Joshiko Saibou erhitzt die Gemüter. Foto: dpa/Axel Heimken

Keine Generalprobe, kein NBA-Star – dennoch lebt in der deutschen Mannschaft der Traum von Olympia.

Stuttgart/Split - Die Generalprobe der Nationalmannschaft ist am vergangenen Donnerstag kurzfristig ausgefallen im nagelneuen SNP-Dome in Heidelberg, wo künftig auch regelmäßig Bundesligaspiele gezeigt werden sollen. Wobei auf den potenziellen Aufsteiger MLP Academics auf dem Weg zur Lizenz für die neue Saison noch Arbeit wartet: Der BBL-Geschäftsführer Stefan Holz sagte zuletzt: „Heidelberg hat schon noch Hausaufgaben zu machen – es ist nichts Unlösbares.“ Ähnliches gilt auch für die Nationalmannschaft, die von diesem Dienstag an in Split um ein Ticket für Olympia kämpft.

Modus Insgesamt stehen dieser Tage noch vier Qualifikationsturniere (mit je sechs Teams) auf dem Programm, wobei sich jeweils nur der Sieger für Tokio qualifiziert: Die DBB-Auswahl trifft in Split zunächst am Dienstag auf Mexiko und am Donnerstag auf Russland, danach geht es im Halbfinale über Kreuz auf ein Team der Parallelgruppe (Kroatien, Brasilien oder Tunesien). Am Ende gibt es nur für den Sieger des Endspiels ein Ticket für Tokio. Gegen Mexiko und Russland muss also zumindest mal ein Sieg her, um nicht vorzeitig auf der Strecke zu bleiben.

Vorbereitung mit Hindernissen

Vorbereitung Beim traditionellen Supercup in Hamburg überzeugte das DBB-Team mit drei Siegen, vor allem im letzten Spiel gegen starke Italiener. Dumm nur, dass ausgerechnet die Generalprobe gegen Senegal wegen vier Coronafällen beim Gegner kurzfristig ins Wasser fiel. So muss die Mannschaft nun quasi im Kaltstart gegen Mexiko ran, ohne auf dem Feld mit dem zuvor geschonten Meister-Trio von Alba Berlin (Lo, Giffey und Thiemann) einmal den Ernstfall geprobt zu haben.

Mannschaft Zwar muss Trainer Henrik Rödl neben NBA-Star Dennis Schröder auf die Profis Maxi Kleber und Daniel Theis verzichten, dennoch steckt noch einige Qualität im Kader, zumal das Spiel nun nicht mehr so sehr auf den NBA-Star zugeschnitten ist, was bei der bei der WM 2019 in China zum Problem wurde. Leistungsträger Johannes Voigtmann bringt es auf den Punkt: „Die Intensität und der Teamgeist stimmen, das ist der Grundstein, schließlich wollen wir zu Olympia.“ Rödl kann sich neben Voigtmann (ZSKA Moskau) auf den ebenfalls Euroleague erfahrenen Danilo Barthel (Ex-Bayern, jetzt Fenerbahce) stützen. Und in der Offensive wird die Last nun auf mehrere Schultern verteilt werden: Maodo Lo, NBA-Profi Isaac Bonga, den Ulmer Andi Obst – und Joshiko Saibou.

Fall Saibou Besonders unter Beobachtung steht eben Saibou, den Rödl etwas überraschend in den Kader berufen hatte. Zur Erinnerung: Der 31-Jährig hatte im vergangenen Jahr – zusammen mit seiner Freundin und Weitspringerin Alexandra Wester - unter anderem an zwei Demonstrationen gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie (ohne Maske) in Berlin teilgenommen, woraufhin sich sein Verein Baskets Bonns von ihm trennte. Der umstrittene Spieler hatte vor dem Supercup in einem vom Verband veröffentlichten Video zwar erklärt, die Auswirkungen seiner Teilnahme zu bereuen. Die Personalie bleibt daher problematisch, zumal Vizepräsident Armin Andres zugegeben hat: „Wir haben die Tragweite der Nominierung unterschätzt.“ Zumindest sportlich hat sich Saibou sehr gut eingefügt. Gegen Tschechien (20 Punkte), Tunesien (22) und Italien (18) war der Mann von Champagne Basket Reims in Frankreich jeweils bester deutscher Werfer.

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Trainer Nach der verkorksten WM 2019 in China mit Platz 18 steht nicht nur die Mannschaft, sondern insbesondere der Trainer auf dem Prüfstand. Henrik Rödls Vertrag läuft zum 31. Juli aus; sollte die Olympia-Qualifikation gelingen, werden stillschweigend ein paar Tage dran gehängt. Und nur in diesem Fall dürfte eine weitere Verlängerung überhaupt ein Thema sein, gerüchteweise zeigen die Daumen bereits nach unten. Bliebe die Frage nach dem möglichen Nachfolger. John Patrick von den MHP Riesen hatte zuletzt betont: „Ich bleibe in Ludwigsburg.“ Und eine Doppelfunktion als Vereinscoach schließen die gültigen Regularien aus, um Interessenskonflikte zu vermeiden.

Gastgeber Also liegtRödls Fokus auf Split und den Kroaten: „Vor allem, weil sie zu Hause spielen, sind sie der Favorit.“ In der Gruppenphase sollen 1700 Zuschauer zugelassen sein, in den Finals am Wochenende dann mehr als 5000 (bei moderaten Preisen vom umgerechnet zehn Euro) in der knapp 11 000 Besucher fassenden Spaladium-Arena. Heimvorteil haben die Deutschen dann erst im nächsten Jahr, bei der EM in Köln und Berlin. Ob den Henrik Rödl noch genießen kann, steht auf einem ganz anderen Blatt.