Verzichtbar? Bargeld Foto: dpa

Das Bezahlen übers Handy funktioniert in Indien, und in manchen Staaten Westafrikas ist es Standard. Aber reicht das als Begründung, Bargeld in Deutschland aus dem Verkehr zu ziehen? Sicher nicht.    

Frankfurt - Zugegeben, es gibt positive Beispiele: Das Bezahlen übers Handy funktioniert in Indien, und in manchen Staaten Westafrikas ist es Standard. Aber reicht das als Begründung, Bargeld in Deutschland aus dem Verkehr zu ziehen? Sicher nicht.

Was aber sollte sonst dafür sprechen? Geldwäsche und Drogenhandel würden stark erschwert, schallt es aus dem lauter werdenden Chor, der nach Abschaffung des Bargelds ruft. Dahinter scheinen rührend naive Vorstellungen über die Geldkreisläufe italienischer Mafia-Clans oder mexikanischer Kartelle auf. Aber Schwarzarbeit, Schwarzgeld, Kapitalflucht? Sie finden schon im aktuellen Bargeldzeitalter hohe Hürden an Gesetzen, Fahndung, Bankenaufsicht. Und die Kosten für Herstellung und Verteilung von Scheinen und Münzen? Es wäre neu, dass sie je zur Bankenkrise in Europa beigetragen hätten.

So schnurrt die Argumentation gegen Bargeld auf das Zeitgeistargument zusammen, nur der digitale Zahlungsverkehr sei nicht von gestern. Was aber soll überholt sein an der freien Entscheidung freier Bürger, wie sie bezahlen wollen?

Der Kern dieses Themas liegt ohnehin nicht in Fragen von Komfort, Kosten oder Kriminalität. Vielmehr in der informationellen Selbstbestimmung jedes Einzelnen. Wer sich für digitalen Zahlungsverkehr entscheidet, hinterlässt Daten. Ohne Kenntnis, wer sie wie nutzt. Ohne Einfluss, was damit geschieht.

Im Klartext: Gibt es kein Bargeld mehr, sieht der Staat, sieht jede Institution, die Zugriff auf diese Daten hat, wer wann wo was kauft oder verkauft. Wer wie wirtschaftet. Wer wessen Geistes Kind ist. Wem an Freiheit liegt, der kann darin nur Rückschritt erkennen.