Die Ludwigsburger Firma Baustolz will in Remseck-Aldingen neun Häuser bauen, wo bislang eines steht – sehr zum Unmut der Nachbarn, die dagegen Sturm laufen.
Remseck - Es wäre sicher übertrieben, das Wohngebiet rund um den Goldbergweg in Aldingen als Remsecker Halbhöhenlage zu bezeichnen. Dennoch gilt die Gegend als über Jahre gewachsenes, gehobenes Gebiet. Es ist geprägt von Einfamilienhäusern, oft umgeben von einem großem Garten. Maximal ein (volles) Stockwerk lässt der städtische Bebauungsplan dort zu. Doch jetzt könnte die Stadt eine Ausnahme machen – sehr zum Unmut der Aldinger Nachbarschaft.
Mehrere Bürger haben bereits Widerspruch im Rathaus gegen die Pläne der Ludwigsburger Firma Baustolz, eine Strenger-Tochter, eingelegt. Der Kern der Kritik: die Stadtverwaltung mache für Strenger derart viele Befreiungen und Ausnahmen, dass damit die eigenen Bauvorschriften bis zur Unkenntlichkeit verzerrt würden. Neun Häuser will Baustolz auf dem Grundstück am Goldbergweg 22 errichten, darunter sechs Reihenhäuser, die übrigen drei in gehobener Bauweise.
Eine lange Liste der Kritikpunkte
Die Liste der detaillierten, teilweise auch schon schriftlich dargelegten Kritikpunkte ist lang. Zu den wichtigsten zählt, dass für das Vorhaben offenbar bis zu vier Meter Gelände aufgeschüttet werden sollen, um die starke Hanglage auszugleichen. Eine derart dichte Bebauung, zumal noch mit Häusern, die weit höher sind als die bestehenden, widerspreche den planerischen Grundsätzen, die im dort geltenden Bebauungsplan zu erkennen seien. Das Vorhaben erhitzt derart die Gemüter, dass davon offenbar schon die Gerüchteküche angeheizt wurde. So kursiert etwa das Gerücht, der Oberbürgermeister selbst habe sich die Option auf eines der neuen Häuser gesichert, was Dirk Schönberger aber zurückweist. „Wir werden dort definitiv nicht bauen“, sagt der Rathauschef.
Auch sonst sieht man die Aldinger Aufregung im Rathaus noch relativ gelassen. Es handle sich erst um eine Bauvoranfrage, sagt der Baubürgermeister Karl Velte. Entschieden sei daher noch gar nichts. In den vergangenen Wochen seien die Stellungnahmen der Anwohner eingegangen, nun werde man sich mit ihnen und mit dem Bauträger zu weiteren Gesprächen treffen.
„Wir prüfen, was wir zulassen können“
Für das Wohngebiet um den Goldbergweg gibt es laut der Stadt einen Bebauungsplan, doch dieser sei in der Vergangenheit schon oft ausgehebelt worden. Ob das nun geplante Projekt dem Plan ebenfalls widerspricht, wird derzeit geprüft.
„Wir prüfen, was wir zulassen können“, sagt Velte. Eventuell wolle man die jetzige Anfrage aber zum Anlass nehmen, einen neuen Bebauungsplan aufzustellen. Denn grundsätzlich, so viel lassen er und der OB durchblicken, sähen sie die Nachverdichtung in Aldingen positiv. „Wir brauchen den Wohnraum“, sagt der Verwaltungschef – nicht ohne auch darauf hinzuweisen, dass diese Nachverdichtung „möglichst sanft“ erfolgen solle.
Der Bauausschuss hat das letzte Wort
Karl Strenger, der Chef des Ludwigsburger Wohnbauunternehmens, lässt ausrichten, dass „die Bauvoranfrage noch zur Bearbeitung bei der Stadtverwaltung“ liege. Das letzte Wort hat in solchen Fällen der Bauausschuss des Gemeinderats. Die Verwaltung muss auflisten, welche Befreiungen vom Bebauungsplan für das Vorhaben nötig sind und wie sie selbst die rechtliche Lage einschätzt. Es kommt in der Praxis höchst selten vor, dass ein Ausschuss dem Vorschlag der Stadt nicht folgt. Noch steht das Thema nicht auf der Tagesordnung.