Beim IBA-Festival geht es um temporäre Bauten – wie hier die Eisenbahnwaggons der Künstler am Nordbahnhof im Jahr 2011. Foto: Achim Zweygarth

Vor drei Monaten ist Andreas Hofer zum Intendanten der Internationalen Bauausstellung (IBA) gewählt worden, die in Stadt und Region Stuttgart im Jahr 2027 stattfinden wird. Jetzt hat der Architekt sein Konzept erstmals vorgestellt – und mit deutlichen Aussagen nicht gespart.

Stuttgart - Drei Monate nach der Wahl von Andreas Hofer zum Intendanten der Internationalen Bauausstellung (IBA), die 2027 in der Stadt und der Region Stuttgart stattfindet, zeichnen sich erste Konturen der Schau ab. Nicht nur, dass Stadt und Region beschlossen haben, in den kommenden zehn Jahren je acht Millionen Euro zu berappen, auch Hofer hat am Dienstagabend vor mehr als 300 Gästen im Stadtmuseum erste Hinweise darauf gegeben, was er sich vorstellt. Dabei setzt der Schweizer Architekt auf den Dreiklang von IBA-Quartieren, IBA-Netzen und IBA-Festivals. Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) und Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) zeigten sich überzeugt, dass „die IBA nun Fahrt aufnimmt“.

Im Stadtpalais stehen Baugerüste

Bei „bestem Biergartenwetter“ (Kuhn) drängten sich die Besucher im mit Baugerüsten mit Schildern „Hier entsteht die IBA“ ausstaffierten Stadtpalais, die Sitzplätze waren rasch belegt. „Obwohl es zuletzt etwas ruhig um uns war, ist das riesige Interesse nach wie vor ungebrochen“, freute sich Holger Haas, Geschäftsführer der IBA GmbH, „ab jetzt wird es richtig spannend.“ Und in der Tat: Hofers Auftritt machte deutlich, wohin die Reise gehen wird – und wie er die IBA umzusetzen gedenkt: sympathisch-zurückhaltend im Auftreten, inhaltlich-bestimmt in der Sache und sprachlich-charmant im schweizerisch gefärbten Deutsch, in dem auch klare Ansagen freundlicher klingen. Etwa wenn er die Haltung der IBA zu den drängenden Fragen der Stadt und Region benannte: „Es hat zu viele Autos, zu wenig gute Architektur, zu wenig modellhafte Bauprojekte. Das ist schade. Die IBA 2027 will hier neue Möglichkeiten zeigen und inspirieren.“

Alle zwei Jahre ein IBA-Festival

Hofer strebt zudem an, dass die IBA möglichst rasch sicht- und erlebbar wird. Schon 2023 soll es ein erstes IBA-Festival der experimentellen und temporären Architektur geben, bei dem neuartige Bauwerke für unterschiedliche Nutzungen entstehen sollen – etwa temporäre Wohnräume oder Pavillons für Gründer und Kreative, die später an anderen Orten weiter genutzt werden können. Damit will Hofer nicht nur das Wissen im Leichtbau in hiesigen Hochschulen und Planungsbüros anzapfen, sondern zugleich auch „einen Werkzeugkasten schaffen für die Aneignung von Stadträumen“. Dieses Festival gibt es auch 2025 und im Präsentationsjahr 2027, dann wird es der zentrale Besuchsort der Bauausstellung. „Die IBA“, sagte Hofer, „soll auch Spaß machen und ein Fest sein.“

Quartiere mit hoher Dichte

Im Zentrum des Umsetzungskonzepts werden aber fünf bis sieben IBA-Quartiere stehen, die in städtischen Zentren und ländlicheren Gegenden entstehen und von internationalen Teams geplant werden. Wo genau, das will Hofer in den nächsten Monaten mit interessierten Städten und Gemeinden entwickeln. In diesen Quartieren – Hofer spricht bewusst nicht von Siedlungen, weil es ihm um mehr als Wohnraum geht – sollen Wohnen, Arbeiten und Freizeit verbunden werden, Menschen verschiedenen Alters, sozialen und familiären Status und verschiedener Herkunft leben und neuartige Energie- und Verkehrskonzepte umgesetzt werden. „Diese Quartiere, die eine hohe Dichte haben, sollen Raum für Experimente bieten“, betonte Hofer: neue Wohnformen, Ideen für bezahlbare Wohnungen, dialogorientierte Beteiligungsformate. Das könnten Neubauten sein, aber auch Umbauten bestehender Wohn- und Gewerbegebiete. „Dichte Bebauung ist für mich positiv“, so Hofer, „das heißt ja auch, dass ich viele gute Menschen in der Nähe habe.“

Zahlreiche Aktivitäten werden gebündelt

Unter dem Dach eines IBA-Netzes will der Intendant einzelne modellhafte Bauvorhaben, aber auch Forschungsprojekte, experimentelle Veranstaltungsformate, Ausstellungen und Kongresse versammeln. „Wir wollen damit den Schwung, der durch IBA entstanden ist, aufnehmen und die zahlreichen Aktivitäten, die sich mit der Zukunft der Region beschäftigen, zusammenbringen“, sagte Hofer.