Auch die Frauen haben bei der Bart-WM mitgemischt. Unsere Bildergalerie zeigt weitere Impressionen des Wettbewerbs. Foto: Claudia Barner

Nicht nur zuschauen, sondern mitmachen: Auch Frauen mischen bei den Bart-Weltmeisterschaften in Leinfelden-Echterdingen mit.

Leinfelden-Echterdingen - Damenbart? Nein, danke! Wenn Haare an der Oberlippe oder der Kinnpartie sprießen, zögern Frauen nicht lange. Pinzette, Wachs oder Epilierer sorgen für den makellosen Teint. Ein Damenbart? „Ja, bitte!“, sagen Muriel Lavender aus Bath und Lindsay Stinner aus Ohio. Sie haben Spaß daran, sich mit imitierter Haartracht im Gesicht in Szene zu setzen und damit auf Wettbewerben zu punkten. In den USA hat sich das schräge Hobby längst als Freizeitspaß etabliert. Im Rahmen der Bart-WM in Leinfelden-Echterdingen sind die so genannten „Whiskerinas“ erstmals bei einer europäischen Konkurrenz angetreten.

Die Männer haben es vorgemacht, die Frauen machen es nach. Lindsay Stinner verrät, warum: „Ich begleite meinen Freund schon seit Jahren zu Bart-Wettbewerben. Irgendwann war es mir zu langweilig, nur zuzuschauen.“ Im Kostümgeschäft hat die Krankenschwester einen blonden Kunstbart erstanden und ihn mit Haarspray, Gel und Wachs in Form gebracht. Dann war die Kinn-Perücke perfekt: Unter einem Schnauzer kringeln sich große Locken. Zum Bart trägt Lindsay eine Zirkusuniform und präsentiert sich so als Gesamtkunstwerk. „Unsere Barthaare sind zwar nicht echt, aber dafür haben wir viel mehr Möglichkeiten, unsere Kreativität auszuleben.“

Die Dame von Welt trägt Wolle, Farn und Draht

Tatsächlich mangelt es den 13 Bartträgerinnen, die sich am Freitag dem kritischen Blick der Jury stellen, nicht an Einfallsreichtum. Die Britin Muriel Lavender etwa hat ihren Bart aus blauer Wolle gestrickt und in ein feenhaftes Fantasiekostüm integriert. Camille und Coline aus Frankreich tragen Schnauzer aus kleinen Plastikflügeln und Kunstfarn. Antonine hat sich aus spiralförmigen Drahtstücken einen bunten Vollbart gezwirbelt.

Gut vorbereitet ist auch Brittany aus Kalifornien in der Filderhalle erschienen. Ihre Kinnpartie schmückt ein Fischernetz, in dem sich allerlei Meeresgetier verfangen hat. Blinkende Lämpchen sorgen für ungeteilte Aufmerksamkeit und mit einer Seifenblasen-Pistole imitiert sie aufsteigende Luftblasen. Das gut gelaunte US-Girl hat ihrem Bart-Imitat den Namen „Sealife“ gegeben und eilt damit von Wettbewerb zu Wettbewerb. Egal, ob Dallas, Las Vegas oder San Francisco – in den Staaten sind die Whiskerinas Kult.

Die Maskerade ist aus einer Laune heraus entstanden

Ob der Trend über den Ozean schwappt, bleibt abzuwarten. „Es ist toll, dass wir 13 Wettbewerberinnen auf die Bühne bekommen haben“, sagt der Cheforganisator Jürgen Burkhardt vom Bart & Kultur Club „Belle Moustache“. Doch ihm ist nicht entgangen, dass die Maskerade bei den europäischen Teilnehmerinnen aus einer Laune heraus entstanden ist. Der passionierte Bartträger bleibt entspannt: „Schauen wir mal, was daraus wird.“

Darüber, ob es Echthaar aus eigenem Wuchs sein muss, darf diskutiert werden. Ein Gute-Laune-Faktor waren die Damen mit ihren Blumen an der Oberlippe, Krawatten am Kinn oder dem abnehmbaren Räuber-Hotzenplotz-Rauschebart allemal. Und schließlich kann man auch in Sachen Lockerheit noch von den US-Damen lernen. „Das einzige, was zählt, ist die Frage, ob es Spaß macht“, sagt Lindsay. Mit dieser Einstellung und einer perfekten Präsentation holt sie in Leinfelden den Siegerpokal.