Der makellose Stamm einer Stieleiche. Foto: Michael Käfer

Der Fellbacher Revierförster Stefan Baranek schickt in diesem Jahr besonders viele Baumstämme zur Wertholzsubmission nach Urbach.

Fellbach - Mit einiger Spannung dürfte Stefan Baranek am 3. März seinen Computer hochfahren, denn an diesem Tag bekommt der Fellbacher Revierförster elektronische Post. Darin enthalten sind die Ergebnisse der am Tag zuvor beendeten Verkaufsaktion für besonders schöne Baumstämme, der Wertholzsubmission.

„Dieses Jahr sind es extrem viele Stämme“, sagt Stefan Baranek. Extrem viele Stämme, genau genommen 914 Festmeter Holz, die insgesamt zur Submission gebracht werden, vor allem sind es aber besonders viele Stämme, die aus Fellbach in das ehemalige Bundeswehrdepot in Urbach transportiert werden. Dort schützt nicht nur ein Zaun die wertvollen Hölzer, sondern es gibt gut ausgebaute Wege, an deren Rand die dicken Dinger auf ihren Abtransport warten. 60 Festmeter hat Stefan Baranek aus Fellbach und Kernen abtransportieren lassen und zwar ausschließlich Eichen. Damit trifft er aus Expertensicht wirtschaftlich voll ins Schwarze, denn „Eiche ist im Moment extrem gesucht“, sagt Ulrich Müller, der Fachbereichsleiter Holzverkauf und Einschlagsteuerung beim Forstamt Backnang. Der Fachmann erinnert sich an das vergangene Jahr, als ein Exemplar der harten Laubholzart 1400 Euro pro Festmeter erzielte.

Ein Festmeter bringt auch mal 1000 Euro Erlös

Stefan Baranek, der über die Qualifikation eines Sachverständigen für Baumbewertung verfügt, erlöste zur mutmaßlichen Freude des Stadtkämmerers in der Vergangenheit immerhin schon mal 1000 Euro pro Festmeter. Zum Vergleich: Holz, das zum Verbrennen oder für Spanplatten verwendet wird bringt gerade einmal 50 Euro pro Festmeter und Parkettholz nicht mehr als 130 Euro.

Ein gewaltiger Unterschied also, für den Stefan Baranek und der für die Fäll- und Rückearbeiten zuständige Oeffinger Forstunternehmer Milan Grobelnik allerdings auch einigen Aufwand betreiben müssen. Neben dem Transport ist eine eigens geschaffene Auflage nötig, um den Baum optimal zu lagern. Am Submissionsort werden die Stammenden nochmals angeschnitten, damit die Käufer einen ganz genauen Blick auf den Stamm und seine inneren Werte werfen können. Gleichmäßig enge Jahresringe, keine Spuren von Ästen oder gar Astlöcher sowie eine unbeschädigte Borke und ein gerader Wuchs machen einen Stamm zum Wertholz. Die Kaufinteressenten sind zumeist Furnierhersteller und Sägewerksbesitzer, aber auch Hersteller von Musikinstrumenten. Letztere lassen ihre Blicke beispielsweise über Fichten schweifen. Weitere Nadelhölzer, die auf Käufer warten, sind Lärchen und die oft besonders mächtigen Douglasien. Aus letzteren sägen die holzverarbeitenden Betriebe sogenannte Schlossdielen, also besonders lange Bodenbretter für große Säle.

Wer die höchste Zahl aufschreibt bekommt den Zuschlag

Ihre Entscheidung können die nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Österreich, Frankreich und Polen stammenden Kaufinteressenten ohne größere Hektik treffen. Rund vier Wochen haben sie Zeit. Dann muss der Umschlag mit ihrem Gebot für die durchnummerierten Stämme abgegeben sein. Wer von den zumeist 40 bis 50 Bietern die höchste Zahl aufschreibt, der erhält den Zuschlag.

„Es lohnt sich“, sagt Stefan Baranek über das Verhältnis von Aufwand und Ertrag. Der 54-Jährige ist ein alter Hase im Wertholzgeschäft und hat in der Vergangenheit neben den direkt unterhalb des Kernenturms besonders schön wachsenden Eichen auch Kirschen, Ahorn und Eschen abgeliefert. Natürlich wissen er und Milan Grobelnik genau, wo in dem 600 Hektar großen Revier die wertvollsten Bäume stehen, aber nur auf sie abzielende Einschläge nimmt das Duo nicht vor.

Die Flächen werden alle acht bis zehn Jahre bearbeitet und nur bei dieser Gelegenheit finden auch die Fällaktionen statt. Hinzu kommt, dass der vordere Schurwald vor allem der Erholung dient. Markante Baumriesen bleiben zur Freude von Spaziergängern und Naturschützern schon mal stehen – obwohl sie submissions-tauglich wären.

Nachdem Stefan Baranek und seine Försterkollegen aus den Kreisen Rems-Murr, Esslingen und Göppingen ihren elektronischen Briefkasten geöffnet haben, machen sie noch eine Nachbesichtigung der Stämme. Aus Käufersicht versuchen sie dann zu beurteilen, was das Besondere an den Hölzern mit Höchstgebot war.