Ganz aus Holz: Salzlagerhalle in Geislingen Foto: Duckek

Agrarminister Peter Hauk (CDU) rührt die Werbetrommel für den Baustoff Holz. Der Industrieverband Steine und Erden sieht dadurch die Massivhaus-Technik benachteiligt und bestreitet die ökologischen Vorteile des Baustoffs Holz.

Stuttgart - Agrar- und Forstminister Peter Hauk hat mit seiner Holzbau-Offensive massiven Widerspruch des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg (Iste) geerntet. Der Plan des CDU-Politikers, die staatliche Bauverwaltung so weit wie möglich auf den Baustoff Holz festzulegen, sei eine „einseitige staatliche Bevorzugung“ der Holzwirtschaft, erklärte Iste-Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger unserer Redaktion.

Dies verwundere umso mehr, als viele von Hauk angeführten Vorteile der Holzbauweise nicht den Tatsachen entsprächen: „Wissenschaftler widersprechen der Holz-Lobby mittlerweile vehement“, so Beißwenger. So sei Holz bei der CO2-Bilanz zwar um einige Prozent ökologischer als Stein, dafür aber teurer. Schon seit Jahren importiere Deutschland außerdem mehr Holz als es ausführe: „Bei der Fichte liegt der Verbrauch mittlerweile schon um 15 Prozent über dem, was in deutschen Wäldern natürlich nachwächst.“ Dies ergebe eine negative ökologische Transportbilanz. Auch der Brand- und Schallschutz von Holz sei aufwändiger als bei Mauerwerk oder Beton, und im Sommer heize sich ein Holzhaus schneller auf, habe also einen höheren Energiebedarf als ein gemauerter Massivbau.

Die Grünen warnen vor Einseitigkeit

Der Holzbau sei weder bei den Herstellungs- noch bei den Lebenszykluskosten günstiger, rechnet der Industrieverband vor. Im übrigen liege Baden-Württemberg beim Baustoff Holz neben Bayern schon jetzt an der Spitze in der Bundesrepublik. Iste will nun auf die Landtagabgeordneten zugehen und Argumente gegen Hauks Holzbau-Offensive vorbringen.

Hauk hatte ursprünglich sogar beabsichtigt, die staatliche Bauverwaltung generell zur Verwendung des Baustoffs Holz zu verpflichten. Nach deren Einwänden heißt es in der Vorlage an den Ministerrat nun, Neu- und Umbauten sollten „so weit wie möglich in moderner Holz- oder Holzhybridbauweise“ erstellt werden. Benjamin Hechler, der Sprecher des Finanzministeriums, sagte dazu, das Land baue schon jetzt soweit wie möglich in Holz- oder Hybridbauweise, weil das die knappen Ressourcen schone. „Mittlerweile können wir über 40 fertige Gebäude der vergangenen Jahre vorzeigen, die wir mit Holz gebaut haben“, so Hechler. Weitere fast 30 Projekte seien gerade im Bau oder in Planung. Hechler: „Alles werden wir aber nicht aus Holz bauen können, weil sich etwa eine Klinik, eine Tiefgarage oder ein Gefängnis schlecht nur aus Holz bauen lassen – um nur ein paar Beispiele zu nennen.“

Auch die wohnungsbaupolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Susanne Bay, mahnte, dass ein größerer Spielraum für Holz „nicht zu einer Benachteiligung anderer Baustoffe führt“. Auch die Bauwirtschaft arbeite im Massivbau an zukunftsweisenden Lösungen: von besonders leichten, wärmedämmenden Steinen bis zu recycelbaren Materialien, die schon bei der Herstellung Energie und Rohstoffe sparen. Im übrigen freue sich die Grünen-Fraktion, dass die CDU mit ihr in Sachen Holzbau einer Meinung sei. Beide hätten sich bei der Novellierung der Landesbauordnung dafür stark gemacht, den Einsatz von Holz beim Geschossbau zu erleichtern.