Die Schutzgemeinschaft hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt – hin zu einer Art Bildungsinstitution zum Thema Streuobst. Hier eine Nabu-Exkursion. Foto: Archiv Sandra Hintermayr

Dass ein CDU-Stadtrat die Streuobstwiesen am Rohrer Weg in Möhringen als Baugebiet ins Spiel gebracht hat, nimmt die Schutzgemeinschaft ernst. Doch sie sieht eine andere Gefahr.

Die Schutzgemeinschaft Rohrer Weg aktiviert gerade wieder den Protestmodus beziehungsweise hat ihre Wachsamkeit rapide erhöht. Eigentlich schien sie diese Rolle abgelegt zu haben, denn in den vergangenen zehn Jahren war es ruhig geworden um den Grund, aus dem heraus sich die Schutzgemeinschaft 2003 gegründet hatte. Damals ging es darum, Wohnbauten auf den Streuobstwiesen am westlichen Rand von Stuttgart-Möhringen zu verhindern.

Das ist mehr oder weniger gelungen, ein Teil an der Udamstraße ist 2010 doch bebaut worden, aber eben nicht alles. Die Schutzgemeinschaft war zusammengeblieben – und hatte sich verändert. Die Aktivisten wandelten sich von Baukritikern zu Streuobstwiesen-Kennern. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen beispielsweise mit dem Nabu, die Schutzgemeinschaft pflegt Teile der Wiesen, für die sie sich einst starkgemacht hat. Die Zahl der Mitglieder stieg sogar, derzeit machen rund 50 Leute mit, sagt Rüdiger Reinboth, der Vorsitzende des Vereins. Er wohnt am Rosenrotweg und damit mehr oder weniger ums Eck.

Erhöhte Aufmerksamkeit bei Schutzgemeinschaft

Reinboth war damals Gründungsmitglied. Dass der Rohrer Weg vor Kurzem wieder als möglicher Baugrund ins Gespräch gebracht wurde, um die Stuttgarter Wohnungsnot zu lindern, hat bei ihm und den anderen erhöhte Aufmerksamkeit ausgelöst. „Wir sind in Habachtstellung“, sagt er.

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Die Naturgrundstücke am Rohrer Weg sind 2005 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt worden, sie gelten zudem als wichtige Kaltluftschneise für die Stuttgarter City in ihrer Kessellage. Weil in Stuttgart aber Wohnraum rar ist und man nicht mit dem Neubau hinterherkommt – und dafür auch der nötige Platz zu fehlen scheint – geraten seit einiger Zeit auch wieder Grundstücke in Randlage in den Fokus von Stadträten und Verwaltung. So zum Beispiel eben der Rohrer Weg und das Birkacher Feld.

Pendlerverkehr verhindern

Der Plieninger CDU-Stadtrat Carl-Christian Vetter hatte Anfang April den Vorstoß gemacht, für neue Wohnungen am Rohrer Weg zu werben. Wenn im Synergiepark Vaihingen/Möhringen Tausende neue Arbeitsplätze entstünden, müsste den Menschen ein nahes Zuhause angeboten werden, so Vetter. Klimaschutz ist seiner Argumentation nach nicht nur, keine Freiflächen zu versiegeln, sondern Pendlerverkehr zu verhindern oder einzudämmen. Am Rohrer Weg halte zum Beispiel die Stadtbahn.

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Wenn Rüdiger Reinboth diese Dinge hört, dann versetzt ihn das nur mittel in Aufregung. Der Möhringer kann sich schwer vorstellen, dass aus den Wohnplänen auf den Streuobstwiesen jemals etwas wird. „Wir nehmen es ernst“, sagt er. Aber es könnte aus seiner Sicht auch ein „Ablenkungsmanöver“ sein, so ließe sich unter Umständen später bei einem Handel das Birkacher Feld herausschlagen, überlegt er.

Mit dem noch recht neuen Aktionsbündnis Birkacher Feld stehen die Rohrer in erstem Kontakt. Das wolle man jetzt intensivieren, sagt er. Eine Kooperation kann sich Reinboth gut vorstellen. Zudem sei man gerade dabei, alte Netzwerke wieder auszubauen.