Jonas Wohlfarth-Bottermann fokussiert sich auf das nächste Spiel. Foto: Pressefoto Baumann

Die MHP Riesen empfangen am Samstag (20.30) als Spitzenreiter der Basketball-Bundesliga die Ulmer zum brisanten Derby. Kapitän Wohlfahrt-Bottermann: „Jeder kann jeden in der Liga schlagen.“

Ludwigsburg - Herr Wohlfarth-Bottermann, viele Menschen sagen zu 2021: es kann nur besser werden. Bei den Riesen heißt es nach Vize-Meisterschaft und Weihnachts-Meisterschaft eigentlich: es kann nur schlechter werden. Wie groß ist die Sorge, in ein Loch zu fallen?

Sorge würde ich nicht sagen. Wir wissen, dass wir einen ausgezeichneten Start hatten und dass dies nicht selbstverständlich ist; wir wissen aber auch, dass wir ein sehr gutes Team haben und daraus ein Selbstbewusstsein wächst. Was eigentlich dazu führt, dass wir nichts schlechter, sondern nur noch besser machen können.

Da bleibt am Saisonende ja eigentlich nur noch der Meistertitel. . .

Das wäre natürlich das Optimum, aber für mich geht es eigentlich darum, dass man am Ende sagen kann: Wir haben das Bestmögliche herausgeholt haben. Was das sein wird, weiß ich jetzt noch nicht.

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Was macht die Mannschaft denn so stark nach dem erneuten Umbruch?

Der Trainer hat trotz der schwierigen Situation wieder ein hochwertiges Team zusammengestellt. Es ist ein anderes Team als im Vorjahr, aber mit sehr guten Charakteren, was immer wichtig ist. Und wir haben auch ein etwas erfahreneres Team sowie ein paar neue hungrige Rookies vom College – es ist ein guter Mix.

Wenn wir schon bei der Altersstruktur sind: In Elias Harris, 31, hat ein sehr erfahrende Spieler und verkappter Center den Verein verlassen, dafür kommt in Austin Wiley ein 22-Jähriger Rookie auf Ihrer Position als echter Center. Ist das nun persönlich ein Vor- oder Nachteil?

Eher ein Vorteil. Wenn ich alleine über die 40 Minuten auf der Position wäre, wären wir doch etwas dünn besetzt. Ich bin froh, dass wir da einen Ersatz haben – auch wenn Elias Harris nur schwer zu ersetzen ist, er hat eine überragende Saison gespielt. Das gilt es nun eben als gesamtes Team zu kompensieren.

Sie sind Kapitän des Teams, zusammen mit Jaleen Smith. Wie muss man sich die Rollenverteilung vorstellen?

Wir reden viel mit den Coaches, was die Trainingssteuerung angeht und damit der Coach eine Gefühl dafür bekommt, wie die Stimmung im Team ist. Generell versuche ich, den neuen Spielern, vor allem vom College, ein Gefühl dafür zu geben, was sie in der Bundesliga erwartet, zum Beispiel auswärts, wo teilweise eine extreme Stimmung herrschen kann, auch wenn das durch Corona augenblicklich etwas anders ist. Aber in der Liga jeder jeden schlagen – das muss man wissen.

Der Kapitän als Teamplayer

Ihre Aufgabe in dieser Saison scheint zu sein, noch intensiver als bisher schon auf dem Parkett aufzutreten.

Ich füge mich eigentlich immer ins Team, weil für mich an erster Stelle steht, dass wir gewinnen, egal wie. Ich habe kein Problem damit, mich offensiv unterzuordnen, wenn zum Beispiel ein Elias Harris einen guten Tag hat. Ich weiß um meine Aufgaben und Stärken, die sind eben mehr in der Defensive verankert.

Blicken wir voraus: Im Sommer läuft Ihr Zweijahresvertrag aus, wie geht es weiter?

Es ist immer schwer im Basketball – und jetzt mit Corona – Pläne zu machen. Der Vertrag des Trainers läuft ja auch aus, so dass es noch ein paar allgemeine Baustellen gibt, bevor man an den Kader denkt, der ist im Moment für niemand ein Thema. Aber ich bin offen für alles, mal sehen, was kommt.

Revanche für Pokal-Pleite?

Diesen Samstag kommt erst einmal Ratiopharm Ulm zum Derby, und damit ein Ex-Verein von Ihnen. Wie ist die Ausgangslage, nachdem die Riesen vor der Saison im Pokal mit 20 Punkten verloren haben?

Ulm hat immer eine sehr talentierte Mannschaft mit viel Power in der Offensive und ist deshalb schwer zu kontrollieren. Sie dürfen nicht ins Punkten kommen. Es wird eine keine leichte Aufgabe, weil deren Fokus jetzt voll auf der Liga liegt, nachdem sie im Eurocup bereits ausgeschieden sind.

Aber die Riesen wollen die Heimstärke bewahren – auch ohne Fans?

Es schmerzt natürlich schon bei jedem Spiel, aber wir versuchen es als Mannschaft so gut wie möglich zu kompensieren und hoffen einfach, dass wir im Laufe der Saison zumindest noch vor ein paar Besuchern antreten werden. Dafür spielt man Basketball, um den Fans etwas zurückzugeben.