Ade Feuerwehrgerätehaus! Entlang des neu gestalteten Feuerseewegs in Korntal werden drei Stadtvillen gebaut. Foto: factum/Weise

Im Zentrum des Stadtteils Korntal von Korntal-Münchingen sollen im Jahr 2021 noch mehr Menschen leben als bislang. Das hat seinen Preis.

Korntal-Münchingen - Umgestaltet und damit erheblich schöner als vorher ist die Korntaler Ortsmitte bereits. Nun soll sie weiter aufgewertet werden: Der Gemeinderat beschloss in seiner jüngsten Sitzung, den zweiten Bauabschnitt zügig anzugehen. Dass auf dem Areal günstiger Wohnraum fehlt, stört einige Räte aber.

Auf dem fast 1250 Quadratmeter großen Gelände entlang des neu gestalteten Feuerseewegs mit dem offenen Bücherregal sollen drei Mehrfamilienhäuser entstehen. Im städtebaulichen Konzept, das für die Ortsmitte drei Bauabschnitte vorsieht, ist von Stadtvillen die Rede. Korntal-Münchingen erwartet vom Investor „hochwertiges Wohnen, verbunden mit einer ansprechenden Architektur und Fassadengestaltung“. Dafür weicht 2019 das alte Feuerwehrhaus. Dort sind wohl noch bis Jahresende Hortgruppen untergebracht. Im östlichen Bereich ist ein Café oder Bistro geplant. Er soll sich zu den öffentlichen Freiflächen und zu dem zentralen Bereich des Supermarktes Edeka orientieren.

Je mehr ein Bewerber zahlt, desto besser

Bis klar ist, wer baut und wie das Areal einmal aussieht, ziehen jedoch noch viele Monate ins Land. Zunächst will die Stadt die Fläche für mindestens eine Million Euro verkaufen. Je mehr ein Bewerber zahlt, desto besser. „Die Vorauswahl ist unserer angespannten finanziellen Situation geschuldet“, sagt Joachim Wolf (parteilos). Für den Bürgermeister ist das Areal „ein attraktiver Ort, gerade für ältere Menschen“. Zudem sei der erste Bauabschnitt ähnlich konzipiert. „Die Wohnungen waren ruckzuck weg“, erinnert sich Wolf. Bis Mitte Januar sollen fünf ausgewählte Bietergemeinschaften aus Investor und Architekt Entwürfe einreichen. Im März soll der Sieger gekürt, bis Sommer der Kaufvertrag geschlossen sein. Frühestens 2021 stehen die Häuser.

Zwar finden die Stadträte gut, dass sich die Stadtmitte weiterentwickelt. „Die CDU begrüßt das Vorgehen“, sagt Oliver Nauth, es sichere Qualität. „Statt einer Bäckerei ist aber auch ein Gastro-Betrieb vorstellbar.“ Die Liberale Viola Noack spricht von einem „großen Schritt für das Gewerbe“.

Dagegen missfällt einigen der geplante Wohnstandard. „Das wird kein preisgünstiger Wohnraum“, stellt Edeltraud Siegle von den Freien Wählern fest. Der Grüne-Chef fordert nicht nur mehr Bäume. „Wir sind mit der Erzielung des maximalen Preises nicht einverstanden. Es ist auch Wohnen für den kleineren Geldbeutel nötig“, sagt Wolf Ohl. Gerade bei einer städtischen Fläche könne die Kommune das steuern.

Ohls Parteikollege Harald Wagner stimmte gegen die Pläne der Verwaltung. Bezahlbarer Wohnraum zu schaffen, sei das soziale Anliegen des Jahrhunderts, betont er. „Grundstücke sollten auch nach sozialpolitischen Aspekten vergeben werden.“ Der SPD-Fraktionschef verweist auf das „Handlungskonzept bezahlbare Wohnflächen“ für städtische Grundstücke in Neubaugebieten. „Sozialer Wohnbau ist auch unser Thema, doch man muss es richtig angehen. Eine Stadt braucht immer auch finanzielle Mittel“, sagt Egon Beck. Viola Noack meint, dass die Stadt mangels Fördermittel gar keinen sozialen Wohnbau stemmen könne.

Bürger schlagen eine Lokalität für Jüngere vor

Die Agendagruppe Stadtmitte Korntal hatte damit gerechnet. Die 13 Bürger waren und sind mit Ideen an der Neugestaltung der Ortsmitte beteiligt und dürfen auch bei der Auswahl des Investors mitreden. „Es war klar, dass sich die Wohnungen eher nicht für Familien eignen“, sagt die Sprecherin Ingeborg Löhmar. Vielleicht aber entschärften sie den Wohnraummangel an anderer Stelle. Die Agendagruppe regt ein Lokal für Jüngere an – etwa eine Bar oder eine Kneipe. „Außer der Bierakademie gibt es nichts, wo man abends mal was trinken kann“, sagt Löhmar. Zudem hofft die Initiative, dass mit dem Bau der Häuser eine Öffnung des Hofes der Alten Lateinschule stattfindet. Konkret wolle man sich äußern, sobald die Entwürfe vorliegen.

Der erste Bauabschnitt ist seit vorigem Sommer fertig, der Baggerbiss war 2014. Das Herz des Grundstücks ist das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus namens Koroneo – dessen Name soll an das Stuttgarter Vorbild Milaneo erinnern – mit 55 Wohnungen und Edeka im Erdgeschoss. Der Projektträger, das Unternehmen Godel aus Weilimdorf, investierte mehr als 20 Millionen Euro. Auch eine Grünfläche und ein Spielplatz sind entstanden. Der dritte Bauabschnitt ist an der Mirander Straße geplant. Wann der umgesetzt wird, ist noch offen, sagt der Fachbereichsleiter Stefan Wolf. Gedacht sei an ein Wohn- und Geschäftshaus, „wobei der Bebauungsplan bewusst eine hohe Flexibilität einräumt“.