Eigentlich sollten im Gewerbegebiet Bonholz längst die Bagger rollen. Foto: Claudia Barner

Erst 2,9 Millionen, dann 3,4 Millionen, jetzt 3,9 Millionen: Der gemeinsame Bauhof von Waldenbuch und Dettenhausen wird immer teurer. Dabei sind die Bagger noch nicht einmal vorgefahren.

Waldenbuch - Die Baubranche boomt, die Preise explodieren und die Suche nach einem Handwerker mit freien Terminen wird zur Glückssache. Unter der angespannten Situation leiden auch die Kommunen. Diese Erfahrung machen momentan die beiden Nachbargemeinden Waldenbuch und Dettenhausen. Seit drei Jahren planen sie den Bau eines neuen gemeinsamen Bauhofs. Die Ausschreibung der Arbeiten erweist sich nun als Hürdenlauf, der das Projekt weiter in die Länge zieht und die Kosten in die Höhe treibt.

Im Januar 2017 schien alles klar. Bei einem Treffen im Rathaus von Dettenhausen wurde der Terminplan für die neue Bauhof-Zentrale im Waldenbucher Gewerbegebiet Bonholz festgezurrt. Die Erdarbeiten sollten am 15. Mai beginnen. Ende Juni rechnete man mit dem Start der Hochbauarbeiten. Da sich die voraussichtlichen Kosten für das Projekt durch Nachberechnungen, fehlende Puffer und Auflagen der Baubehörden während der Planungsphase bereits von etwa 2,9 Millionen auf 3,5 Millionen Euro (Stand Februar 2017) hochgeschraubt hatten, entschieden sich die Mitglieder des Zweckverbands für die Beauftragung eines Generalunternehmers.

Die Gewerke werden nun einzeln ausgeschrieben, um Kosten zu sparen

„Wir haben uns von diesem Schritt mehr Kostensicherheit versprochen“, sagte der Verbandsvorsitzende und Dettenhausener Bürgermeister Thomas Engesser. Doch die Rechnung ging nicht auf. Im Februar 2017 wurden die Ausschreibungsunterlagen versandt. Nach Ablauf der Frist kam der Frust: Zwei Angebote waren eingegangen. Beide konnte der Zweckverband nicht akzeptieren. „Das waren Mondpreise, die weit über unserem Kostenrahmen lagen und wirtschaftlich nicht darstellbar waren“, berichtete Thomas Engesser.

Die Ausschreibung wurde daraufhin aufgehoben. Nun beginnt das Prozedere von vorn. Das Architekturbüro wurde ausgewechselt. Mit dem neuem Partner und einer neuen Strategie ging die Verbandsversammlung am Mittwochabend in die nächste Runde. „Die Gewerke werden nun einzeln ausgeschrieben“, erklärte Thomas Engesser, der sich davon mehr Rücklauf und bessere Preise erhofft. „Wir haben im Dettenhausener Gemeinderat einen Kostendeckel von 3,5 Millionen Euro beschlossen. Unser Ziel bleibt es, ihn einzuhalten“, betonte der Schultes.

Das wird vermutlich nicht gelingen. Der Geschäftsführer des Zweckverbands, Hans-Peter Fauser, hat den Finanzplan für das Bauvorhaben überarbeitet. Seine aktuelle Hochrechnung liegt bei 3,9 Millionen Euro. Das dicke Plus von 400 000 Euro entsteht vor allem durch den Wechsel des Planungsbüros und eine bereits einkalkulierte Baupreissteigerung von zehn Prozent.

Thomas Engesser wirbt um Verständnis. „Mir ist bewusst, dass es als Ärgernis empfunden wird, wenn ein Bauvorhaben der öffentlichen Hand immer teurer wird. Dafür gibt es jedoch einen Grund.“ Früher habe der Index für die Baupreissteigerungen pro Jahr bei ein bis zwei Prozent gelegen. Das habe sich grundlegend geändert. Allein im letzten halben Jahr seien die Preise um fünf bis zehn Prozent nach oben geschossen.

Im November wird entschieden, ob der Kostendeckel angehoben wird

Um den Erfolg der erneuten Ausschreibung nicht zu gefährden, ist das Gremium von seinem ambitionierten Zeitplan abgerückt. Ursprünglich sollte mit den Rohbauarbeiten am 30. Oktober begonnen werden. „Das ist sportlich und setzt voraus, dass wir lauter taugliche Angebote haben“, mahnte die Architektin Tilly Trautmann. Auch der Waldenbucher CDU-Stadtrat und Bauunternehmer Dietrich Ruckh setzte sich für ein gemäßigteres Tempo ein. „Die Terminbücher sind rappelvoll. Wenn wir einen knappen Fixtermin wählen, ist es wahrscheinlich, dass höhere Preise gefordert werden“, gab er zu bedenken.

Das Gremium entschied: Die Ausschreibung soll am 25. August erfolgen. Bis zum 5. November muss das Ergebnis vorliegen. Auf Grundlage der tatsächlichen Kosten entscheidet der Dettenhausener Gemeinderat am 14. November darüber, ob und wie weit der Kostendeckel angehoben werden soll. Gibt das Gremium grünes Licht, kann die Verbandsversammlung die Hochbauarbeiten mit einem guten halben Jahr Verzögerung am 22. November vergeben. Für die Vergabe der Erdarbeiten und die Beseitigung der Altlasten gab es bereits in der aktuellen Sitzung ein positives Votum. Drei Angebote lagen vor. Mit rund 111 000 Euro liegen die Ausgaben nun rund 16 000 Euro unter den erwarteten Kosten. „Das zeigt uns, dass es trotz des anhaltenden Konjunkturbooms möglich ist, hier und dort auch Kosten einzusparen“, stellte Thomas Engesser erleichtert fest.