Im Hinspiel erzielte Timo Werner (re.) zwar kein Tor, gewann mit RB Leipzig aber gegen den VfB. Im Rückspiel will Timo Baumgartl (Mi.) den Spieß umdrehen. Foto: Baumann

Beim VfB Stuttgart reiften Timo Baumgartl und Timo Werner vom Talent zum Profi. Nun treffen sie in der Mercedes-Benz-Arena aufeinander – wenn es für die Roten gegen RB Leipzig geht.

Stuttgart - Wie weit Platz sechs noch entfernt ist? „Uninteressant“, sagt Tayfun Korkut, blickt dann doch auf das vor ihm liegende Blatt Papier mit der Bundesliga-Tabelle, versichert aber: „Ganz ehrlich – ich habe die letzten Tage nicht auf die Tabelle geschaut.“ Dabei ist der Blick verlockend.

Nach 13 Punkten aus fünf Spielen unter dem neuen Trainer ist der VfB Stuttgart auf Platz neun geklettert – mit sechs Zählern Rückstand auf Rang sechs. Dorthin aber will Korkut nicht schauen, obwohl am Sonntag (15.30 Uhr) eben der Tabellensechste nach Stuttgart kommt. Doch die Partie gegen RB Leipzig bietet ja auch noch andere besondere Konstellationen. Etwa das Timo-Duell.

Abwehrspieler trifft auf Stürmer – das passiert Dutzende Male jedes Wochenende in der Fußball-Bundesliga. Wenn sich am Sonntag Timo Baumgartl, Innenverteidiger beim VfB Stuttgart, und Timo Werner, Stürmer bei RB Leipzig, beharken, ist das dennoch alles andere als alltäglich. Schon allein deshalb, weil Werner erstmals nach seinem Wechsel 2016 im Trikot der Roten Bullen in der Mercedes-Benz-Arena aufläuft. „Ich freue mich darauf, obwohl ich weiß, dass mich die Cannstatter Kurve wahrscheinlich nicht bejubeln wird“, sagte Werner im Gespräch mit der „Stuttgarter Zeitung“.

Beim Länderspiel wurde Werner gefeiert

Beim 6:0 des Nationalteams im September 2017 erzielte der 22-Jährige zwei Treffer und wurde vom Stuttgarter Publikum gefeiert. Nun setzt Korkut zumindest auf die „Sensibilität“ der eigenen Fans und meint: „Timo ist ein Stuttgarter Junge, das sollte man immer im Hinterkopf haben.“ Der Trainer hat das auf jeden Fall.

Korkut war Coach der VfB-A-Junioren, als Werner, damals noch B-Jugendlicher, bei ihm trainierte. Der heutige Cheftrainer verließ den Verein, es kam Ilija Aracic, der auch seine Erfahrungen mit dem jungen Werner machen durfte. „Er hat bei den Älteren sofort eingeschlagen und wurde Torschützenkönig“, erinnert sich der heutige VfB-Co-Trainer, „Timo Baumgartl war dagegen noch etwas länger bei den B-Junioren.“

Der Abwehrspieler ist Teil zwei im Timo-Duell am Sonntag – und kennt seinen voraussichtlichen Kontrahenten bestens. Zwei Tage älter als Werner ist Baumgartl; als er 2011 in die VfB-Jugend kam, war der heutige Nationalspieler aber schon seit 2002 da. Fortan beschritten sie einen gemeinsamen Weg, 2012 wurden sie Vizemeister mit den B-Junioren (inklusive Joshua Kimmich) – dann zog Werner das Tempo an.

Der eine wechselt, der andere nicht

Vorzeitiger Wechsel in die A-Jugend, Bundesligadebüt im August 2013, erstes Bundesligator im September 2013, bis heute jüngster Doppeltorschütze der Liga, erstes A-Länderspiel im März 2017, Confed-Cup-Sieger, Torschützenkönig der WM-Generalprobe. Nebenbei erlebte er nach einer Schwalbe wochenlange Schmähungen und Pfiffe. Baumgartl? Kam 15 Monate nach Timo Werner in der Bundesliga an, wurde zum Stammspieler beim VfB – und blieb den Weiß-Roten im Gegensatz zu Werner auch nach dem Abstieg im Sommer 2016 treu.

Der Stürmer eilte nach dem VfB-Absturz gen Leipzig und sagt heute: „Obwohl es mir wirklich sehr schwergefallen ist, den VfB zu verlassen, es war der richtige Zeitpunkt für den Wechsel. In Stuttgart hätte es vermutlich etwas länger gedauert, das Bubi-Image loszuwerden.“ Baumgartl entschied sich für das Stahlbad zweite Liga und meinte danach: „Ich bin froh, dass ich geblieben bin. Es geht in der zweiten Liga robuster zur Sache. Ich musste kämpfen lernen, dadurch bin ich ein kompletterer Spieler geworden.“ Was er zuletzt an der Seite von Benjamin Pavard (21) eindrucksvoll unter Beweis stellte. Dass Baumgartl mit dem Tempo der Werner-Karriere nicht ganz Schritt halten konnte, liege auch an seiner Position, findet Ilija Aracic.

Besonderes Spiel für Werner

„Timo Werner war immer schon Stürmer und konnte durch Tore auf sich aufmerksam machen“, sagt der Kroate, „bei Innenverteidigern spielen Souveränität, Sicherheit und Routine eine größere Rolle. Zudem musste sich Timo Baumgartl auch körperlich entwickeln.“ Aus dem „großen Schlaks“ sei eine „Säule“ der VfB-Defensive geworden. Und einer, dem es Aracic durchaus zutraut, auch einmal im Kreis der A-Nationalmannschaft zu stehen. Ein starker Auftritt gegen den alten Weggefährten könnte diese Entwicklung befeuern. Wenn es denn dazu kommt.

RB-Trainer Ralph Hasenhüttl begegnet der Zusatzbelastung erst durch die Champions und jetzt durch die Europa League meist mit Wechselspielchen. Timo Werner kickte am Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel gegen Zenit St. Petersburg stark, bereitete einen Treffer vor und schoss ein Tor. Was einerseits für eine Pause spricht. Andererseits weiß auch Hasenhüttl um die besondere Partie für seinen Schützling. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Timo unbedingt dabei sein will“, sagt er und scherzt: „Ich lasse ihn auch gerne spielen – wenn er wieder trifft.“

Dafür gibt es allerdings nicht einmal bei Timo Werner eine Garantie – schließlich ist da jemand, der das gerne verhindern würde.

VfB Stuttgart - Bundesliga

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