Bisher ist in Sillenbuch nicht mal das Bezirksrathaus barrierefrei. Die SPD sieht dringenden Handlungsbedarf. Foto: Caroline Holowiecki

Nicht einmal das Rathaus ist in Sillenbuch ohne Hürden. Die SPD hat sich das Thema nun auf die Fahne geschrieben und will mit Sofortmaßnahmen die Situation schnell verbessern.

Sillenbuch - Viele Kommunen schmücken sich mittlerweile mit dem Attribut „fair“. So dürfen sich etwa Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg seit Jahren offiziell „Fairtrade-Städte“ nennen – und werben auch offensiv damit. Sillenbuch hat diesen Stempel auch, und es könnte ein zweiter hinzukommen: „barrierefrei“. Dieses Attribut würde den Bezirk als Wirtschaftsstandort festigen, davon ist zumindest die SPD im Bezirksbeirat überzeugt und hat daher in der jüngsten Sitzung einen Antrag eingebracht, der das Thema vorantreiben soll.

Dringender Verbesserungsbedarf

Der SPD-Sprecher Ulrich Storz sieht die aktuelle Situation als „nicht zufriedenstellend“ an und hat dringenden Verbesserungsbedarf erkannt. „Die Teilhabe am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben im Stadtbezirk ist sowohl für körperlich beeinträchtigte Personen sowie für Familien mit Kinderwagen immer noch eine große Herausforderung und scheitert häufig an Barrieren“, heißt es in dem SPD-Antrag.

Um das Bewusstsein für die Probleme zu schärfen und Hindernisse ausmerzen zu können, soll eine Vor-Ort-Begehung vor einer der nächsten Bezirksbeiratssitzungen stattfinden. Bei dieser Gelegenheit sollen Vertreter von Organisationen und Einrichtungen, die sich für Behinderte engagieren, Betroffene selbst und Vertreter von Verwaltung, SSB und aus den Gewerbevereinen Meile und IGH zusammenkommen – auch, um die Möglichkeit einer Projektgruppe „Barrierefreies Sillenbuch“ zu prüfen, die sich dauerhaft beispielsweise mit dem Thema blockadefreie Einkaufsmöglichkeiten auseinandersetzen und so die Barrierefreiheit dauerhaft als Sillenbucher Marke etablieren könnte.

Hilfe vom schmalen Faltrollstuhl

Diesem Vorschlag hat das Gremium am Mittwochabend ebenso einhellig zugestimmt wie drei Sofortmaßnahmen, die „mit wenig finanziellem Aufwand und rasch umsetzbar“ sind, so Ulrich Storz. Zwei dieser drei Maßnahmen drehen sich ums Bezirksrathaus. Dort soll im Außenbereich am Eingang ein gut sichtbares Schild installiert werden, das auf den rollstuhlgerechten Eingang hinweisen soll, der über den Parkplatz im Tiefgeschoss zu erreichen ist. Zudem soll es einen Hinweis geben, dass über die Klingel Mitarbeiter herbeigerufen werden können. „Auf beeinträchtigte Personen wirkt das Bezirksrathauszu allererst abschreckend“, findet die SPD. Auch zum Aufzug, „einem sehr schmalen Sparmodell“, hat sich die Fraktion Gedanken gemacht. So soll die Verwaltung einen schmalen Faltrollstuhl anschaffen, in den Menschen aus massiveren Rollstühlen, die nicht in den Lift passen, umsteigen können. Zwar wies Manfred Riesle von SÖS/Linke-plus darauf hin, dass nicht jeder mit Handicap einfach so in einen Faltrollstuhl umgesetzt werden könne, dennoch fand die Idee fraktionsübergreifend Zuspruch.

Die dritte Sofortmaßnahme wird etwas schwieriger zu bewerkstelligen sein. So ist die DHL-Packstation am Sillenbucher Markt laut Storz nicht ohne Hindernis erreichbar, sie befindet sich jedoch auf einem Privatgrundstück. „Ich bitte, dass man nach Lösungen sucht. Das müsste doch möglich sein“, gab er der Bezirksverwaltung mit. So schwebe der SPD etwa eine Rampe sowie ein Handlauf an der Stufe vor.

Diese und andere Themen sollen bei der Vor-Ort-Begehung besprochen und bei einer Sitzung vertieft werden. Im Vorfeld dürfe man jedoch nicht versäumen, sich über einen geeigneten Sitzungssaal Gedanken zu machen, mahnte Philipp Kordowich (CDU): „Einen barrierefreien Tagungsort zu finden, wird schwierig.“