In der NBA im Fokus: Dirk Nowitzki macht mit einem Fotoapparat ein Selfie Foto: dpa

Dirk Nowitzki geht in seine 18. Saison in der besten Basketballliga der Welt. Der Kapitän der Dallas Mavericks darf allerdings kaum auf eine gute Spielzeit in der NBA hoffen. Denn dafür lief bei den Texanern zuletzt viel zu viel schief.

Dallas - Es ist ja nicht so, dass es beabsichtigt war, doch das Bild, das Dirk Nowitzki mit seinem Kostüm zur Halloween-Party der Dallas Mavericks abgab, war kläglich – und kongenial zugleich. Als Butler Lurch aus der schaurigen US-Fernsehserie „The Addams Familiy“ stellte sich der Basketball-Superstar zum furchterregenden Familienfoto auf. Mit Gattin Jessica Olsson als Morticia Frump Addams an seiner Seite kam Nowitzki mit der aufgetragenen Leichenblässe und den dunklen Augenringen perfekt rüber. Die Lacher der Teamkollegen hatte Family Nowitzki beim Horrorfest des Clubs zweifellos auf seiner Seite. Allerdings: Mit der guten Stimmung könnte es in Dallas schneller vorbei sein, als so manchem in der texanischen Metropole lieb ist. Denn die Vorzeichen vor dem Saisonstart des NBA-Meisters von 2011 an diesem Donnerstag (3 Uhr/MEZ) bei den Phoenix Suns sind fast schon gruselig.

Dirk Nowitzki weiß das. „Ich kann das Potenzial unserer Mannschaft noch nicht einschätzen. Es ist schwer zu sagen, was unser oberes Limit ist“, sagt der 2,13-Meter-Riese vor seiner 18. Saison in der weltbesten Basketball-Liga. Und das ist noch wohlwollend umschrieben. Arg weit oben kann das Limit seiner Truppe nämlich nicht sein. Als einziges NBA-Team haben die Mavs alle Vorbereitungsspiele verloren. Auch wegen Verletzungssorgen. Chandler Parsons, Wesley Matthews und Deron Williams – sie alle fehlten. Hinzu kam, dass – anders als der Würzburger mit seinem Kostüm – die Mavericks auf dem Transfermarkt mal wieder keine gute Figur abgegeben haben. Sie haben es erneut nicht geschafft, dem 37-Jährigen einen zweiten Superstar an die Seite zu stellen. Noch fürchterlicher: Der angekündigte „Königstransfer“ von DeAndre Jordan (27) platzte, weil der Center trotz Zusage an Mark Cuban, Club-Boss der Mavericks, in letzter Sekunde lieber bei den L. A. Clippers blieb.

Nowitzki hat nur bedingt Angst

Und selbst wenn man wie bei einem Horrorfilm die Augen verschließt, ist in Dallas eines offensichtlich: Stärker als im Vorjahr, als die Mavericks im Westen nur als Tabellensiebter die Play-offs erreichten, um in Runde eins zu scheitern, ist die Mannschaft dieses Mal nicht. Monta Ellis, der Topscorer der Vorsaison, und Center Tyson Chandler verließen das Ensemble um Dirk Nowitzki.

Dennoch hat der deutsche Mavs-Kapitän nur bedingt Angst vor der neuen Runde. Im Brustton der Überzeugung sagt er: „Wenn wir alle Spieler zur Verfügung haben und einen guten Rhythmus finden, sind die Play-offs ein realistisches Ziel.“ Nowitzkis Rechnung ist denkbar einfach – und ohne Schreckensszenario: „Wir müssen nicht jetzt unseren besten Basketball spielen, sondern erst im Frühjahr. Eine NBA-Saison ist lang. Da kann sich noch viel tun. Ich habe schon viel erlebt in meiner Karriere. “

Schreck, lass nach!

Die Tageszeitung „Dallas Morning News“ präsentierte Oldie Nowitzki passend dazu unter der Überschrift „In Würde altern“. Er sei immer noch ein gefährlicher Werfer, steht da zwar, aber als Verteidiger oder Rebounder bringt er nur noch wenige Gegner zum Schaudern. Beim EM-Aus mit der deutschen Nationalmannschaft in der Vorrunde in Berlin hat sich das gezeigt. Nowitzki war in vielen Situationen schlichtweg zu langsam. Von seiner Meisterform 2011 ist er jedenfalls so weit weg wie Butler Lurch von der „Addams Family“ von einem Schönheitspreis.

Aber, Schreck, lass nach: Eine gute Nachricht gab es noch für Dirkules zwei Tage vor dem Saisonstart. Trainer Rick Carlisle soll in Dallas seinen Vertrag um fünf Jahre bis 2021 verlängern. Nowitzki wird sich auf die alten Tage, er hat noch bis 2017 einen Vertrag bei den Mavs, wohl nicht mehr auf einen neuen Coach einstellen müssen.