Für das Gebiet Heumaden-Süd wird aktuell im großen Stil geplant. Vor Ort gibt es allerdings Gewerbetreibende und einen Hundesportverein. Unser Bild zeigt (von links): Thomas und Joachim Schöpfer von Holzbau Schöpfer, Stuckateur Sebastian Zaiser, Fliesenleger Andreas Thermann sowie die Jugendwartin der Hundesportfreunde Degerloch, Brigitte Janke, mit Sohn Samuel und Hund Lille. Foto: Caroline Holowiecki

Heumaden-Süd soll neu geordnet werden, dafür gab es eine große Bürgerbeteiligung. Ausgeklammert fühlen sich allerdings die Gewerbetreibenden und die Hundesportfreunde vor Ort. Die Stadt sagt, dass sie weichen müssen.

In der Ferne färbt sich der Himmel über Heumaden dunkel, die Sonne verschwindet nach und nach hinter Wolken. Der Wetterumschwung ist sinnbildlich für das, was sich aktuell am Schwarzäckerweg abspielt. Acht Handwerksbetriebe sind an der Sackgasse im Süden des Stadtteils angesiedelt, vor allem mit Materiallagerflächen, zudem hat dort der Verein Hundesportfreunde Degerloch sein Gelände. Sie alle sollen die von der Stadt gepachteten Flächen räumen. Das ist ihnen im Januar in einem Brief aus dem Liegenschaftsamt mitgeteilt worden. Die Flächen sollen demnach voraussichtlich in vier bis fünf Jahren einer neuen Nutzung zugeführt werden. „Bitte planen Sie daher rechtzeitig eine Verlagerung Ihrer Nutzung“, heißt es im Brief.

 

Dass sich in dem Gebiet etwas ändern soll, steht seit 2019 fest. Da stimmte der Gemeinderat einem Antrag aus dem Sillenbucher Bezirksbeirat zu, wonach ein ganzheitliches Konzept für Heumaden-Süd erarbeitet werden sollte, nachdem man sich nicht auf eine Fläche für eine Schulansiedelung hatte einigen können. Im November 2021 war der Prozess rund ums Entwicklungskonzept schließlich angelaufen, inklusive Bürgerbeteiligung und -werkstätten. Entstehen könnten in dem Gebiet neben Wohnungen eine Kita, ein Pflegeheim, besagter Schulneubau und mehr.

54 Arbeitsplätze stünden in Summe auf dem Spiel

Die Handwerker und der Verein fühlen sich indes ausgeklammert. In einem schriftlichen Hilferuf an Politik und Stadt monieren sie, „vollkommen übergangen“ worden zu sein. Der Ärger ist groß. Der Zimmermannsbetrieb Holzbau Schöpfer etwa hat hier, auf dem einstigen Bauhofgelände des Gartenbauamts, seit 1976 seinen Sitz. Die Brüder Joachim und Thomas Schöpfer führen die Firma in zweiter Generation. Sie wollen ebenso am liebsten bleiben wie der Stuckateur Sebastian Zaiser oder der Fliesenleger Andreas Thermann. 54 Arbeitsplätze stünden in Summe auf dem Spiel.

Alternativen bietet die Stadt nicht an. Bei der Suche nach Ersatzstandorten könne man sich gern an die Wirtschaftsförderung wenden, heißt es im Brief. „Allerdings fehlen aktuell stadtweit Gewerbeflächen, so dass aktuell leider keine Lösungsmöglichkeiten in Aussicht gestellt werden können“, liest man. Für die Handwerker ist das eine Enttäuschung. Gegen einen Umzug stemmen sie sich nicht grundsätzlich, den Stadtbezirk verlassen wollen sie jedoch nicht, allein schon wegen der Stammkundschaft. „Jetzt reden alle von CO₂, und dann vertreiben wir die Handwerker“, sagt Sebastian Zaiser. „Das machen die Mitarbeiter nicht mit“, fügt Andreas Thermann an. Auch bei den Hundesportlern fühlt man sich abgetan. „Sie sagen, wir können uns einem anderen Verein anschließen“, sagt Brigitte Janke, die Jugendwartin. Sie spricht von mehr als 300 Mitgliedern.

Stadträte sprechen von einer „existenzbedrohenden Situation“

Mittlerweile hat die Politik reagiert. Mitte Juli haben sich Bezirksbeiräte die Situation vor Ort angeschaut, Ende Juli folgte eine Anfrage im Gemeinderat, die Stadträte aus CDU, SPD, Grünen, Freie Wähler und FDP unterschrieben hatten. Darin erbitten sie Auskunft, wie in der Angelegenheit verfahren wird. Von einer „existenzbedrohenden Situation“ ist die Rede. „Wir sehen daher mit Sorge, dass diese wichtigen wohnortnahen Handwerksbetriebe gezwungen werden, aus der Landeshauptstadt abwandern zu müssen.“

So reagiert die Stadt auf die Vorwürfe

Bei der Stadt will man nicht jede Kritik auf sich sitzen lassen. „Der Verein der Hundesportfreunde Degerloch war einer von 22 Schlüsselakteuren im Rahmen des Entwicklungskonzepts“, teilt der Sprecher Oliver Hillinger fürs Fachamt mit, und auch alle anderen Interessierten hätten sich jederzeit informieren können. Da die fraglichen Flächen gemäß geltendem Recht als öffentliche Grün- und Verkehrsflächen festgesetzt seien, seien diese auch bisher planungsrechtlich nicht für gewerbliche Nutzungen gesichert gewesen und hätten spätestens bei der Umsetzung des rechtsverbindlichen Bebauungsplans aufgegeben werden müssen. „Leider verfügt die Landeshauptstadt nicht über für Lagernutzungen geeignete Ersatzflächen“, teilt er mit.

Eine Tür lässt er offen: „Für Gewerbebetriebe sollen im Entwicklungsbereich künftig zumindest kleinere Flächen ausgewiesen werden.“ Sie könnten gegebenenfalls für die Betroffene Optionen darstellen. Eine Machbarkeitsstudie werde angestrebt, im Fall der Hundesportfreunde ist indes allenfalls von Kontakten, die man herstellen könne, die Rede. „Die Möglichkeit einer Kooperation mit einem anderen Hundesportverein wird als eine potenzielle Lösung betrachtet.“ Die Rückmeldung zur Gemeinderatsanfrage sei in Arbeit und werde im zuständigen Ausschuss „in den kommenden Wochen“ auf die Tagesordnung kommen, die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung rund ums Entwicklungskonzept Heumaden-Süd sollen laut Oliver Hillinger voraussichtlich im Dezember in den Gremien aufschlagen. „Der Beschluss wird voraussichtlich Ende des Jahres gefasst.“