Früh übt sich, wer ein Großer werden will: Der sechsjährige Michel Hundt von den Stuttgart Reds beim Baseballtraining mit dem Vorsitzenden und Coach Chris Manske. Foto: Pressefoto Baumann

Für Michel Hundt gibt es nichts Schöneres als Baseball. Gut, dass bei den Stuttgart Reds auch schon die Jüngsten zum Schläger greifen können. Auf die Nachwuchsarbeit legt die größte Abteilung des TV Cannstatt sehr viel Wert. Und sie soll in Zukunft sogar noch professioneller werden.

Bad Cannstatt - Einen Tag ohne Baseball gibt es im Leben von Familie Hundt nicht. Alles dreht sich um Bälle, Handschuhe, Schläger. Um Hitting, Fielding, Pitching. Zumindest für Linus (14), Oskar (12), Emil (10) und Michel (6) gibt es nichts Schöneres als den Sport, der seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten hat. Alle vier Söhne der Familie spielen bei den Stuttgart Reds, der Baseball-Abteilung des TV Cannstatt. Der Jüngste, Michel, trainiert dreimal pro Woche – die unzähligen Einheiten mit seinen Brüdern im heimischen Garten oder im Turnzimmer nicht eingerechnet. „Nur im restlichen Haus“, sagt er und grinst frech, „da haben wir Baseballverbot.“

Michel gehört zum T-Ball-Team der Stuttgart Reds. Hier lernen die Jüngsten die Grundfertigkeiten, die im Baseball wichtig sind. „Laufen, Werfen, Fangen, darauf kommt es erst einmal an“, zählt Chris Manske auf. Dazu Koordination und Schnelligkeit. Und natürlich das Schlagen. „Da sind die Kleinen ganz wild drauf“, weiß der Trainer und Erste Vorsitzende der Reds.

T-Ball ist eine vereinfachte Form des Baseballs, die schon Vierjährige spielen können. Sie ähnelt dem Brennballspiel, das man aus der Schule kennt. Der Ball, der weicher als der normale Baseball ist, wird dabei von einer speziellen Abschlag-Vorrichtung, einem sogenannten Tee, ins Feld geschlagen. Und wenn Michel Hundt das macht, dann sieht das schon richtig professionell aus. Er legt den mit einer Baseballkappe bedeckten Kopf schräg, kneift die Augen zusammen und fixiert den Ball. Er holt weit aus und trifft ihn genau an der richtigen Stelle. Erst die Hallenwand stoppt den Ball.

Xavi Gonzalez ist Michel Hundts Vorbild

Michel gilt als eines der größten Talente aus dem Reds-Nachwuchs. „Ich hab’ mir mal ein Spiel angeschaut und bin dann ins Training gekommen, das fand ich ganz gut“, erzählt er. Eineinhalb Jahre ist das her. Dass seine drei großen Brüder ebenfalls Baseball spielen, hatte auf die Auswahl der Sportart wohl auch Einfluss.

Und weil ihm einmal Training pro Woche nicht genug ist und er sogar schon mit Neun- bis Zwölfjährigen mithalten kann, geht Michel nicht nur freitags zum T-Ball, sondern nimmt auch noch die zwei Trainingseinheiten der Schülermannschaft mit. Gemeinsam mit Emil und Oskar. „Die müssen keine Rücksicht auf mich nehmen“ sagt Michel, der am liebsten Shortstop spielt. Das ist die Position zwischen zweiter und dritter Base. Die, die sein „Freund“ Gonzalez auch spielt.

Xavi Gonzalez (26), einst Profi in den USA und in England, gehört zur Bundesliga-Mannschaft der Reds, ist Nachwuchstrainer und das Vorbild von Michel Hundt. Ob der auch mal in der Bundesliga spielen will? Der Sechsjährige grinst. „Lieber in der Major League“, sagt er.

Die Voraussetzungen für eine Karriere in den USA sind da. „Wenn er seinen Weg so weitergeht, kann er es in die U-12-Nationalmannschaft schaffen“, sagt Chris Manske und träumt Michels Traum weiter: „Ein College-Stipendium wäre dann der nächste Schritt.“

Der TVC möchte Richtung Baseball-Academy

Der Trainer blickt etwas sehnsüchtig über den Großen Teich. Die Möglichkeiten, die Sportler dort haben, sind in Deutschland nicht gegeben. „Mit reinem Ehrenamt ist es unmöglich, Schule und Baseball zu koordinieren“, sagt Chris Manske. Allerdings sei Baseball auch hierzulande auf einem guten Weg. In Regensburg, Mainz und Paderborn gibt es bereits Baseball-Internate – Vorbilder für die Stuttgart Reds. „Wir wollen unsere Nachwuchsarbeit systematisch ausbauen“, sagt Chris Manske. Der erste Schritt dafür ist die Anstellung eines Hauptamtlichen für die mit 260 Mitgliedern größte Abteilung des TV Cannstatt, zu dem die Reds seit 1994 gehören. „Der zweite Schritt wären Internatsplätze“, führt Chris Manske weiter aus, „wir wollen Richtung Baseball-Academy gehen.“ Die geplante Tribünenerweiterung im DB-Ballpark soll dafür Schulungs- und Hausaufgabenräume enthalten.

Das alles kostet natürlich Geld. „Wir suchen Geldgeber, damit wir unseren Weg gehen können“, sagt der Vorsitzende und freut sich umso mehr über die finanzielle Förderung durch die Stadt Stuttgart. „Die Stadt war anfangs kritisch uns gegenüber“, sagt er. Spätestens aber seit dem Entschluss zum Bau des Baseballplatzes 2003 wird auch Baseball sehr unterstützt. „Auch deshalb konnte sich die Sportart hier so gut entwickeln“, sagt Manske. Wann der Traum von der Baseball-Academy wahr wird, ist noch offen. Gut möglich aber, dass Michel Hundt und seine Brüder in Zukunft noch von den Visionen ihres Trainers profitieren können.