Die EM im Blick: Basketball-Superstar Dirk Nowitzki Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - Trotz der beiden NBA-Stars Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks) und Dennis Schröder (Atlanta Hawks) geht das deutsche Team nur als Außenseiter in die Basketball-EM. Die wichtigsten fünf Spieler im StN-Formcheck.

Stuttgart - Natürlich will sich Chris Fleming nicht in die Karten schauen lassen. Welcher Trainer lässt das schon gerne zu? „Wir sind nicht die großen Favoriten im Turnier und in der Vorrunde, da brauchen wir uns nicht groß mit Rechenspielen und Zielen zu beschäftigen“, sagt der Basketball-Bundestrainer vor dem EM-Start an diesem Samstag gegen Island. Und damit hat Fleming irgendwie auch recht: In Vizeweltmeister Serbien, Mitfavorit Spanien, den starken Teams aus Italien und der Türkei hat die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) gleich vier harte Konkurrenten in ihrer Vorrundengruppe. Und weil sich nur die vier besten der Sechser-Gruppe für das Achtelfinale in Lille qualifizieren, wird das deutsche Team über sich hinauswachsen müssen, um in die nächste Runde einzuziehen. Kein leichtes Unterfangen angesichts der holprigen Vorbereitung in den Testspielen und im Supercup.

Die DBB-Equipe tat sich schwer, die NBA-Profis Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks) und Dennis Schröder (Atlanta Hawks) zu integrieren. Fleming moserte sogar mal: „So sind wir nicht EM-reif.“ Inzwischen hat sich seine Truppe einigermaßen gefunden. „Es funktioniert schon gut“, befand Superstar Dirk Nowitzki nach dem letzten Test am Sonntag gegen Frankreich (63:68). Mit 16 Punkten war Dennis Schröder wieder bester Werfer. Dennoch mahnte Kapitän Heiko Schaffartzik: „Wir befinden uns in einem Prozess, und wir wissen, dass dieser noch nicht abgeschlossen ist.“ Allerdings: Lange darf die Entwicklungsphase nicht dauern, sonst ist die EM vorbei, ehe sie begonnen hat. Die mögliche deutsche Startaufstellung wird so gesehen zum Quintett der Hoffnung. Ein Formcheck.

Dennis Schröder (Point Guard):

Der Spielmacher von den Atlanta Hawks ist die zentrale Führungskraft im Kader von Chris Fleming. In der vergangenen NBA-Saison, seiner zweiten, deutete der Braunschweiger an, wie gut er sein kann. Zehn Punkte machte Dennis Schröder in 77 NBA-Spielen im Schnitt. Deshalb ist die Forderung von Bundestrainer Fleming klar: „Dennis muss das Team führen.“ Er muss die Ideen geben, das Tempo bestimmen. Nur: In der Vorbereitung fehlte der 21-Jährige teilweise wegen Problemen an seinem Knöchel.

Dirk Nowitzki (Power Forward):

Der Superstar ist nicht mehr so unantastbar wie noch 2011, als er den Titel in der NBA gewann. Der 2,13-Meter-Riese ist mit seinen 37 Jahren langsamer geworden, er hat an Athletik verloren, in der Verteidigung droht er zur Schwachstelle zu werden. Zumal Spieler, die Nowitzki unter den Körben entlasten sollten, wegen Verletzungen nicht dabei sind – wie die Power Forwards Maximilian Kleber (FC Bayern München), Daniel Theis und Elias Harris vom deutschen Meister Bamberg oder auch Center Maik Zirbes von Roter Stern Belgrad. Ein weiteres Problem: Das Zusammenspiel zwischen Schröder und Nowitzki klappte in den Testspielen noch nicht. Oft wirkte es, als sei das Tempo von Schröder zu hoch für den Routinier. Oder wie es Coach Fleming ausdrückt: „Wenn Dirk einen Block gestellt hat, war Dennis schon am Korb.“ Bei seiner bislang letzten EM 2011 in Litauen war Nowitzki im Schnitt 29,9 Minuten auf dem Parkett. „Dieses Mal werde ich keine 30 Minuten spielen“, prophezeit Nowitzki, der trotz allem sein Team mitreißen und mit wichtigen Punkten ins Spiel zurückbringen kann. Und Chris Fleming sagt: „Wir haben inzwischen viele Möglichkeiten, wir sind nicht mehr so leicht ausrechenbar wie früher, als alles nur über Dirk lief.“

Anton Gavel (Shooting Guard):

Der gebürtige Slowake wurde erst kurz vor der EM eingebürgert und ist ein Liebling von Chris Fleming. Der Bundestrainer schätzt den 30-Jährigen vom FC Bayern München für seine Defensivstärke. Dafür hatte Anton Gavel, der seit 15 Jahren in Deutschland lebt, zuletzt erhebliche Schwankungen bei den Würfen aus der Distanz.

Paul Zipser (Small Forward):

Die EM könnte für den Youngster vom FC Bayern der große Durchbruch sein. Zipser (21) ist athletisch, kann werfen, scheut den Weg zum Korb nicht und hat kluge Pässe im Repertoire. Mit seiner starken Verteidigung ist er ein wertvoller Allrounder. Steffen Hamann traut ihm sogar den Schritt in die NBA zu: „Die EM ist seine Chance, sich zu zeigen. Mit Paul ist zu rechnen“, sagte der frühere Nationalspieler. Allerdings: Zipser fehlt es an Erfahrung.

Tibor Pleiß (Center):

Der 2,18-Meter-Hüne, der künftig für den NBA-Club Utah Jazz spielen wird, ist in guter Form. Mit 51 Punkten in den drei Supercup-Spielen gehörte er zu den sichersten Schützen. „Seine Entwicklung ist überragend“, lobt Chris Fleming seinen Center. Allerdings: In den beiden Testspielen gegen Frankreich bekam Tibor Pleiß (25), der Kölsche Jung, seine Grenzen aufgezeigt. Auch deshalb warnt der 122-Kilogramm-Koloss – trotz des Heimvorteils in Berlin – vor zu hohen Erwartungen an das deutsche Team: „Das erste Etappenziel ist, die Todesgruppe zu überstehen. Dann folgt hoffentlich die Olympia-Qualifikation.“ Die DBB-Auswahl müsste zumindest Siebter werden, um sich einen Platz für ein Qualifikationsturnier für Rio 2016 zu sichern. Das wird schwer genug.