Die Bahn will die Lebensbedingungen für den Juchtenkäfer im Wald zwischen Schönaich und Waldenbuch verbessern. Rund 400 000 Euro werden langfristig investiert. Foto: factum/Bach

Als Ausgleich für sechs Bäume im Rosensteinpark, die wegen des S-21-Tunnels Bad Cannstatt gefällt werden mussten, verbessert die Bahn nun die Lebensbedingung für die Insekten im Schönbuch.

Stuttgart/Waldenbuch - Mit diesem Artenschutzprojekt betreten die Deutsche Bahn und die Forstbehörde des Landkreises Böblingen Neuland: Als Ausgleich für die sechs alten Baumriesen, die im Februar für den Bau des S-21-Tunnels Bad Cannstatt gefällt werden mussten, sollen im Schönbuch bei Waldenbuch die Lebensbedingungen für den Juchtenkäfer dauerhaft verbessert werden. Das Vorhaben ist langfristig angelegt. Rund 400 000 Euro stehen dafür bereit.

Die EU-Kommission hatte die Maßnahme im Zuge des Planänderungsverfahrens gefordert. „Ein Umsiedeln der Käfer ist nicht möglich, deshalb haben wir uns entschieden, ein Gebiet nachhaltig aufzuwerten, in dem die geschützten Insekten bereits leben“, erklärte der Pressesprecher des DB-Projekts Stuttgart-Ulm Jörg Hamann. Den idealen Ort dafür hat man im Wald zwischen den Böblinger Kreisgemeinden Waldenbuch und Schönaich nun gefunden.

„Es gibt im Distrikt Weilerberg zwei Areale, in denen der Juchtenkäfer heimisch ist. Unser Ziel ist es, diese miteinander zu verbinden und auf einer Fläche von etwa 12,4 Hektar optimale Lebensräume für den streng geschützten Holzkäfer zu schaffen. Das wurde meines Wissens so noch nirgendwo umgesetzt“, sagte die DB-Artenschutzexpertin Hildegard Engels am Dienstagnachmittag bei der Vorstellung des Projekts.

Ob die Käfer das Angebot annehmen, bleibt abzuwarten

Kooperationspartner der Bahn ist das Böblinger Landratsamt. Die Experten der Kreisforstbehörde haben das Konzept ausgearbeitet und übernehmen dessen Umsetzung. Der stellvertretende Landrat Martin Wuttke stellte das Gesamtpaket vor: „Geplant sind kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen. Im Grundsatz geht es darum, ideale Lebensbedingungen für den Juchtenkäfer zu schaffen.“

Weil sich die Insekten in den Hohlräumen alter Baumveteranen – vorzugsweise Eichen – besonders wohl fühlen, wurden 36 Bäume ausgewählt, die künftig als mögliche Behausung für den Juchtenkäfer dienen sollen. „In einem ersten Schritt werden zwölf Bäume so freigestellt, dass sie eine bessere Sonneneinstrahlung haben. Zwölf weitere Bäume werden mit künstlichen Löchern versehen, die sich mittelfristig zu Höhlen entwickeln können. Im langfristigen Bereich pflegen wir zwölf Eichen, die sich zu Potenzialbäumen entwickeln sollen“, erklärte der Erste Landesbeamte Wuttke.

Ob die Käfer das neue Wohnraum-Angebot im Schönbuch annehmen, bleibt abzuwarten. Jan Stegner, Fachgutachter der Deutschen Bahn, wagte keine Prognose. „Wir können nur die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen. Ob sich die Käfer an unseren Plan halten, wissen wir nicht“, sagte er. Das Projekt wird durch ein Monitoring-Konzept begleitet und regelmäßig kontrolliert. Mit ersten verlässlichen Hinweisen auf eine Ausbreitung des Juchtenkäfers rechnen die Experten frühestens in fünf Jahren.