Naherholung oder Platz für Wohnraum? Der Rat muss abwägen. Foto: factum/

In jedem Ortsteil der Großen Kreisstadt ist Wohnungsnot. Nun wird Raum in Hirschlanden geschaffen. Die Diskussion darüber ist komplex.

Ditzingen - Aus der Luft betrachtet sieht die Fläche aus wie ein liegender, nach rechts spitz zulaufender, begrünter Keil. Östlich begrenzt von der Mercedesstraße, der Zufahrtsstraße ins Gewerbegebiet, im Westen eingerahmt von der Bergstraße, die das ansteigende Gelände treffend benennt. Auf dieser elf Ar großen Grundfläche soll sowohl Wohnraum entstehen, als auch eine Kindertagesstätte möglich sein. „Es bedarf einer feinen Planung, damit es sich nachher gut einpasst“, sagt die Ortsvorsteherin Barbara Radtke.

So sehr die Hirschlander grundsätzlich die innerstädtische Verdichtung gutheißen, so sehr wird nun das Maß der Bebauung diskutiert. Der Gemeinderat wird sich nächste Woche mit dem Thema befassen.

Enormes Diskussionspotenzial

Das Gebiet vereint alle Aspekte in sich, die bei einer Bebauung diskussionswürdig sein können: Die Fläche ist bisher locker bis gar nicht bebaut, deshalb ist sie für die Hirschlander eine Naherholungsfläche. Wie zum Beweis befindet sich dort ein Wasserspielplatz mit Biotop – „viel ist daran gemacht worden“, sagt Radtke über die Gestaltung des Areals in der jüngeren Vergangenheit. Geht es nach den Hirschlandern, soll der Erholungsfaktor erhalten bleiben.

Gleichwohl drängen auch die Hirschlander – wie alle anderen Ortsteile der Großen Kreisstadt – durch Schaffung von Wohnraum der Not auf dem Wohnungsmarkt zu begegnen. So wollen sie auch verhindern, dass die nächste Generation den Ditzinger Ortsteil verlassen muss, weil sie dort, wo sie groß wurde, weder Haus noch Wohnung finden.

Einerseits werde eine „Bebauung begrüßt“, fasst die CDU-Stadträtin die Überlegungen des Ortschaftsrats zusammen. Andererseits schätze man eben auch die Grüne Lunge, die dieser Bereich für Hirschlanden darstelle.

In dieser Situation haben sich Ortschaftsrat und Gemeinderat mit zwei grundsätzlichen städtebaulichen Entwürfen zu befassen. Ein Plan stammt aus der Feder der Stadtverwaltung. Ein zweiter wurde im Mai vergangenen Jahres von den Eigentümern des Areals vorgelegt. Zwischen 90 und – in der dichteren Bebauung – 98 Wohneinheiten in zwei- und dreigeschossigen Gebäuden könnten inmitten von Hirschlanden entstehen. Ein Teil davon soll geförderter Wohnungsbau sein, die vergünstigten Mietkonditionen also festgeschrieben werden.

Lärmschutz soll geprüft werden

Noch ist die Entscheidung nicht gefallen, noch ist der Bebauungsplan nicht auf den Weg gebracht. Wenn sich der Gemeinderat nächste Woche mit dem neuen Wohnquartier befasst, dann wird er sich nämlich zudem mit dem Lärmschutz zu beschäftigen haben. Weil sich in unmittelbarer Nähe Gewerbebetriebe befinden, soll die Lärmbelastung untersucht werden, um zu klären, was möglich ist. So wolle man Schwierigkeiten im Voraus vermeiden, etwa dass die künftigen Anwohner über zu hohe Belastung klagen. Zumal die Hirschlander an dem Gewerbegebiet festhalten. Man müsse diese Problematik heutzutage schlicht „auf dem Radar haben“, konstatiert Radtke. Die Verwaltung schlägt deshalb vor, den Wettbewerb um den besten städtebaulichen Entwurf von einem Ingenieurbüro begleiten zu lassen.