Dennis Schröder machte sein vielleicht bestes Spiel der EM, vergab aber den entscheidenden Freiwurf. Foto: Bongarts

Der neue Leitwolf Dennis Schröder macht gegen Spanien ein starkes Spiel, vergibt aber den Freiwurf, der die deutsche Mannschaft in die Verlängerung gebracht hätte. Dirk Nowitzki könnte sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft gemacht haben.

Berlin - Dirk Nowitzki musste tief durchpusten. Wehmütig warf der Superstar Kusshändchen ins Publikum und verneigte sich nach seinem womöglich letzten Länderspiel. In einem Herzschlagfinale haben die deutschen Basketballer mit Dennis Schröder als tragischem Helden bei der EM auch die letzte Chance auf das Minimalziel Achtelfinale verspielt. Durch die 76:77 (38:41)-Niederlage gegen Angstgegner Spanien verpassten Nowitzki & Co. damit vorerst auch die sportliche Olympia-Qualifikation. „Du darfst nicht drei knappe Spiele verlieren, das ist halt doof“, resümierte der Würzburger in der ARD. „Wir sind ausgeschieden bei einer Heim-EM, das ist erstmal sehr bitter.“

Bei nur einem Sieg und dem schlechtesten EM-Abschneiden in der Ära Nowitzki (10 Punkte) endete seine einzige Heim-EM mit einer tiefen Enttäuschung. Schröder vergab kurz vor Schluss mit einem verworfenen Freiwurf den möglichen Sprung in die Verlängerung.

Die Stimmung fühlte sich nach Abschied an

Mit „Danke Dirk“-Schildern verabschiedeten die Zuschauer in der ausverkauften Arena ihren Liebling. Nur wenn der Deutsche Basketball Bund den Zuschlag für die Ausrichtung eines von drei Olympia-Qualifikationsturnieren erhalten sollte, könnte Nowitzki noch einmal ins Nationalteam zurückkehren und doch noch den Sprung nach Rio schaffen. Bester deutscher Werfer war Schröder mit 26 Punkten, aber erneut mangelte es dem 21-Jährigen an Konstanz. Der 21 Jahre alte Aufbauspieler hatte sich vor der Partie öffentlich für seine Taktik-Kritik an Trainer Chris Fleming vom Vortag entschuldigt.

Wie bei der bitteren Niederlage im Verlängerungs-Krimi gegen Italien setzte Coach Fleming auf den defensiv starken Bamberger Karsten Tadda in der Anfangsformation - und hatte zunächst damit Erfolg. Mit wacher und aufmerksamer Verteidigung startete das deutsche Team, Nowitzki traf seinen ersten Dreier, beim frühen 5:2 kochte erstmals die Halle so richtig.

Doch vor allem Spaniens Topstar Pau Gasol war zunächst unter dem Korb kaum zu stoppen. Mehrfach holte sich der bislang beste Turnier-Werfer den Offensivrebound und stellte die deutschen Center vor kaum lösbare Probleme. Trotz der anfänglichen Überlegenheit am Brett konnten die routinierteren Iberer aber nicht wegziehen.

Neuer Leitwolf Schröder mit guter Leistung

Mit seiner Mischung aus Genie und Wahnsinn sowie acht Punkten im ersten Viertel dominierte Schröder das deutsche Angriffsspiel. Leichtfertige Ballverluste folgten immer wieder auf schnelle Attacken Richtung Korb. Wegen des erlittenen Pferdekusses aus der Italien-Partie strampelte Schröder auf einem Rad während er nicht auf dem Feld stand und feuerte seine Teamkollegen leidenschaftlich an.

Mit der Schlusssirene brachte Robin Benzing sein Team zum Ende des Auftaktabschnitts aus der Distanz mit 20:18 nach vorne. Und auch im zweiten Viertel blieb es eine packende Partie. Per Dunking verwertete Center Tibor Pleiß zwei Lob-Anspiele von Schröder und Paul Zipser, vergab aber auch mehrfach gute Chancen in Korbnähe.

Ein insgesamt unauffälliger Nowitzki begeisterte die Zuschauer mit seinem patentierten Wurf im Rückwärtsfallen zum 35:36, bei nur drei Punkten Rückstand ging die Fleming-Auswahl optimistisch in die Pause. Doch in der zweiten Halbzeit setzte sich die Erfahrung der Spanier, die bei acht der neun vergangenen Europameisterschaften Medaillen gewonnen haben, langsam durch. Angeführt vom weiter überragenden Gasol und einem starken Sergio Rodriguez schraubten die Gäste ihren Vorsprung beim 56:46 erstmals auf zehn Punkte.

Doch noch einmal bäumte sich das deutsche Team auf, Lo verkürzte mit einem Dreier 23 Sekunden vor Schluss noch einmal auf einen Zähler. Doch die Spanier zeigten sich nervenstark an der Freiwurflinie und wurden wieder einmal zum großen Schreck, seit zehn Jahren wartet Deutschland auf einen Sieg.