Nicht nur den Ball verloren: Center Jon Brockman (li./gegen Bambergs Dalibor Bagaric) kassierte Foto: Baumann

Jetzt hilft nur noch ein Basketball-Wunder: Die MHP Riesen Ludwigsburg haben auch ihr zweites Spiel in der K.-o.-Phase (Best-of-5) gegen die Brose Baskets Bamberg verloren. Aber trotz des 84:89 (74:74/33:38) in der Verlängerung will in der Barockstadt noch niemand aufgeben.

Ludwigsburg - Ein normales Spiel – das geht nicht. Zumindest wenn die MHP Riesen Ludwigsburg in den Play-offs spielen. Wie im Vorjahr als die Bundesliga-Basketballer gegen den späteren Meister FC Bayern München ein Heimspiel mit einem Buzzer-Beater von Coby Karl gewannen und später sogar noch ein Extra-Spiel am Grünen Tisch erstritten, hat es auch die erste K.-o.-Phase in dieser Saison gegen die Brose Baskets Bamberg in sich.

Doch der Reihe nach: Nach dem knappen 79:87 in Bamberg am vergangenen Samstag lieferten die Ludwigsburger auch drei Tage später von Beginn an eine leidenschaftliche Partie ab. Mit Einsatz, Engagement und Moral sorgten die Hausherren dafür, dass die favorisierten Brose Baskets ihr Spiel nicht entfalten konnten. Vor 4500 Zuschauern in der ausverkauften MHP-Arena entschieden die Riesen – angetrieben von einem starken John Little (21 Punkte) – das erste Viertel für sich (19:16).

Aber dann wurde der Serien-Meister von 2010 bis 2013 stärker. Allen voran Nationalspieler Daniel Theis, mit 17 Zählern bester Bamberger Werfer, bekamen die Ludwigsburger nicht in den Griff. Die Gäste gaben den Takt vor, führten zur Halbzeit mit 38:33. Doch die Riesen blieben auf Schlagdistanz. „Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können“, befand Riesen-Center Jon Brockman (12 Rebounds). Beim 60:59 (27.) ging sein Team sogar in Führung. Letztlich hechelte es jedoch stets einem knappen Rückstand hinterher.

Was nach Ansicht von John Patrick auch an den Schiedsrichtern lag. Jedenfalls regte sich der US-Amerikaner ständig über die Entscheidungen der Unparteiischen auf. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit beschimpfte der studierte Jurist einen der Schiedsrichter so unflätig, dass er dafür ein zweites technisches Foul kassierte und den Innenraum verlassen musste. Zur Pressekonferenz durfte er nach den Regularien der Basketball-Bundesliga (BBL) deshalb auch nicht kommen. Normal und Ludwigsburg – in den Play-offs geht das anscheinend nicht.

Nächstes Beispiel: DJ Kennedy. Der BBL-Punktekönig lieferte im zweiten Viertelfinal-Spiel eine schwache Leistung ab, doch 18 Sekunden vor Schluss rettete ausgerechnet er mit einem Fabel-Dreier den 74:74-Ausgleich und sein Team damit in die Verlängerung. Die Halle kochte und die Zeitnehmer verloren den Überblick. Commissioner Winfried Gintschel ließ einen von ihnen austauschen. Noch eine dieser unglaublichen Geschichten bei diesem Basketball-Krimi. „So eine Auswechslung habe ich noch nie erlebt“, musste auch der frühere Bundestrainer Dirk Bauermann, als TV-Experte in der Halle, mit einem Schmunzeln zugeben.

In der Verlängerung wurde aber klar, weshalb die Riesen im Vergleich zu Bamberg eine Nummer zu klein sind. „Am Ende haben die Brose Baskets einfach die entscheidenden Würfe getroffen – das war der einzige Unterschied“, analysierte Riesen-Profi John Little. Die Mission Play-offs könnte für die Ludwigsburger also vorbei sein, bevor sie richtig angefangen hat. An diesem Donnerstag (20 Uhr) kann der Titelfavorit aus Franken seinen ersten Matchball vor heimischer Kulisse nutzen. „Wir wollen den Sack zu machen“, kündigte Bambergs Karsten Tadda an. Und sein Coach Andrea Trinchieri meinte: „Ludwigsburg wird trotz des 0:2-Rückstands alles geben, wir müssen im Gegenzug auch alles in die Waagschale werfen.“

Ob dann John Patrick am Spielfeldrand steht, ist fraglich. Ihm könnte eine Sperre drohen. Notfalls muss dann – wie bereits in der Schlussphase – David Danzig ran. Die Marschroute hat der Ludwigsburger Co-Trainer schon mal vorgegeben: „Aufgeben gibt’s nicht! Ich glaube an die Jungs.“ Und an die Überraschung in Bamberg.