Weiterhin bei den Neckar Riesen Ludwigsburg am Ball: Trainer John Patrick Foto: Pressefoto Baumann

Trotz des sportlichen Abstiegs hoffen die Neckar Riesen Ludwigsburg, auch künftig in der Basketball-Bundesliga zu spielen. Das hängt aber von dem Urteil des Schiedsgerichts ab, das über die wirtschaftliche Erstliga-Tauglichkeit von Aufsteiger Düsseldorf Baskets entscheidet. Es droht eine Hängepartie.

Ludwigsburg - Trotz des sportlichen Abstiegs hoffen die Neckar Riesen Ludwigsburg, auch künftig in der Basketball-Bundesliga zu spielen. Das hängt aber von dem Urteil des Schiedsgerichts ab, das über die wirtschaftliche Erstliga-Tauglichkeit von Aufsteiger Düsseldorf Baskets entscheidet. Es droht eine Hängepartie.

25 Tage ist es her, dass die Neckar Riesen Ludwigsburg nach einer 72:77-Pleite im entscheidenden Spiel beim direkten Konkurrenten Frankfurt Skyliners als Tabellenvorletzter aus der Basketball-Bundesliga (BBL) abgestiegen sind. Seither wurde viel spekuliert, wie es mit den Barockstädtern weitergeht – und vor allem mit wem. Eine Frage ist nun geklärt: John Patrick, dessen Vertrag am Saisonende ausgelaufen war, wird bei den Ludwigsburgern weiter an der Seitenlinie stehen. Der 45 Jahre alte US-Amerikaner, der Anfang Januar Steven Key als Trainer abgelöst hatte, hat seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert. „Er war unser Wunschkandidat. Unter ihm hat die Mannschaft trotz des Abstiegs einen positive Entwicklung genommen“, sagte Clubchef Alexander Reil. „Zudem setzen wir auf mehr Kontinuität.“

Patricks Bilanz kann sich in der Tat sehen lassen. Der Publikumsliebling holte bei den Riesen sieben Siege aus 16 Partien. „Ich habe viel Positives in den dreieinhalb Monaten erlebt und das große Potenzial in Ludwigsburg erkannt. Meine Mission ist hier aber noch unvollendet“, meinte Patrick.

Bei den Neckar Riesen ist damit eine Personalie vom Tisch, dennoch gibt es noch viele offene Fragen. – Ein Überblick:

Wie planen die Neckar Riesen für die nächste Saison? Zweigleisig. Sicherheitshalber hatte der Club im März bereits die Lizenz für die Pro A, die zweite Basketball-Liga, beantragt, und sie am 11. Mai ohne Auflagen erhalten. Auch weil ein Großteil der Sponsoren bereit ist, den Gang in die Zweitklassigkeit mitzugehen. „Trotz aller Diskussionen nach dem Abstieg haben wir ein tiefes Vertrauen bei unseren Partnern gespürt“, sagt Wolfgang Röslin, Sprecher des Club-Beirats. Für die BBL-Spielzeit 2013/2014 (Saisonstart wohl wieder 3. Oktober) würde der Club nach Informationen unserer Zeitung einen Etat von 2,5 Millionen Euro stemmen.

Allerdings: Die zweigleisige Planung bringt Probleme mit sich. Spielerverpflichtungen und Vertragsverlängerungen mit aktuellen Profis gestalten sich schwierig, weil nicht feststeht, in welcher Klasse die Neckar Riesen demnächst spielen. „Es ist keine leichte Situation“, gibt John Patrick zu, der verstärkt auf deutsche Spieler aus der clubeigenen Nachwuchs-Akademie zurückgreifen will. Zunächst muss er sich aber nach einem Nachfolger für Assistenzcoach Alan Ibrahimagic, der neuer Bundestrainer der deutschen U-16-Junioren ist, umsehen.

Wieviele Konkurrenten hätten die Ludwigsburger in einem Wildcard-Verfahren? Womöglich gar keine. Sollte das Schiedsgericht in letzter Instanz dem sportlichen Aufsteiger aus der Pro A, den Düsseldorfer Baskets, die Lizenz für das Oberhaus verweigern, und würde die Basketball-Bundesliga dann einem Wildcard-Verfahren zustimmen, wäre Ludwigsburg wohl der einzige Club, der seinen Hut in den Ring wirft. Denn Kandidaten wie die BG Karlsruhe oder zuletzt das Basketball-Projekt Hamburg Towers verzichten auf eine Wildcard. Und andere Bewerber, die 250 000 Euro für die Bundesliga-Lizenz bezahlen und einen soliden Erstliga-Etat samt geeigneter Halle haben, sind derzeit nicht in Sicht.

Bis wann haben die Barockstädter Gewissheit über ihre sportliche Zukunft? Eine verbindliche Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Das Schiedsgericht, ein unabhängiges Gremium, das aus ehemaligen und aktiven Richtern besteht, hat den Düsseldorfern eine Frist bis zu diesem Donnerstag gewährt. Bis dahin können die Baskets Unterlagen einreichen, die ihre wirtschaftliche Tauglichkeit für die BBL – anhand etwa von schriftlichen Sponsorenzusagen – belegen. Bisher hatte der BBL-Gutachterausschuss die Lizenz den Rheinländern in zwei Instanzen verweigert.„Bis eine endgültige Entscheidung fällt, kann es Mitte Juni sein“, befürchtet Reil. Das sei sowohl für Düsseldorf als auch für die Riesen ein Nachteil.

Wo finden künftig die Heimspiele statt? „Unabhängig von der Ligazugehörigkeit bleibt die MHP-Arena unsere Heimspielstätte“, sagt Riesen-Chef Reil. Einen Wechsel in die Rundsporthalle, bis 2009 die Halle der Ludwigsburger Korbwerfer, lehnt er – auch für die Pro A – kategorisch ab. Dabei würde ein Teil der Fans „die Rückkehr zu den alten Wurzeln“ begrüßen. Zumal die 5325 Zuschauer fassende MHP-Arena auch eine Stange Geld kostet. Für 17 Heimspiele müssen die Riesen als Ankermieter 300 000 Euro je Saison zahlen. „Wir müssen unseren Partnern und Sponsoren aber gerecht werden, und das können wir nur in der MHP-Arena“, betont der Club-Boss. Denn in der hoch modernen Halle kann der Verein die Videowand bespielen und diese so auch zu Werbezwecken nutzen.