Alte Baumbestände würden auch in Weil der Stadt Baumgräber möglich machen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Nicht nur das Urnengrab wird immer beliebter. Auch Beisetzungen unter Bäumen, in Gemeinschaftsgräbern oder anonym soll es auf den fünf Weiler Friedhöfen bald geben.

Auch das Sterben bleibt von Trends nicht verschont: Lange war die klassische Erdbestattung erste Wahl bei Angehörigen, inzwischen halten aber auch alternative Bestattungsformen immer mehr Einzug auf deutschen Friedhöfen. Nur noch zwölf Prozent der Bundesbürger wünschen sich inzwischen ein klassisches Sarggrab, großer Beliebtheit erfreuen sich dafür etwa Urnenbeisetzungen im Grabwald. Das hat eine im Oktober veröffentlichte Forsa-Umfrage von Aeternitas, einer Verbraucherinitiative für Bestattungskultur, herausgefunden. Die Gründe für diesen Wandel sind vielfältig: Bestattungskosten gehören ebenso dazu wie Grabpflege, die manche Menschen ihren Angehörigen nicht mehr auflasten möchten.

Für viele Friedhöfe bedeutet das auch: Umplanen. Denn um alternative Bestattungsformen anbieten zu können, braucht es zunächst einmal Platz. So hatte der Gemeinderat der Enzkreis-Gemeinde Friolzheim erst vor wenigen Monaten beschlossen, neue Urnenstelen auf dem Friedhof anzubringen, weil der Platz an den bestehenden Stelen knapp wurde.

Zwei Drittel der Bestattungen in Weil der Stadt sind in der Urne

Ein Trend bei den Bestattungswünschen der Bürgerinnen und Bürger zeichnet sich auch in Weil der Stadt ab. 2010 betrug der Anteil der Urnenbestattungen hier noch rund 55 Prozent, 2021 waren es bereits 67 Prozent. Neben dem klassischen Sarg-Erdgrab sind in der Keplerstadt bereits jetzt Urnenbestattungen im Reihengrab und – je nach Ortsteil – auch Urnenbestattungen in anonymem Rasengrab, Stele oder Wand möglich.

Auch Nachfragen zu Gemeinschafts- oder anonymen Gräbern erreichen immer wieder das Rathaus, erklärte Bürger- und Ordnungsamtsleiter Daniel Grömminger in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. „Das Interesse an alternativen Bestattungsformen nimmt stetig zu.“ Das Thema wurde im Gemeinderat bereits vor einigen Jahren debattiert, „wo man wohl sehr zurückhaltend war“, ergänzt Erster Beigeordneter Jürgen Katz. Nun tue sich in der Entwicklung aber einiges, auch bei den Bedürfnissen der Angehörigen, etwa in Sachen Grabpflege. „Viele Angehörige wohnen einfach nicht mehr vor Ort“, so Katz.

Verschiedene Möglichkeiten auf fünf Friedhöfen

Welche alternativen Bestattungsformen auf den fünf Friedhöfen der Keplerstadt umgesetzt werden können, will die Verwaltung also nun herausfinden – und hat dafür eine erste Potenzialanalyse erstellt. Laut dieser wären Gemeinschaftsgrabanlagen auf allen fünf Friedhöfen, eine anonyme Urnenbestattung in der Kernstadt und Merklingen, Urnenstelen in Schafhausen und Sarg-Rasengräber in Merklingen möglich. Auch auf dem Friedhof in Hausen wären diese Bestattungsformen möglich, hier sieht die Verwaltung jedoch aktuell noch keine entsprechende Nachfrage.

Noch nicht fest steht, in welcher Form genau diese Bestattungsarten umgesetzt werden, das möchte die Verwaltung nach einem einstimmigen Beschluss des Gemeinderats nun konzipieren. Verschiedene Möglichkeiten stehen der Stadt dabei offen. Ein anonymes Urnengrab könne man etwa mit einer Stele bestücken, auf der alle Namen ohne genauen Standort geschrieben sind – oder ganz anonym, erklärte Grömminger in der Sitzung.

Genossenschaft könnte Pflege von Gemeinschaftsgräbern übernehmen

Auch in Sachen Gemeinschaftsgrab gibt es unterschiedliche Konzepte. Als Beispiel nannte Grömminger etwa die Gemeinschaftsgräber auf dem Friedhof in Renningen. Dort kümmert sich eine Art Genossenschaft, zu der auch Friedhofsgärtner und Steinmetze gehören, um die ausgeschriebenen Gemeinschaftsgräber. Den Angehörigen kann damit ein „Rundum-sorglos-Paket“ angeboten werden, weil die Genossenschaft auch die Grabpflege übernimmt. Alte Baumbestände auf allen fünf Friedhöfen machen in Weil der Stadt zusätzlich eine Baumbestattung möglich, in welcher Form – also mit oder ohne Namensnennung am Baum –, ist aber noch nicht klar. Ursprünglich nicht mit in die Potenzialanalyse eingeschlossen hatte die Verwaltung die Einrichtung von sogenannten Friedwäldern, also extra für die Bestattung ausgeschriebenen Waldstücken. Grund für die Entscheidung waren laut Katz unter anderem umfangreiche Prüfungen, die dafür nötig wären. Auch die Zugänglichkeit des Waldstückes ließ die Stadt wohl zweifeln: „Der Wald ist per se nicht behindertengerecht“, so Katz. Bei den Stadträten, die sich allesamt sehr positiv über die Pläne zu alternativen Bestattungsformen aussprachen, kam die Idee eines Friedwaldes trotzdem so gut an, dass die Stadtverwaltung nun auch diese Form mit in ihre Planungen aufnehmen will.

Mit dem Gemeinderatsbeschluss kann die Verwaltung nun in die genauen Planungen einsteigen. Auf die Rückmeldung aus der Bürgerschaft zu den Plänen ist die Verwaltung derweil gespannt: „Dann sehen wir, wie die Nachfrage ist“, so Katz.