Schluss, aus, vorbei! Was für die deutschen Basketballer bei der EM nach dem Ausscheiden in der Vorrunde gilt, könnte auch für Dirk Nowitzkis Karriere in der Nationalmannschaft gelten.
Berlin - Es gibt Szenen, die gehen selbst Unbeteiligten unter die Haut. Eine Szene wie die nach der knappen Niederlage der deutschen Basketballer gegen Spanien etwa. Als seine Teamkollegen den Innenraum verlassen hatten, betrat Dirk Nowitzki noch einmal das Parkett. Allein in der Hallenmitte genoss der 37-Jährige den Applaus, verteilte Kusshändchen und verneigte sich vor dem Publikum. Es wirkte wie ein Abschied, als der gefeierte Basketballstar nach dem bitteren EM-Aus Richtung Kabine ging. Immer wieder versteckte er sein Gesicht dabei unter seinem Trikot, während die „Dööörk“-Sprechchöre durch die Berliner Mercedes-Benz-Arena hallten. Tränen bei Nowitzki, Gänsehaut bei 14 000 Zuschauern.
Ob sein Auftritt beim 76:77 (38:41) im abschließenden Vorrundenspiel gegen Spanien wirklich der letzte im Nationaltrikot war, wollte Nowitzki jedoch nicht beantworten. „Schau’n mer mal“, sagte Nowitzki nach seiner 153. Partie im Dress des Deutschen Basketball-Bundes: „Direkt nach dem Spiel dachte ich, das war’s. Jetzt habe ich gehört, dass es noch eine Möglichkeit auf ein vorolympisches Turnier gibt und dass wir dafür eine Wildcard bekommen, um als Ausrichter dabei zu sein. Wenn das so ist, kann man sich im nächsten Sommer noch einmal zusammen setzen.“
Allerdings: Nicht nur Nowitzkis spontane Abschiedszeremonie hatte es in sich, auch das letzte Gruppenspiel, dieses Alles-oder-nichts-Spiel gegen Spanien. „Du darfst nicht drei knappe Spiele verlieren, das ist doof“, meinte Nowitzki: „Wir sind raus bei einer Heim-EM, das ist sehr bitter.“
Vor den Augen von NBA-Superstar Kevin Durant von den Oklahoma City Thunder verspielten die deutschen Korbwerfer die letzte Chance auf das Minimalziel Achtelfinale. Der tragische Held: Dennis Schröder. Der Spielmacher vergab mit der Schlusssirene mit einem verworfenen Freiwurf den Sprung in die Verlängerung. Sieben Freiwürfe hatte er davor während des Spiels verwandelt. „Da nehme ich die Schuld auf mich, ich muss den Freiwurf machen“, sagte der 1,85 Meter große Mann vom NBA-Club Atlanta Hawks, der mit 26 Punkten erneut bester DBB-Werfer war, und schaute dann aber gleich nach vorne: „Ich freue mich auf die nächsten Jahre in diesem Team.“
Ob die auch Dirk Nowitzki, der bei den Dallas Mavericks einen Vertrag bis 2017 hat, mitmachen wird, ist aber fraglicher denn je. Bei nur einem Sieg und dem schlechtesten EM-Abschneiden in der Ära Nowitzki (10 Punkte) endete seine einzige Heim-EM mit einer tiefen Enttäuschung. Dennoch wusste Bundestrainer Chris Fleming zu berichten: „In der Kabine hat Dirk zu mir gesagt, dass er noch vier bis fünf Jahre spielen kann.“ Der US-Amerikaner sagte das aber mit einem schelmischem Lächeln im Gesicht. Letztlich ist es ja kaum vorstellbar, dass Nowitzki mit dann 38 Jahren noch einmal ein Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro spielt. Schließlich ist der NBA-Champion von 2011 schon in diesem EM-Turnier an seine Grenzen gestoßen.
Gegen Spanien gelang ihm zwar gleich zu Beginn ein Dreier, aber Nowitzki verschuldete im gesamten Spiel auch fünf Ballverluste. Und: Das auf Tempo ausgelegte Spiel von Dennis Schröder wirkte bisweilen zu schnell für den Publikumsliebling mit der Nummer 14. Dennoch sagte Bundestrainer Fleming: „Dirk war für uns unheimlich wichtig bei dieser EM – gerade für die jungen Spieler, die er immer geführt hat.“ Lobende Worte gab’s auch von Spaniens Superstar Pau Gasol (16 Punkte): „Mir tut es leid, dass er mit dem deutschen Team ausgeschieden ist. Er hätte einen schöneren Abgang verdient gehabt.“ Wohl wahr!