für das Projekt. Nach rund 20 Jahren soll die alte Moschee mit ihrem Lagerhallencharme einem angemessenen Gotteshaus weichen. „Sollen sie nur machen“, sagt Aydin über die Demopläne der AfD. Er werde auf seine Landsleute einwirken, damit es am Samstag keinen Ärger gebe.

Festival
Nicht nur in Kornwestheim, auch in Ludwigsburg wird am kommenden Samstag, 7. Juli, demonstriert. Auf dem Innenstadtcampus in der Seestraße findet das „Mut gegen Rechts“-Open-Air statt. „Wir werden den öffentlichen Raum nicht den rechten Hetzern überlassen“, sagt Johanna Marold, die Sprecherin des Organisationsteams.

Programm
Beginn ist um 14 Uhr mit Vorträgen über Sexismus, die Seenotrettung im Mittelmeer und eine historische Einordnung des aktuellen Rechtsrucks. Das Konzert startet um 16.30 Uhr. Mit Kuballa und Planet Watson sind zwei lokale Punkrock-Bands vertreten. Außerdem spielen Hell and Back und die Stuttgarter Hip-Hop-Crew Dreiblatt. Der Eintritt ist frei, das Festival finanziert sich über Spenden und den Getränkeverkauf. Ende ist um 22 Uhr.