Museumsleiterin Christiane Grau mit dem neuen Bastellbogen Foto: Staatliche Schlösser

Im neuen Besucherzentrum unterhalb des Mausoleums gibt es jetzt einen Bastellbogen. Dies knüpft an eine alte Tradition an.

Stuttgart - „Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben! Sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ Dass sich auf der Nordseite der Grabkapelle Württemberg diese Inschrift befindet, wissen nur wenige. Denn alle zitieren immer nur einen Satz, der über dem Eingang prangt: „Die Liebe höret nimmer auf.“

Das Mausoleum mit genialer Sicht auf das Neckartal ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Region. In der Gruft, wo der untreue Gemahl, der württembergische König Wilhelm I., unbedingt an der Seite der 1819 verstorbenen Katharina, seiner zweiten Frau, ruhen wollte, hallen die Töne virtuos nach – bei einem siebenfachen Echo.

Noch heute legen Fans von Katharina Blumen an ihr Grab auf dem Württemberg. 1816 ist die Zarentochter nach Stuttgart gezogen, wo sie Gutes tat, zur Königin der Herzen wurde – und wie Lady Di jung starb.

Ein Ort, der viele Touristen und Ausflügler anlockt, braucht Souvenirs, die man kaufen kann. Jahrzehntelang fehlte der Musseumsshop. Seit April gibt es ihn im sogenannten Priesterhaus unterhalb der Grabkapelle, das nach aufwendiger Sanierung zum Besucherzentrum ausgebaut worden ist. Dort können die Gäste die Grabkapelle nach Hause mitnehmen – als Ausschneidebogen. Das Bastelpaket mit dem Württemberg-Mausoleum kostet 9,90 Euro.

Ein architektonisches Kleinode

Das neue Angebot aus dünnem Karton, mit dem man die kuppelgewölbte Kapelle daheim zusammenkleben kann, blickt auf eine lange Tradition zurück. Im 19. Jahrhundert hatte die Esslinger Firma Schreiber mit solchen Ausschneidebögen Erfolg. Die bedruckten Papiere waren sehr beliebt.

An dieses nostalgische Konzept knüpft man bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg an. Den Grabkapellen-Bogen entworfen hat Heinz Dümmel, ein Stuttgarter Architekt im Ruhestand. Das Team der Grabkapelle um Christiane Grau fühlt sich wohl im neuen Besucherzentrum. Das Gebäude, das mit dem Mausoleum für Königin Katharina in den 1820er-Jahren errichtet worden war, entpuppte sich während der Sanierung als architektonisches Kleinod.

Die große Liebe höret nimmer auf

Bei den Arbeiten tauchten immer mehr Details aus der unmittelbaren Erbauungszeit auf. Jetzt präsentiert sich das klassizistische Bauwerk als elegante italienische Villa – genau so, wie dies einst Hofarchitekt Giovanni Salucci geplant hatte. In diesem Haus lebte einst der russisch-orthodoxe Priester.

Beim Fest dieser Kirche ist es unten in der Gruft der Grabkapelle besonders schön. Wenn der Chor singt, kommt die Gänsehaut von ganz allein. Die Bewunderung für eine engagierte Frau hält bis heute an. Die Menschen lieben nichts so sehr wie eine große Liebe. Denn die höret nimmer auf.