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US-Spieler kehrt nach drei Jahren zur EnBW Ludwigsburg zurück - An alte Erfolge anknüpfen.

Ludwigsburg - So eine Saisonvorbereitung kann ganz schön hart sein: Immer wieder gönnt Trainer Markus Jochum Jerry Green in den Einheiten eine kurze Pause. Konditionell muss der künftige Spielmacher der EnBW Ludwigsburg noch zulegen - dennoch sind sich alle sicher, dass er das Team wie einst in die Play-offs führt.

Bis vor drei Jahren war das Spiel der EnBW Ludwigsburg einfach - aber erfolgreich: Wurde es auf dem Parkett brenzlig, kam der Ball zu Jerry Green und zappelte kurz darauf im Korb. Das Ergebnis: Der Basketball-Bundesligist erreichte in allen drei Spielzeiten, in denen der US-Boy die Regie auf dem Parkett übernahm, die Play-offs und zweimal das Pokal-Halbfinale. Nachdem Green die Ludwigsburger verlassen hatte, erlebten sie die Play-offs nur noch vor den TV-Geräten. Doch die Chancen, dass mit seiner Rückkehr auch der Erfolg zurückkommt, scheinen gut.

Äußerlich hat sich der nun 30-Jährige zwar kaum verändert, als Spieler habe er sich jedoch enorm weiterentwickelt. "Ich bin mental weitaus gefestigter als noch vor drei Jahren", sagt Green, "ich habe jetzt mehr Übersicht und kann mich nun jederzeit um das Team kümmern." Den Feinschliff holte sich Green in den vergangenen drei Jahren. Nachdem die Ludwigsburger mit ihrem Angebot von 130000 Euro netto pro Spielzeit finanziell an ihren Grenzen angelangt waren, entschied sich Green für einen Wechsel. Erst spielte er ein Jahr mit dem belgischen Club BC Oostende im Uleb-Cup, danach zwei Jahre in Italien. In einer der stärksten Ligen Europas erreichte er vergangene Saison mit NGC Cantu gar das Halbfinale. Das prägte - und das zahlte sich aus. Doch das schnelle Geld spielt für Jerry Green im Herbst seiner Karriere nicht mehr die entscheidende Rolle. "Ich hätte in Italien bleiben können, aber ein Dreijahresvertrag in Ludwigsburg erschien mir die sicherere, die sympathischere Variante. Immerhin ist Ludwigsburg meine zweite Heimat", erklärt Green, "außerdem halte ich sehr viel von Markus Jochum. Man merkt, dass er ein ehemaliger Spitzenspieler ist. Er weiß genau, worauf es ankommt."

Mit dem Coach scheint Green voll und ganz auf einer Linie zu liegen. In und meist auch nach fast jeder Trainingseinheit besprechen sich die beiden. Green ist fast schon eine Art spielender Co-Trainer. "Er gibt auch im Training Anweisungen und hilft den Jüngeren", sagt Jochum, "man merkt schon in den wenigen bisherigen Trainingseinheiten, dass er die Rolle spielen wird, die ich mir von ihm erhoffe."

Denn Green eignet sich bestens als Führungsspieler, als Vorbild. Er ist ein erfahrener Profi - und einer, der nie aufgibt. Für ihn ist das jedoch keine außergewöhnliche Eigenschaft. Er beißt sich schon seit seiner Kindheit immer wieder in kniffligen Situationen durch. Als Beispiel erzählt er die Geschichte, wie er zum Basketball kam: Als Fünfjähriger spielte er jeden Tag in der Einfahrt seines Elternhauses in New Iberia im Bundesstaat Louisiana. Nicht gegen Gleichaltrige - gegen seine zwei älteren Brüder und deren Freunde. "Ich musste immer gegen die Älteren und Besseren spielen. Aber das hat mich stark gemacht", blickt er zurück. Es war eine harte Schule. Das Bübchen Jerry Green hätte es sich einfach machen können: eine andere Sportart, leichtere Gegner. Doch Green wollte sich durchsetzen. Die Willensstärke, die er damals entwickelte, hilft ihm seither in allen Lebenssituationen. Und sie soll den Ludwigsburgern nun die alten Erfolge zurückbringen.