Axel Alt vor der Brenzkirche. Foto: Eva Funke

Gremium und Kirche lehnen eine Tiefgaragenzufahrt zur Roten Wand vor dem Gotteshaus ab und plädieren dafür, dass die Kirche in den Originalzustand zurückgebaut wird. Ob das Chancen hat, ist fraglich.

Stuttgart - Stuttgart - Axel Alt sieht rot, wenn es um die Baupläne „Rote Wand“ geht. Der 70-Jährige sitzt für die SPD im Bezirksbeirat Nord und befürchtet, dass das geplante Wohnquartier auf Kosten der Brenzkirche geht, denn gegenüber der Kirche ist die Ein- und Ausfahrt für die Tiefgarage des neuen Quartiers geplant. Er und seine Kolleginnen und Kollegen im Bezirksbeirat fordern, dass die Tiefgaragenzufahrt für die„Rote Wand“ auf der Westseite bei der grünen Fuge gebaut wird. Dort war die Zufahrt schon 2009 geplant, als auf dem Gelände noch die Fashion Mal entstehen sollte.

Als Alt das Amtsblatt der Stadt vom 10. Januar aufgeschlagen hat, hat er sich gefreut: In der Planskizze dort ist die Zufahrt bei dem Wohngebäude „Wolke 1“ eingezeichnet „Also genau dort, wo der Bezirksbeirat sie haben will“, sagt Alt. Aus der Freude wurde jedoch bald Verärgerung. Der Grund: Bei der Ausschreibung für das Quartier auf der Homepage der Stadt liegt die Zu- und Ausfahrt dagegen beim Gebäude „Wolke 5“, direkt gegenüber der Brenzkirche. Dadurch sieht Alt die Chance für eine Aufwertung der Brenzkirche schwinden: „Wir vom Bezirksbeirat wünschen uns vor der Kirche einen Quartiersplatz als Treffpunkt für die Menschen in der Nachbarschaft“, sagt er.

Fehlerhafter Bauplan im Amtsblatt

Karl-Eugen Fischer, Pfarrer der Brenzgemeinde, sieht es wie Alt: „Die Kirchengemeinde und ich setzen uns dafür ein, dass die Tiefgaragen-Zufahrt an einen anderen Ort kommt. Nicht nur die Gemeindemitglieder auch die anderen Anwohner wünschen sich einen größeren Platz vor der Brenzkirche“, stellt er fest. Eine Tiefgaragenzufahrt gegenüber seiner Kirche hält er auch deshalb für problematisch, weil in „Wolke 5“ eine Kindertagesstätte mit 60 Kindern einziehen soll. Ebenso lehnen er und die Gemeinde die geplante vollsignalisierte Kreuzung mit Linksabbiegespur beim Brenzplatz ab.

Dass auf den Skizzen im Amtsblatt und auf der Homepage der Stadt unterschiedliche Tiefgaragen-Zufahrten eingezeichnet sind, haben die Mitarbeiter des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung mittlerweile auch registriert. „Da ist ein Fehler passiert. Ins Amtsblatt ist noch der alte Wettbewerbsentwurf reingerutscht“, räumt Uwe Braunschweiger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung ein.

Ob die Tiefgaragenzufahrt tatsächlich gegenüber der Brenzkirche bei „Wolke 5“ angelegt wird? Das scheint wahrscheinlich, aber noch nicht hundertprozentig sicher zu sein. Braunschweiger: „Die Hauptinvestoren, die Filderbaugenossenschaft und Arche Nova, wollen Alternativen prüfen lassen. Wir sind jedoch skeptisch, dass es die gibt.“ Sollte eine Alternative gefunden werden, stünde auch eine vollsignalisierte Kreuzung auf dem Prüfstand. Die ist laut Braunschweiger bei derzeitiger Planung nötig, um die illegalen und gefährlichen U-Turns der Kraftfahrzeugfahrer überflüssig zu machen. Ein Zugeständnis macht das Stadtplanungsamt aber in Sachen Brenzplatz: „Auch wir wollen das Vorfeld der Kirche in Absprache mit dem Bezirksbeirat und den Anwohnern neu gestalten“, verspricht Braunschweiger.

Ein weiterer Dämpfer für Alt und den Bezirksbeirat: In einem interfraktionellen Antrag hat das Gremium die Stadtverwaltung ersucht zu prüfen, ob die Kirche, 1933 im Bauhausstil errichtet, im Nationalsozialismus als „entartet“ umgebaut und nach der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg im Sinne der Nazis wieder aufgebaut, nicht in ihren Urzustand zurückgebaut werden kann. „Die Finanzierung dieses Projekts ist Aufgabe der öffentlichen Hand“, heißt es in dem Antrag. Der wurde vor zwei Jahren gestellt. „Bis heute hat die Stadtverwaltung nicht geantwortet“, sagt Alt. Der interfraktionelle Antrag des Bezirksbeirats Nord ist laut Pressestelle der Stadt jedoch sehr wohl beantwortet worden – wenn auch nur mündlich. Eine Vertreterin der Landesdenkmalpflege habe zum Rückbau der Brenzkirche Stellung genommen und die Idee abgelehnt. Das Nein der Denkmalschützer laut Sitzungsprotokoll vom 23. Oktober 2017 wird damit begründet, dass die Brenzkirche auch im heutigen Zustand schützenswert ist und die Rekonstruktion in den Originalzustand schwierig würde.

Für Axel Alt eine bittere Pille. Er verweist darauf, dass der Rückbau der Kirche in ihren Urzustand ein weitere architektonische Attraktion für die Landeshauptstadt wäre und gut zum Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ passen würde.

Bezirksvorsteherin Sabine Mezger hat die Hoffnung auf eine Rekonstruktion der Kirche noch nicht ad acta gelegt. Sie setzt darauf, dass sich die Bürger innerhalb des Bürgerhaushalts für die Rekonstruktion der Kirche einsetzen. Allerdings können Vorschläge für Projekte, die die Stadt umsetzen sollte, nur noch bis zum 18. Februar eingereicht werden.