Letzte Reste der Schrebergartenkolonie: Baugebiet Esslinger Weg I. Foto: her

Drei der zehn Grundstücke im Bereich Esslinger Weg I gehören der Stadt und werden vom Siedlungswerk realisiert. Der Baubeginn für diese 25 Wohnungen erfolgt im Sommer 2020. Insgesamt sind auf dem Areal bis zu 100 Einheiten vorgesehen.

Fellbach - Kleine Hütten, gepflegte Äcker? Das war einmal. Stattdessen fast schon Tabula rasa im Südwesten von Schmiden. Alles platt: Von der bisherigen Schrebergartenidylle entlang der Zeppelinstraße ist nicht mehr viel übrig. Stattdessen stehen im Eckbereich der Wiese zwei große Abfallcontainer. Darin haben die bisherigen rund zwei Dutzend Kleingärtner in den vergangenen Wochen die unbrauchbaren Überbleibsel ihrer Holzhäuschen entsorgt. Ein Bürger offenkundig aus der näheren Umgebung schleicht übers Gelände und entfernt mit einer Zange noch einige Metallstangen, ehe er zu Fuß mit seiner Beute das Weite sucht.

Die Anne-Frank-Schule und das Kinderhaus Schatzkiste liegen in unmittelbarer Nähe

Nur noch ein paar Monate, dann rücken hier die Bagger an und graben das einstige Staudenparadies komplett auf. Denn das gut 150 auf 50 Meter umfassende Areal wird zum neuen Baugebiet Esslinger Weg I. Umrahmt von der Wirtembergstraße im Osten und dem Elsa-Brändström-Weg im Westen und einen kräftigen Steinwurf entfernt von der Siemensstraße im Süden sind auf diesen 8500 Quadratmetern bis zu 100 neue Wohnungen möglich. – was gut passt in die von der Stadtchefin Gabriele Zull initiierte Wohnbauoffensive. Die Anne-Frank-Schule und das Kinderhaus Schatzkiste liegen in unmittelbarer Nähe.

Unterteilt ist das Gebiet in zehn Baugrundstücke, bei dreien davon mit einer Gesamtfläche von 1850 Quadratmetern ist die Stadt Fellbach die Eigentümerin. Für diese Flächen ging es nun darum, die bestmögliche Entwicklung zu erzielen. Zehn Büros stellten ihre Ideen vor.

Ende Januar 2019 tagte erstmalig die Bewertungskommission, bestehend aus Vertretern des Gemeinderates und der Stadtverwaltung. In mehreren Durchgängen wurden die Arbeiten analysiert. Am Ende des mehrstufigen Verfahrens gab es unter den potenten Interessenten einen klaren Favoriten: Die Jury sprach einstimmig eine Empfehlung für die Bewerbergemeinschaft Siedlungswerk GmbH Stuttgart und das Architekturbüro Nike Fiedler Stuttgart aus.

Der Einzug könnte dann Ende 2022 erfolgen

Das Siedlungswerk – 1948 gegründet und eines der führenden Wohnungs- und Städtebauunternehmen in Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgarter Heusteigviertel – habe die von der Stadt Fellbach vorgegebenen Kriterien „hervorragend umgesetzt“, lautete nach einer Mitteilung der Stadt das Urteil der Experten. Folgerichtig beschloss der Fellbacher Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung bereits Ende Februar, wie das Pressereferat jetzt bekannt gab, die Entwicklung der Grundstücke an das Siedlungswerk zu vergeben.

Die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft wird auf den drei Grundstücken 25 Wohnungen errichten, von denen über zwei Drittel geförderte Mietwohnungen sein werden. Den Baubeginn prognostiziert Christoph Welz, Architekt und Leiter der Projektentwicklung des Siedlungswerks, noch für den Sommer 2020. Der Einzug könnte dann Ende 2022 erfolgen.

17 der 25 Wohnungen werden daher nach Fertigstellung als geförderte Wohneinheiten angeboten

„Der Entwurf überzeugte durch seine gut funktionierende, flexiblen Grundrisse, den Wohnungsmix und das Wohnungsangebot“, stellte die Jury nach dem Wettbewerb fest. In einem derartigen Konzeptwettbewerb wird die Baufläche zu einem festgelegtem, am Bodenrichtwert orientierten Preis verkauft. Mit dem reduzierten Kaufpreis verpflichtet sich der künftige Bauherr aber, bestimmte Vorgaben zu erfüllen. „Im Entwurfs- und Nutzungskonzept müssen Wohnungen für verschiedene Interessentengruppen enthalten sein. Wir wollen einen guten Mix sowie ein nachhaltiges Energie- und Mobilitätsangebot“, lautet die eindeutige Forderung der Stadt.

17 der 25 Wohnungen werden daher nach Fertigstellung als geförderte Wohneinheiten angeboten, acht Wohnungen gehen als frei finanzierte Eigentumswohnungen auf den Markt. Es überwiegen Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen, die durch einige größere ergänzt werden. Die 34 benötigten Stellplätze sind in einer Tiefgarage, die über die Gebäude zugänglich ist, untergebracht.

Entlang der Zeppelinstraße befinden sich derzeit noch circa 30 Stellplätze

Auf dem gesamten Areal Esslinger Weg I mit insgesamt zehn Grundstücken werden in den kommenden Jahren mehrere Mehrfamilienhäuser entwickelt, in denen bis zu 100 neuen Wohneinheiten möglich sind.

Entlang der Zeppelinstraße befinden sich derzeit noch circa 30 Stellplätze, die von Anwohnern der nahegelegenen Häuser angemietet sind. Zunächst hieß es, diese Parkflächen kämen komplett weg, was manchen Protest auslöste. Vor gut eineinhalb Jahren versprach die Fellbacher Baubürgermeisterin Beatrice Soltys dann im Lokalparlament, dass es zwar keine privaten, aber doch weiterhin öffentliche Stellplätze in ähnlicher Anzahl geben werde. „Wir sehen uns in der moralischen Pflicht, wieder etwas anzubieten“, erklärte Soltys seinerzeit im Gemeinderat.