Landwirte: Kosten des Weizens rechtfertigen Teuerung nicht - "Handeln unseriös".

Deizisau - Naturkatastrophen verursachen Ernteausfälle, Kunden müssen für Nahrungsmittel mehr zahlen. Die Bauern wollen dafür aber nicht verantwortlich gemacht werden. Ihre Erträge bleiben wegen des schlechten Wetters unter Druck.

Angesichts steigender Lebensmittelpreise hat der Präsident des Baden-Württembergischen Bauernverbands (LBV), Joachim Rukwied, Teile der Lebensmittelbranche hart kritisiert. "Wenn jetzt Bäckereien ihre Preise erhöhen, hat das nichts mit dem Weizenpreis zu tun", sagte Rukwied am Dienstag. Der Wert des Weizens in einem Brötchen sei verschwindend gering. Derzeit betrage er maximal 0,8 Cent.

Der Bauernpräsident reagierte damit auf Aussagen des Chefs der Bäckereikette Kamps, Jaap Schalken, vom Wochenende, der mögliche Preissteigerungen für Backwaren mit dem wegen Ernteausfällen in Asien und Russland stark gestiegenen Weizenpreis begründet hatte.

Wer die derzeitigen Ernteausfälle in Russland und Pakistan hernehme, um Preissteigerungen bei Brot zu rechtfertigen, der handele "unseriös und auf dem Rücken der Bauern", sagte Rukwied.

Auch Brauereien haben nach Angaben des LBV in der Vergangenheit Aufschläge beim Bierpreis immer wieder mit höheren Rohstoffkosten, etwa für Sommergerste, begründet. Oft zu unrecht, wie Rukwied meint. Derzeit stecke in einem Glas Pils etwa nur Gerste im Wert von gut einem Cent. Gemessen am Preis, den der Kunde im Restaurant für ein Glas bezahle, seien die Rohstoffkosten "fast nicht messbar".

Trotz der anziehenden Erzeugerpreise - Weizen können die Bauern rund 50 Prozent teurer verkaufen als vergangenen Jahr - erreichen die Betriebe im Land "nur knapp die Kostendeckung", sagte Rukwied. Das schlechte Wetter wirke sich zudem negativ auf die Erntemenge und die Qualität aus.