Auch die Kinosäle bleiben leer – im Bild das Gloria an der Bolzstraße Foto: Innenstadtkinos

Um 13 Uhr hat die Stadtverwaltung am Freitag, 13. März, die sofortige Schließung von Clubs, Tanzlokalen, Bars und Kinos angeordnet. Das bringt Betriebe in Existenznot.

Stuttgart - Die von der Landeshauptstadt am Freitag kurzfristig verfügte Schließung aller Clubs, Bars, Tanzlokale und Kinos zur Abwehr der schnellen Verbreitung des Coronavirus trifft die Betreiber hart. Die Zwangsschließung ist nicht befristet. Die von der Bundesregierung angekündigten Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld helfen nur begrenzt.

„Wir werden die Künstler des aktuellen Ensembles wegen höherer Gewalt aus dem Vertrag entbinden, wir können ihnen nichts mehr bezahlen“, sagt Timo Steinhauer, Geschäftsführer des Friedrichsbau-Varieté. Die eben gestartete Show Tollhouse ist abgesagt. „Wir appellieren an alle, die Karten gekauft haben, Solidarität zu zeigen“, so Steinhauer. Karten könnten als Gutscheine für Shows in den nächsten drei Jahren verwendet werden. Für eigene Mitarbeiter werde man Kurzarbeitergeld beantragen, die für Montag geplante Sondervorstellung mit Frl. Wommy Wonder will man am 17. November nachholen.

Kunden zahlen Stornogebühren

„Viel Chaos, viel Ärger, erhebliche Einbußen, es bahnt sich eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes an“, so fasst Steffen Eifert, Chef von Mr. Mac’s Partyteam, die Auswirkungen knapp zusammen. Im „Kerngeschäft“, also Betriebsfesten und Events von Organisationen, seien die Aufträge schon nahezu komplett storniert worden, nun folgten Hochzeiten und Geburtstagsfeiern. „Es ist zu befürchten, dass es dabei nicht bleiben wird“, so Eifert. Auf die Absager kommen Stornogebühren zu. „Wir wollen unsere Kunden nicht bestrafen, aber wir haben DJs gebucht, denen wir nicht das komplette Einkommen streichen können“, so Eifert.

„Vieles von dem, was beschlossen wurde, ist unlogisch“, sagt Eric Bergmann, Chef der Bar Jigger & Spoon im Hospitalviertel. Restaurants dürften öffnen, Bars mit Speisenangebot wohl auch. „Das ist mal wieder konsequent inkonsequent“, so Bergmann, „wir müssten in unserer Bar also Speisen anbieten, um weitermachen zu können.“ 20 Beschäftigte seien in seinem Betrieb von der Ad-hoc-Schließung betroffen.

Hilft die Stadt nur der Kultur?

Tobias Rückle, Sprecher des Clubs Kollektiv, dem Interessenverband der Club-, Party-, und Kulturereignisveranstalter in der Region Stuttgart, befürchtet „die eine oder andere Insolvenz“. Die Grünen im Gemeinderat haben am Freitag den Antrag gestellt, dass die Verwaltung einen Finanzierungsplan für existenzbedrohte Kultureinrichtungen aufstellen solle. „Es wird sich zeigen, ob auch an unsere Mitgliedsbetriebe gedacht wird“, sagt Rückle. Man sei unverschuldet in eine Situation geraten, nun gehe es um Existenzen.

„Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das kommt“, sagt Margarete Söhner, Marketingleiterin der Innenstadtkinos, „aber wie das finanziell geregelt wird, wissen wir nicht.“ Die Kinokassen würden am Samstag offen gehalten, um Tickets zu erstatten.