Varta veröffentlicht am Mittwoch die Bilanz. Foto: dpa/Sina Schuldt

Varta geht es schlecht. Aber die Chancen für eine Wende sind da, meint unser Autor Rüdiger Bäßler. Der Hersteller führt Produkte, nach denen die Generation von morgen geradezu giert.

Der Hersteller Varta führt Produkte, nach denen die Generation von morgen geradezu giert. Die ganze industrialisierte Welt benötigt elektrische Speicher, die immer leistungsfähiger und kompakter werden, eingebaut in Häuser, Autos oder Kopfhörer. Das weckt Fantasien und ist Stoff für eine große Unternehmensstory. In Ellwangen aber ist das frühere Management, auch im Ehrgeiz, die Konkurrenz aus Fernost zu distanzieren, in bemerkenswert kurzer Zeit den Wirklichkeiten enteilt.

Berauscht von Anfangserfolgen als Premiumlieferant des US-Riesen Apple, beseelt davon, exklusiv Sportwagenhersteller mit völlig neuen Lithium-Ionen-Batterien auszurüsten, hatte sich das seit 2017 gelistete Börsenunternehmen zuletzt zu rauschhaften Prognosen verstiegen. Eine geplante „Gigafactory“ für Nördlingen – drunter ging es nicht mehr. Befeuerte Aktienanleger folgten den Versprechen. Bis sie im vergangenen Jahr nach Gewinnwarnungen ihre Anteilsscheine wieder erschreckt abstießen. Eine falsche Markteinschätzung, verbunden mit der Blindheit für weltweite Risiken, hat Varta dorthin gebracht, wo das Unternehmen jetzt steht, und nicht nur die Energiekrise und das Reißen der Lieferketten.

Aus Börsenverrücktheiten mit flippernden Kursen sind nun auch für die Beschäftigten an den schwäbischen Firmenstandorten reale Probleme geworden. Sie müssen hoffen, dass die neue Führung unter Vorstandschef Markus Hackstein einen möglichst stellenschonenden Weg zurück in die Profitabilität findet. Man könnte auch sagen: zurück zu Fleiß und Demut. Die Wende ist möglich. Varta ist unverändert ein starker Markenname. Ihn aufzubauen hat lange, lange gedauert. Zeit in Ellwangen, sich wieder daran zu erinnern, woher man eigentlich kommt.