Die Zuffenhausener Basketballer wollen hoch hinaus. Foto: Pressefoto Baumann

Viele aus dem Team, das aus einer Kooperation des Treffpunkts der Caritas Stuttgart und des TV 89 Zuffenhausen entstanden ist, sind noch nie geflogen, in den USA war noch keiner von ihnen: Bei Weltspielen für geistig behinderte Menschen in L. A. sind Basketballer aus Zuffenhausen dabei.

Stuttgart - Welcher Koffer ist fürs Flugzeug geeignet? Kann das Shampoo ins Handgepäck, und was muss eigentlich auf einem Kofferanhänger stehen? Ganz gewöhnliche Fragen vor einer Reise – doch der Trip, der vor Julia Epple, Florian Kuhn und ihren Teamkameraden liegt, ist alles andere als normal. Es geht in die USA, nach Los Angeles. Es geht zu den Weltspielen für Menschen mit geistiger Behinderung. An den Special Olympics nehmen etwa 7000 Athleten teil, 138 kommen aus Deutschland, die zehn Basketballer der schwarz-rot-goldenen Delegation aus Zuffenhausen. „Das ist eine besondere Sache“, sagt Florian Kuhn aus der Stuttgarter Mannschaft.

Viele aus dem Team, das aus einer Kooperation des Treffpunkts der Caritas Stuttgart und des TV 89 Zuffenhausen entstanden ist, sind noch nie in einem Flugzeug gesessen, in den USA war noch keiner von ihnen. „Ich freue mich wahnsinnig darauf, in ein Land zu reisen, in dem so gute Basketballer spielen“, sagt Florian Kuhn. Während er erzählt, schüttelt er immer wieder kurz seinen Kopf und wedelt mit seinen Händen. Das mache er immer, wenn er aufgeregt sei oder sich über etwas freue. Für beides gibt es zurzeit Grund genug. Denn in den Vereinigten Staaten plant das Team den großen Wurf. „Ich möchte Gold gewinnen. Wir haben uns so lange darauf vorbereitet“, sagt Julia Epple. Sie hat eine Lernbehinderung „und Defizite in der Grob- und Feinmotorik“, erklärt die 30-Jährige. Basketball sei aber trotzdem der perfekte Sport. „Ich bin ja 1,79 Meter groß.“

An diesem Wochenende findet in Los Angeles zunächst eine Art Vorrunde statt. Diese Spiele dienen dazu, die Leistungsstärke der Teams zu ermitteln, um anschließend Gruppen mit etwa gleich starken Mannschaften zu bilden. „Das ist notwendig, da der Grad einer geistigen Behinderung nicht gemessen werden kann“, erklärt Doris Kretzschmar, die beim Treffpunkt der Caritas für Sport zuständig ist. Erst nach dieser Einteilungsrunde geht es ab Montag in den einzelnen Gruppen um Medaillen.

Bei den nationalen Spielen in Düsseldorf hat es für das Stuttgarter Team im vergangenen Jahr mit Platz eins geklappt. Das war der Grundstein für die Nominierung für L. A., aber nicht der einzige Grund: „Ein weiterer Aspekt ist die Nachhaltigkeit“, sagt Sven Albrecht, Bundesgeschäftsführer von Special Olympics Deutschland. Das Stuttgarter Team gibt es bereits seit sechs Jahren. Beim TV 89 Zuffenhausen wird regelmäßig ein- bis zweimal in der Woche Training angeboten, und es finden regelmäßig Turniere statt. Eine Rolle hat auch gespielt, dass „wir den Unified-Gedanken gut umsetzen“, sagt Teamchefin Doris Kretzschmar. Unified heißt vereint und ist vereinfacht ausgedrückt Inklusion andersherum. In einem Team mit Menschen mit Behinderung – den Athleten – spielen Menschen ohne Behinderung – die Partner. Einer von ihnen ist Philipp Staiger (19). „Unser Ziel ist es, nicht allzu sehr aufzufallen, sondern die Athleten richtig in Szene zu setzen“, erklärt der Flügelspieler der zweiten Mannschaft des TV 89 Zuffenhausen (Kreisliga A). So wie im Training an diesem Abend. Philipp Staiger bekommt den Ball, doch statt selbst zu werfen, passt er zu Florian Kuhn, der den Ball im Korb versenkt.

In der Halle ist es heute unangenehm heiß, jede Bewegung strengt an, aber es ist das letzte Training vor dem Abflug. „Deshalb müssen wir die Zähne zusammenbeißen“, sagt Julia Epple. Schweiß ist nicht das Einzige, das die Sportler investieren müssen. Um in L. A. dabei zu sein, opfern sie teilweise Urlaubstage, viel Freizeit und 400 Euro pro Person. „Die restlichen Kosten tragen Special Olympics Deutschland und Sponsoren“, erklärt Doris Kretzschmar.

Das Training ist zu Ende, aber es gibt noch viel zu besprechen. Es geht um Anhänger, Handgepäck, die perfekten Koffer und deren Inhalt. „Ich nehme meine drei Teddybären mit“, verrät Julia Epple: „Die wiegen ja nichts, und sie werden uns Glück bringen.“ Das nötige Glück für die Goldmedaille.