Die Nachbarn des Johanneshauses befürchten, dass ein größerer Neubau anstelle des Gemeindehauses nur der Anfang ist – und im angrenzenden Baugebiet ebenfalls wuchtiger gebaut wird. Foto: factum/Granville

Ein Bauvorhaben in der Ditzinger Kernstadt entzweit die Beteiligten. Das Johanneshaus soll abgerissen werden. Die Neubebauung des Areals könnte zum Präzedenzfall werden, meint unsere Autorin Franziska Kleiner.

Ditzingen - Auf den ersten Blick gleicht die Diskussion über das Bauprojekt in der Ditzinger Kernstadt vielen anderen Bauvorhaben. Auch hier befürchten Anwohner eine massive Bebauung und damit einhergehend eine starke Veränderung ihres gewohnten Wohnumfelds.

Räte sind dem Gemeinwohl verpflichtet

Auf den zweiten Blick aber geht es bei der Entscheidung zum Johanneshaus-Gelände um die Grundfeste eines Gemeinderats. Nach der Gemeindeordnung entscheiden die Stadträte nämlich nach ihrer, wie es darin heißt, „freien, nur durch das öffentliche Wohl bestimmten Überzeugung“.

Die Räte sind zwar bei jeder Entscheidung dem Gemeinwohl verpflichtet. Aber im konkreten Fall geht es nicht allein um den Kompromiss zwischen wirtschaftlichen Interessen eines Bauherrn und vertretbarer Modernisierung einer Stadt, die bezahlbaren Wohnraum und einen Kindergarten benötigt. Hier hat auch die Kirche Interesse an einem hohen Verkaufserlös.

Die Anwohner befürchten nicht zu Unrecht, dass ein massiver Neubau an dieser Stelle Auswirkung hat auf das direkt angrenzende Baugebiet. Dort haben sich alle im Landkreis agierenden großen Bauträger eingekauft. Zwar sieht der Bebauungsplan „Ob dem Korntaler Weg“ direkt angrenzend an das Johanneshaus eine niedrigere Bebauung vor als im weiteren Verlauf des Gebiets. Aber ein Bebauungsplan lässt sich auch wieder ändern. Etwa dann, wenn Bauträger gemeinschaftlich darauf drängen – weil sie eine massive Bebauung des Johanneshaus-Geländes als Präzedenzfall sehen und für beispielgebend halten.