Rund 60 Helfer haben insgesamt 55 Bäume auf Kirchberger Gemarkungs gepflanzt. Foto: KS-Images.de

Freiwillige haben am Samstag Neckarschwarzpappeln an den Ufern der Murr gepflanzt. Die vom Aussterben bedrohten Bäume, sollen den Fluss vor Hitze schützen.

Kirchberg - Gummistiefel, Spaten und schwerer Hammer – das war die nahezu einheitliche Ausrüstung von rund 60  Freiwilligen, die sich am Samstag auf der Wiese gegenüber des Kirchberger Klärwerks getroffen haben. Ihre Mission? Die größte Einzelpflanzung der Neckarschwarzpappel an der Murr. Ingesamt 55  der seltenen Bäume, die auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, wurden auf Kirchberger Gemarkung gesetzt. Acht weitere wurden in Murr gepflanzt, fünf zudem in Steinheim, wo es noch wenige Altbäume gibt. Weitere Standorte sollen im Lauf des Frühjahrs hinzukommen, erklärte Vlado Pajurin, Sprecher der Hegegemeinschaft Einzugsgebiet Murr, die die Veranstaltung organisiert hat mit dem Ziel, Flora und Fauna an der Murr und deren Zuflüssen nachhaltig zu verbessern. Das ist unter anderem wegen der Hitzesommer nötig. „Im letzten Jahr hat die Murr teilweise bis zu 24 Grad Wassertemperatur gehabt“, machte Pajurin den Handlungsbedarf deutlich. Dass Kirchberg am Samstag die mit Abstand meisten Neckarschwarzpappeln gesponsert hat, liege an der Aktion des Gemeindetages „1000 Bäume“, die man mit der Aktion der Hegegemeinschaft kombiniere, erklärte Kirchbergs Erster stellvertretender Bürgermeister Reinhard Enge.

Die einst weit verbreitete Baumart sei selten geworden, bedauerte der beratende Biologe Justin Guest: „Es gibt nur noch etwa 140 Altbäume.“ Manches sähe zwar ähnlich aus, sei aber eine Kreuzung mit einer kanadischen Pappel. Nun habe eine Baumschule auf Wunsch 35 verschiedene Genotypen des Originals nachgezüchtet. Bei der jetzigen Pflanzung an der Murr wurden bewusst diese genetisch leicht verschiedenen Bäume gemischt, um so durch Eigenvermehrung eine größere Vielfalt zu erreichen.

Eine Besonderheit der Neckarschwarzpappel ist ihre Zweihäusigkeit, das heißt, es gibt männliche und weibliche Bäume. Und damit auch die freiwilligen Helfer diese gut unterscheiden konnten, waren die Pappeln mit Etiketten versehen und wurden dann quasi selbsterklärend an pinkfarbenen und blauen Pflöcken angebunden – immer in Grüppchen, damit ein kleiner Auwald entstehen kann.

Vorher gab es jedoch noch eine genaue Pflanzanleitung: „Die Ballenware kann man direkt ins Loch setzen, bei der Topfware sollte man die Wurzeln ein bisschen aufschneiden, damit die später nicht im Kreis um den Baum herum wachsen“, erläuterte der Experte. Danach wurde das Loch bis zur halben Höhe mit Zeolith und Erde aufgefüllt, dann gründlich gewässert, bevor die restliche Erde draufkam. Das Mineral Zeolith binde Giftstoffe und ermögliche besseres Wachstum, so Guest.

Neben den Kirchberger Gemeinderäten, Bauhofmitarbeitern und Helfern verschiedener Vereine waren auch die Bürgermeister von Murrhardt und Oppenweiler, Vertreter des Regierungspräsidiums und des Landratsamts Rems-Murr zu der Baumpflanzaktion gekommen. „Ich bin begeistert über so viele Helfer“, freute sich der Dezernent für Forst, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landkreises, Gerd Holzwarth. Und auch Vlado Pajurin war begeistert über die große Resonanz: „Das ist eine super Sache. Ich hatte vielleicht mit zehn bis 15 Unterstützern gerechnet.“