Unter dem Karl-Benz-Platz hindurch wird ein neuer Abwasserkanal gegraben. Foto: Mathias Kuhn

Von Herbst diesen Jahres an werden sich Verkehrsteilnehmer in Untertürkheim auf Behinderungen rund um den Karl-Benz-Platz einrichten müssen. Bis Frühjahr 2022 wird ein neues Abwasserkanalsystem gebaut.

Untertürkheim - Noch leiden die Anwohner und Verkehrsteilnehmer im Wallmer und in Luginsland unter den Beeinträchtigungen der Bauarbeiten für das neue Trinkwassernetz. Gleichzeitig wird bereits das nächste Großprojekt angekündigt: Die Stadtentwässerung Stuttgart (SES) muss von Herbst 2020 bis Frühjahr 2022 in der Augsburger Straße und rund um den Karl-Benz-Platz ein neues Regen- und Abwasserkanalsystem verlegen. 18 Monate lang wird der Verkehr im Ortskern erheblich beeinträchtigt sein. Ekkehardt Schäfer, der Leiter der SES, machte den Bezirksbeiräten die Dringlichkeit klar. Seit mehr als hundert Jahren wird das Abwasser von der Wallmer-Siedlung über Kanäle, die die Bahngleise am Eszetsteg unterqueren, in Richtung Benzstraße geführt. Der Durchleitungsvertrag mit der Deutschen Bahn ist noch bis Januar 2022 gültig. Im Zuge der Bauarbeiten für Stuttgart 21 wurde die Fristverlängerung in Frage gestellt. „Wir haben uns deshalb entschlossen, ein Kanalsystem auf städtischem Boden zu bauen“, sagt Schäfer.

 

Die Kosten betragen rund 8,7 Millionen Euro

Dazu müssen Kanäle in der Augsburger Straße, im Arlbergdurchlass und unterm Karl-Benz-Platz verlegt werden. Die Kosten betragen rund 8,7 Millionen Euro. Der Zeitplan ist ehrgeizig. Im Herbst 2020 sollen die Bauarbeiten beginnen. Die Anschlüsse müssen im Frühjahr 2022 – der Vertrag mit der Deutschen Bahn läuft schließlich aus – fertig gestellt sein. Die Vorbereitungen – etwa Erkundungsbohrungen nach Fliegerbomben – sind soweit abgeschlossen.

Teilweise wird an mehreren Standorten zeitgleich gearbeitet werden. Die Leitungen in der Augsburger Straße werden offen eingebaut, also Gräben ausgehoben. Zwischen Eszetsteg und Hindelanger Straße muss die Fahrbahn fünf Monate lang in Fahrtrichtung Bad Cannstatt gesperrt werden. Der Verkehr soll über die Benzstraße nach Bad Cannstatt und über Luginsland und die Dietbachstraße in Richtung Wallmer umgeleitet werden. „Weitere acht Monate lang wird die Augsburger Straße in diesem Bereich Engstellen aufweisen. Der Verkehr wird per Ampel geregelt“, so Schäfer. Aus Erfahrung mit den letztjährigen Baustellen in der Augsburger Straße ahnen die Bezirksbeiräte, was dies bedeutet: Staus und Schleichverkehr auf den Parallelstraßen. Hinzu kommt: Die innerörtliche Augsburger Straße von der Hindelanger- bis zur Arlbergstraße wird für den Durchgangsverkehr rund 18 Monate komplett gesperrt werden.

Regenwasser wird in den Neckarkanal geleitet

Ein Schwerpunkt der Kanalarbeiten wird an der Ecke Arlbergstraße/Arlbergdurchlass liegen. Im Vortriebsverfahren wird von dort eine Leitung unterirdisch durch den Arlbergdurchlass sowie weiter unterm Karl-Benz-Platz hindurch zum neuen Regenüberlaufbecken unterm Karl-Benz-Platz gebaut. Sauberes Regenwasser wird künftig von dort in den Neckarersatzkanal am Wasserkraftwerk eingeleitet. „Für diesen letzten Abschnitt werden wir die Bushaltestellen vorübergehend nach hinten verlegen und den Autoverkehr über die Busbuchten verschwenken“, erläuterte Schäfer.

Drei bereits gestorbene oder kranke Säuleneichen an der 13er-Haltestelle, eine Kastanie und zwei Baumhasel an der Busbucht und eventuell weitere Bäume müssen gefällt werden. „Jeder Baum wird durch je zwei neue ersetzt werden“, sagte Oliver Breuer vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt die Bezirksbeiräte.

Diese haben vor allem vor den Verkehrsbeeinträchtigungen Bauchweh. „Für die Anwohner im Bereich Stubaier- und Ötztaler Straße sowie dem Wallmer-Gebiet bedeuten die Umleitungen über Luginsland rund 30 Minuten Verzögerung“, klagte CDU-Bezirksbeirat Michael Warth. Doch wer nutzt die Umleitung? Wie auch Warth vermutet Klaus-Ulrich Blumenstock erheblichen zusätzlichen Schleichverkehr durch den Ortskern. „Wenn die Stadt nicht kontrolliert, wird das Chaos im Ortskern noch größer“, so der Grünen-Bezirksbeirat. Den Politikern ist klar: Das Projekt ist zwingend notwendig, aber es wird wieder erhebliche Verkehrsbehinderungen mit sich bringen.