Der Anfang für die Erschließung des neuen Baugebiets am Fuß der Burg Lichtenberg ist gemacht. Foto: Ralf Poller/avanti

Am Fuß des Oberstenfelder Lichtenbergs soll Platz für 80 bis 100 Wohneinheiten entstehen. Schon jetzt gibt es fast 600 Interessenten.

Die Zeit bis zur Konkretisierung des neuen Baugebiets Dürren IV war mit sechs Jahren ungewöhnlich lang. Außerordentlich lang ist aber auch die Liste der Interessenten, die schon jetzt auf einen der voraussichtlich 36 Bauplätze hoffen, auf denen, so die aktuellen Planungen, 80 bis 100 Wohneinheiten in 16 Einzelhäusern, acht Doppelhaushälften, sechs Reihenhauseinheiten und sechs Mehrfamilienhäuser entstehen sollen. Anfang Februar lag die Zahl der Bauwilligen noch bei etwa 200, zum Zeitpunkt des Spatenstichs am Montag sprach Bürgermeister Markus Kleemann bereits von 570 Parteien, die künftig in attraktiver Lage unter dem Lichtenberg wohnen wollen. Die Zahl der Interessenten zeigt auch, wie groß der Druck der Wohnungssuchenden in der Gemeinde ist.

Bauplätze werden nach Kriterienkatalog vergeben

„Wohlfühlplätze“ sollen auf dem 2,3 Hektar großen Gelände entstehen, das bislang eine Wiese war, verkündete Kleemann. Immerhin handle es sich um „ein wunderschönes Gelände“. Bis Ende des Jahres soll die Erschließung abgeschlossen sein, um die Plätze bewerben kann man sich ab Juni. Gemeinderat und Verwaltung haben dafür ein Punktesystem ausgearbeitet, das seit Juli 2020 generell für die Vergabe von Bauplätzen in der Kommune gilt. Dabei geht es etwa darum, ob man im Ort lebt oder arbeitet, ob man Kinder oder pflegebedürftige Angehörige hat und ein Ehrenamt bekleidet. Für die Vergabe von Plätzen für Mehrfamilien- und Reihenhäuser gelten andere Kriterien; beispielsweise spielt es eine Rolle, ob Wohnraum in verschiedenen Größen oder zu bezahlbaren Preisen angeboten wird. Auch die Ökologie wird berücksichtigt.

Stichwort Ökologie: Sie war einer der Gründe, warum es mit dem neuen Baugebiet zwischen Aufstellungsbeschluss und Erschließungsbeginn so lang gedauert hat. Aufwendige Monitoringarbeiten zur Bestimmung von Tierarten mussten durchgeführt und Eidechsen vergrämt werden.

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Ein weiterer Grund für den langen Vorlauf war, dass einige der Anwohner von Ziegel-, Dürren- und Schlossstraße, die bislang am Feldrand enden, nicht begeistert von dem erwarteten zusätzlichen Verkehrsaufkommen waren und Unterschriften gegen die Planung gesammelt hatten. „Man kann den Verkehr, der früher über drei Straßen führte, nicht auf zwei verteilen – das wird Probleme geben, die Dürrenstraße ist heute schon zum Teil verstopft“, sagte etwa Alfred van Zeist, der die Unterschriftenaktion initiiert hatte.

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Inzwischen hat er sich, bis auf die für ihn nach wie vor ungeklärte Frage des Verkehrs, weitgehend mit dem Baugebiet ausgesöhnt. Kleemann erklärte jetzt dazu, die drei Stichstraßen sollten alle genutzt werden, wobei die Ziegelstraße verlängert werde, die Dürrenstraße am Übergang schmal bleiben solle und der meiste Verkehr über die Schlossstraße rollen dürfte, die die breiteste Straße in dem Gebiet sei. Im Übrigen erwarte er „nicht übermäßig viel Verkehr, so viele Menschen sind es ja nicht und sie werden auch nicht so viel fahren, sagen Verkehrsexperten.“ Er räumte aber ein, dass das Wohnen zukünftig anders sein werde, da die Anwohner nicht mehr wie bisher am Feldrand leben.

Hoffnung auf moderate Quadratmeterpreise

Was erst jetzt vom Gemeinderat beraten und beschlossen werden soll, sind die Quadratmeterpreise. Eine gewisse Hoffnung, dass diese nicht extrem hoch ausfallen werden, gründet sich darauf, dass die Erschließungskosten etwa 800 000 Euro niedriger sind als ursprünglich kalkuliert. Sie liegen jetzt bei rund 1,3 Millionen Euro netto.

Der Rathauschef rechnet damit, dass Anfang des nächsten Jahres mit dem Bau von Häusern begonnen werden kann – abhängig davon, wie lang die Baugenehmigung durch das Landratsamt dauert. Immerhin: Da für das Gebiet ein Bebauungsplan existiert, passieren die Baugesuche den Technischen Ausschuss des Gemeinderats im Kenntnisgabeverfahren. Und das gehe schnell, wenn man sich an die Vorgaben des Plans halte.

Und noch einen weiteren Vorteil hat der lange Vorlauf: Inzwischen gibt es außer Dürren IV mit Am Krixenberg und Bottwarwiesen noch zwei weitere Neubaugebiete.