Südwest Bauernpräsident Joachim Rukwied: Er wurde am Dienstag für weitere vier Jahre wiedergewählt. Foto: dpa

Einmal im Jahr können die Acker-Funktionäre vor versammelter Mannschaft Dampf ablassen – ein Angebot, das sie selten ausschlagen.

Fellbach - Mitgliederversammlungen des Bauernverbands gleichen immer Generalabrechnungen – mit der Politik, mit der EU, mit den Kritikern in der Gesellschaft.

Einmal im Jahr können die Acker-Funktionäre vor versammelter Mannschaft Dampf ablassen – ein Angebot, das sie selten ausschlagen. Zumal in Baden-Württemberg eine grün-geführte Landesregierung den Ton angibt, und mit ihr liegt man in einigen Punkten überkreuz.

Mit Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) war der Bauernverband (LBV) lange im Dauerclinch. Zwar hat sich das Verhältnis mittlerweile deutlich entspannt, die allgemeine Regierungspolitik bietet aber immer noch reichlich Angriffsfläche.

Das Förderprogramm Meka schrumpfe immer weiter zusammen und die Verschärfung des Gewässerschutzes habe zu einem „verwaltungstechnischen Chaos“ geführt, sagte LBV-Hauptgeschäftsführer Peter Kolb am Dienstag vor mehreren Hundert Landwirten in der Fellbacher Schwabenlandhalle. Die Kritik der Bauern fällt so massiv aus, weil die Neuregelung nach Lesart der Bauern einem Eingriff ins Eigentum der Landwirte gleichkommt. So müssen in der Nähe von Gewässern Äcker in Grünflächen umgewandelt werden. In den kommenden Monaten entscheide man, ob man in der Sache Verfassungsklage einreiche, sagte Kolb.

Genügend Boden zum Pflügen zu haben ist seit Jahren eine der Hauptsorgen der Landwirte, vor allem seit die EU der intensiven Bewirtschaftung von Flächen einen Riegel vorschieben will. Südwest Bauernpräsident Joachim Rukwied, der am Dienstag für weitere vier Jahre wiedergewählt wurde, lässt daher keine Gelegenheit aus, auf dieses Thema hinzuweisen. Genügend Fläche sei schlicht nötig, um einer weltweit wachsenden Bevölkerung genügend Nahrungsmittel bereitzustellen. Der Export ist es denn auch, auf den die Landwirte ihre Hoffnungen setzen. Die europäischen Absatzmärkte sind im Wortsinn gesättigt. Der Kalorienverbrauch der teilweise schrumpfenden Bevölkerung lässt sich nicht mehr weiter steigern. Anders in den Schwellenländern Asiens. Besonders deutsche Milch- und Fleischprodukte sind dort gefragt, und die Essgewohnheiten sind gänzlich andere. Produkte, die hierzulande niemand anrühren würde, genießen in China Delikatessen-Status. „China will deutsche Schweineöhrchen“, sagt Rukwied. „Wir müssen solche Märkte stärker bedienen.“

Auch der Mindestlohn treibt die Bauern weiter um. Er frage sich, wie man die gesetzlichen Bestimmungen in Zukunft umsetzen solle und ob die jetzigen Arbeitsplätze auch in Zukunft angeboten werden könnten, sagte Rukwied.