So sieht es seit Februar schon unter der Erde aus: Die Südröhre des Rosensteintunnels. Foto: Stadt Stuttgart

Der aktuelle Stand des Großprojekts wurde den Bezirksbeiräten am Mittwoch vorgestellt. Der Rechtsstreit mit Wolff und Müller ist noch nicht geklärt. Am Leuzeknoten kommt es zu einer Verzögerung von zweieinhalb Jahren.

Bad Cannstatt - Der Rosensteintunnel soll 2020 in Betrieb gehen. An diesem Zeitplan hat sich auch nach den Querelen mit der Firma Wolff und Müller nichts geändert. „Nun wird der Rosensteintunnel eben vor dem Knotenpunkt am Leuze fertig“, sagt Christian Buch vom Tiefbauamt auf Nachfrage unserer Zeitung. Gemeinsam mit Klaus-Dieter Hauck vom Tiefbauamt war er am Mittwoch zu Gast im Cannstatter Bezirksbeirat, um über den aktuellen Stand des Großprojekts zu berichten.

Mit den Fortschritten am Rosensteintunnel sei man sehr zufrieden, sagten die beiden Herren vom Tiefbauamt. Anders habe es allerdings am Knotenpunkt Leuze ausgesehen. „Die Firma Wolff und Müller hat hier sehr destruktiv gearbeitet, bis es auf der Baustelle zu einem Stillstand kam“, sagte Hauck. „Wir mussten die Reißleine ziehen.“ Im März wurde der Firma gekündigt, „wegen unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten zu zentralen Fragen der Vertragsdurchführung, insbesondere zum mangelnden Baufortschritt und zur Sicherheit auf der Baustelle“, wie es in einer Vorlage an die Stadträte heißt. „Aber wir blicken nun nach vorne“, sagte Hauck.

Einen Tag nach der Kündigung habe man schon auf der Baustelle weiterarbeiten können – allerdings nur bedingt, erklärte Buch. Das Projekt am Knotenpunkt Leuze sei in zwei große Teilbereiche zu gliedern. Zum einen müsse ein Kurztunnel und zum anderen die dritte Leuze-Röhre hergestellt werden. Beide Arbeiten müssen nun erst einmal wieder europaweit ausgeschrieben werden. Das werde noch im Sommer dieses Jahres passieren, ehe dann im Frühjahr 2018 die Vergaben erfolgen sollen. Der Kurztunnel werde dann im Sommer 2019 in Betrieb gehen, sagte Buch. Dieser Tunnel soll grundsätzlich den heutigen B14-Wender ersetzen und als direkter Abbieger in Richtung Innenstadt dienen. Allerdings wird er zunächst nur aus Richtung Pragsattel/ Wilhelma zu nutzen sein.

Die Gesamtkosten liegen weiterhin bei rund 275 Millionen Euro

Eine Fahrspur der dritten Leuze-Röhre soll dann Ende 2019 in Betrieb gehen. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist geplant, dass die gesamte Maßnahme 2020/2021 beendet ist“, sagte Christian Buch. Dazu müsse jetzt aber alles nach Plan laufen. Wenn der Zeitplan eingehalten werden kann, steht am Ende eine Verzögerung von rund zweieinhalb Jahren zu Buche. Wenn die Stadt jedoch beim Knotenpunkt Leuze weiterhin auf die Firma Wolff und Müller gesetzt hätte, wäre es zu weiteren erheblichen Verzögerungen gekommen, waren sich Buch und Hauck einig. Aufgrund der „unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten“ haben sich auch einige Mehrkosten ergeben. Unter anderem müssen für die Bauüberwachung am Leuze zusätzlich 1,8 Millionen Euro bezahlt werden. Zudem erhöhen sich die Kosten für eine Rechtsanwaltskanzlei von 400 000 auf 800 000 Euro. Für weitere Ampeln und die neuen Ausschreibungen für den Knotenpunkt Leuze werden noch einmal rund eine Million Euro benötigt. Die Mehrkosten betragen insgesamt 3,22 Millionen Euro. Die prognostizierten Gesamtkosten des Projekts erhöhen sich dadurch allerdings nicht. In der Summe von 274,62 Millionen Euro war ein Puffer in Höhe von 4,5 Millionen Euro schon vorgesehen – „für besondere Schwierigkeiten“, wie es in der Vorlage für den Gemeinderat heißt. Allerdings steht der Stadt Stuttgart noch ein Rechtsstreit mit der Firma Wolff und Müller ins Haus. Der Streitwert liege bei 43 Millionen Euro, erklärten Christian Buch und Claus-Dieter Hauck den Cannstatter Bezirksbeiräten. „Wir gehen davon aus, dass wir vor Gericht siegen werden“, sagte Claus-Dieter Hauck. Allerdings könne davon heute natürlich noch niemand definitiv ausgehen.

Am 27. Juni entscheiden die Stadträte

Falls die Stadt den Rechtsstreit also verlieren sollte, werden sich dementsprechend dann auch die Kosten für das Projekt erhöhen. Bei drei Nein-Stimmen von SÖS/Linke-plus stimmte der Bezirksbeirat mehrheitlich zu, dass die Leistungen vergeben werden, die zu den 3,22 Millionen Euro Mehrkosten geführt haben. Am 27. Juni werden dann die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik des Gemeinderats über die Vorlage abstimmen.

Das zentrale Bauwerk des Projekts bildet der B-10-Rosensteintunnel. Mit einer Länge von rund 1300 Meter unterquert er den Rosensteinpark und Teile der Wilhelma. Der Verkehr wird jeweils zweispurig im Richtungsverkehr durch die beiden Tunnelröhren auf direktem Wege zwischen den Knotenpunkten Pragsattel und der Verbindung am Leuze geführt. Ein wichtiger Bestandteil des Straßenbauprojekts ist der Rückbau vorhandener Verkehrsflächen in der Prag- sowie der Neckartalstraße, die durch Grünflächen ersetzt werden und den Anwohnern den Zugang zum Neckarufer erleichtern sollen.