Putzen und ausmisten: bei Clemens Luber dürfen die Kinder mitanpacken. Foto: Stoppel

Clemens Luber bringt Kindern seinen Hof und die Landwirtschaft nahe. Mit diesen pädagogischen Angeboten kann er den Betrieb erhalten, der eigentlich zu klein ist, um eine Familie zu ernähren.

Winterbach - Der Bauernhof von Clemens Luber liegt nicht nur idyllisch am Rande des Winterbacher Teilorts Engelberg, er ist es auch. In dem offenen Stall leben zehn Kühe auf einer dicken Strohschicht, in direkter Nachbarschaft sind die Schweine untergebracht. Die haben nicht nur jede Menge Auslauf, sondern bekommen sogar regelmäßig eine Bürstenmassage. In dem Demeter-Betrieb ist auch Platz für ein eigensinniges Huhn wie Kassandra. Das pickt an schlechten Tagen gerne mal Besucher ins Bein. „Aber sie ist eine gute Legehenne, deswegen behalte ich sie“, erklärt Clemens Luber den Schülern, die an diesem Tag zu Gast auf seinem Hof sind.

Nicht alle Anfragen können erfüllt werden

Rund 30 Wochen im Jahr kommen Klassen und Kindergartengruppen auf den Bauernhof, der zur benachbarten Waldorfschule gehört, und den Clemens Luber seit mehr als 20 Jahren gepachtet hat. Nur während der Heuernte oder in den Ferien macht Luber eine Pause: „Dann möchte ich für meine eigenen Kinder da sein“, sagt der 50-Jährige. Anfragen gäbe es auch für die restlichen Wochen mehr als genug. Darüber hinaus veranstaltet er Erlebnisnachmittage, Bienen- oder Jahreszeitenkurse.

Noch vor zehn Jahren hätte sich Clemens Luber nicht träumen lassen, dass er mit diesen Projekten seinen Hof erhalten kann. „Es war immer klar, dass wir kreativ sein müssen, um den Hof im Vollerwerb betreiben zu können“, erzählt Luber. Denn mit einer Größe von etwa 25 Hektar ist er eigentlich zu klein, um eine Familie zu ernähren. Luber setzte von Anfang an auf Direktvermarktung und stellte eigenen Käse her. „Aber wir hätten mächtig investieren müssen, um das im großen Stil betreiben zu können“, sagt Luber.

Die Kinder sollen eine richtige Aufgabe bekommen

Als Betrieb der Waldorfschule gehörte die pädagogische Arbeit ebenfalls schon immer dazu. Deren Schüler kommen gleich für mehrere Wochen auf den Hof. „Irgendwann hat die Lehrerin einer Schorndorfer Schule gefragt, ob sie nicht auch mit ihrer Klasse kommen kann.“ Clemes Luber übernahm das Modell der bestehenden Kooperation mit der Waldorfschule und machte ein Wochenprogramm daraus. Wichtig war und ist ihm dabei eins: „Ich will, dass die Kinder ganz nah ans Geschehen kommen. Ich will ihnen eine reale Aufgabe geben, die erledigt werden muss. Kinder merken, ob es ein Spiel ist oder ob sie gebraucht werden“, erzählt der Diplom-Agrarwirt.

Deswegen gehört es zu seinem Konzept, dass Eltern mitkommen und die Kinder in mehrere Gruppen aufgeteilt werden können. „Eine ganze Klasse kann nicht in den Schweinestall. Fünf, sechs Kinder schon.“ Die Kinder misten aus, sie füttern, sie putzen, sie bringen die Kühe auf die Weide, sie malen Körner für ihr frisches Müsli. Etwa zwei, drei Stunden sind sie pro Vormittag da, dann muss Luber weiterarbeiten: Auch wenn der Hof klein ist, der Schlepper fährt sich nicht von allein.

Manche hatten noch nie einen Besen in der Hand

Aber die Zeit reicht, um den Kindern Wissen über die Landwirtschaft zu vermitteln, und noch einiges mehr: „Sie müssen Mut beweisen, wenn sie in den Schweinestall gehen“, erzählt Luber, der es wichtig findet, den Kindern Raum zu geben, selbst Probleme zu lösen – etwa, wenn ein Schwein entwischt. Und sie lernen Alltagskompetenzen: „Manche hatten noch nie einen Besen in der Hand.“

Aus Rückmeldungen weiß Clemens Luber, dass viele Kinder noch lange von ihrem Aufenthalt auf seinem Hof schwärmen. Für ihn ist diese Begeisterung ein Stück Zukunftssicherung: „Wer gesehen hat, wie Landwirtschaft funktioniert, kann später eine Entscheidung darüber treffen, ob er Produkte aus Massentierhaltung kauft“, sagt er, der seinen Hof nicht nur als Lernort, sondern auch als Lebensschule sieht.