Korntals einzige Eisdiele an der Johannes-Daur-Straße 23/2 wurde abgerissen. Sie befand sich in einem Anbau an das Eckgebäude Nummer 23, wo heute ein Laden für Dekoartikel ist. Foto: factum/Simon Granville

In der Johannes-Daur-Straße im Ortsteil Korntal von Korntal-Münchingen haben die Menschen mehr als 40 Jahre lang die kalte Leckerei gegessen. Nun wurde das Gebäude für einen Neubau abgerissen. Die Hoffnung ist groß, sich bald wieder die Eis-Kugel geben zu können.

Korntal-Münchingen - Der größte der drei Ortsteile von Korntal-Münchingen verändert sein Gesicht weiter. Nachdem in Korntals Ortsmitte Ende Februar unmittelbar beim Koroneo das alte Feuerwehrhaus zugunsten drei luxuriöser Mehrfamilienhäuser der Abrissbirne zum Opfer fiel, ist dies nun auch mit der Eisdiele und dem dahinterliegenden Gebäude in der Johannes-Daur-Straße geschehen. Es war die einzige Eisdiele in dem Ortsteil. Mehr als 40 Jahre lang haben die Menschen in Korntals Einkaufsstraße die kalte Süßspeise gegessen.

Wo Marcella Fusaro bis Mitte Oktober vergangenen Jahres unzählige Kugeln Schokolade, Erdbeere, Waldmeister oder Zuppa inglese über die Theke reichte, errichtet die Korntaler Bau einen Neubau mit zwölf Wohnungen und Gewerbe. Die Fahrschule, die mal auf dem Areal angesiedelt war, ist längst umgezogen, und in den Räumen des einstigen Fitnessstudios und der früheren Bank an der Ecke zur Weilimdorfer Straße verkauft Nadja Tonbak noch bis Ende Oktober Dekoartikel. Dann verschwindet auch der Pop-up-Store Larilli.

Zahlreiche Bürger bedauern das Aus der Eisdiele – zumindest die, die sich im sozialen Netzwerk Facebook äußern. So schreibt in der Gruppe „Du weißt, dass du aus Korntal bist, wenn . . .“ eine Nutzerin unter ein Foto vom Abriss: „Schade, war immer ein schöner Treffpunkt.“ Sie fehle, stimmt eine andere Nutzerin zu. Ein Nutzer hinterlässt folgenden Eintrag: „Unglaublich, mit dieser Eisdiele verbinde ich so viele Erinnerungen.“ Da sei sie schon als kleines Kind gewesen, berichtet eine Nutzerin.

Investor offen für Eisdiele – aber mit Einschränkungen

Zugleich wünschen sich viele einen Ersatz. „Mit Freiluft-Eis-Gastronomie“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer ist davon überzeugt: „Ordentliches italienisches Eis und Kaffee läuft immer, vor allem hier.“ Auch die Stadtverwaltung hätte gerne wieder eine Eisdiele in Korntal. „Im Stadtteil Münchingen gibt es das Eiscafé Veneto, in Korntal hoffen wir, dass es eine Nachfolgelösung gibt“, teilt die Rathaussprecherin Sarah Falk auf Anfrage mit. Es gebe bereits „verschiedene Überlegungen“. Details nannte sie aber nicht.

Dafür äußert sich der Geschäftsführer der Korntaler Bau etwas konkreter. Thomas Neubauer zeigte sich schon vorigen Juni offen für eine Eisdiele im Neubau – allerdings mit Einschränkungen. „Stand heute ist im Erdgeschoss eine größere Gewerbefläche angedacht, die voraussichtlich als Arztpraxis dient“, sagt Thomas Neubauer. Die dann übrig bleibende Fläche eigne sich als Straßenverkauf für eine Eisdiele. Jedoch: „Eine ‚echte’ Gastronomie möchten wir nicht, da im Gebäude auch Wohnungen untergebracht sind. In der Regel ist eine gastronomische Nutzung im Zusammenhang mit Wohnungen schwierig.“ Gleichwohl seien alle Überlegungen bislang lediglich Überlegungen. Denn solange das Bebauungsplanverfahren noch laufe, sei eine endgültige Festlegung und Planung nicht möglich. Abhängig davon könnten die Bauarbeiten Anfang nächsten Jahres beginnen.

Gebäude gehen auf Sattlermeister zurück

Laut dem Stadtarchivar von Korntal-Münchingen, Alexander Brunotte, geht die Einrichtung der Eisdiele in einem Anbau an das Gebäude mit der Nummer 23 an der Ecke auf das Jahr 1977 zurück. Im damaligen November sei die Baugenehmigung für das Eiscafé Capri erteilt worden, sagt der Historiker. Anfang 2017 übernahm dann Marcella Fusaro die Eisdiele. Im Neubau der Korntaler Bau wird sie aber offenbar künftig nicht unterkommen. „Ich werde weiterhin in Korntal suchen und hoffen, dass ich einen schönen Platz finden werde“, schreibt sie auf Facebook in der Korntal-Gruppe.

Das Haus Nummer 23, mit angrenzendem Werkstattgebäude Nummer 23a, habe anno 1926 der Sattlermeister Christian Doster erbaut. Später, möglicherweise von den 1970er Jahren an, habe das Gebäude eine Filiale der Dresdner Bank beherbergt, sagt Alexander Brunotte. Auch war einmal ein Fitnessstudio untergebracht. Im Dezember 2016 fand dort das Saatkorn-Projekt für Integration eine Bleibe. Die als Verein organisierte Privatinitiative hatte zwei Wohnungen angemietet. Mittlerweile ist in dem Eckgebäude noch besagtes Geschäft für Dekoartikel.

Auch der Ortseingang verändert sich

Dem Investor Korntaler Bau gehört auch das Gelände der Alten Wäscherei an der Ecke Zuffenhauser Straße und Solitudeallee. Die frühere Großwäscherei am Ortseingang von Korntal ist inzwischen abgerissen. Mit einem Baubeginn in Kürze rechne er jedoch nicht, sagt Thomas Neubauer: Noch steht die Baugenehmigung aus. Danach seien noch „diverse Zwischenschritte“ notwendig, so Neubauer. Von der Stadtverwaltung heißt es hierzu, eine Entscheidung zum Bauantrag Alte Wäscherei „sollte zeitnah erfolgen“.