Wer in Göppingen seine Bahnen schwimmen will, muss künftig tiefer in die Badehosentasche greifen. Foto: privat

In den Göppinger Barbarossa-Thermen soll der Badespaß mal wieder teurer werden – für viele eine kalte Dusche. Zumal die Besucherzahl seit Jahren schrumpft. Liegt es vielleicht am lauwarmen Abkühlbecken im Saunabereich?

Göppingen - Die Besucherzahlen in den Göppinger Barbarossa-Thermen befinden sich im freien Fall. Nun könnte eine Preiserhöhung weitere Badegäste vergraulen. Allein um 70 Cent oder fast 15 Prozent möchten die Verantwortlichen die Tageskarte für die Badearena verteuern. Der Eintrittspreis würde damit auf 5,50 Euro steigen. Auch die Gäste der Saunawelt und des Freibades sollen nach der neuen Preisliste, die dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorliegt, deutlich mehr bezahlen. Zwischen sieben und 33 Prozent bewegen sich die Zuschläge. Schon zum 1. April sollen die neue Preise in Kraft treten.

Der OB zog das Papier zurück

Im vergangenen Jahr hatte der Stadtwerke-Chef Martin Bernhart, unter dessen Regie die Bäder laufen, mit seinem Vorschlag für ein neues Preissystem einen schmerzhaften Bauchplatscher erlebt. Vor allem die Idee, in Anbetracht der unterschiedlichen Besucherzahlen in der Sauna jeden Tag einen anderen Preis zu erheben, erntete viel Spott und führte dazu, dass Bernhart mit der ganzen Tariferhöhung baden ging. Nach heftiger Kritik von Stammkunden und aus dem Gemeinderat zog der Oberbürgermeister Guido Till (CDU) das Papier zurück. Die Entscheidung war dem OB allerdings leicht gefallen. Gleichzeitig hatte die Stadtwerke-Tochter Energieversorgung Filstal (EVF) ihre Jahresbilanz vorgelegt und darin einen millionenschweren Gewinn ausgewiesen.

An der schwierigen Situation des Bäderbereichs hat dies jedoch nichts geändert. Rund 3,5 Millionen Euro müssen hier jährlich zugeschossen werden. Hinzu kommt, dass sich für die Saunagäste im vergangenen Jahr der Mehrwertsteuersatz geändert hat. Seither gilt Saunieren nicht mehr als Gesundheitssport, sondern ist Wellness. Dadurch müssen 19 statt sieben Prozent des Eintrittspreises ans Finanzamt abgeführt werden. Eine Preiserhöhung sei unumgänglich, findet Bernhart, der sich diesmal besser vorbereitet hat. Die neue Preisliste sieht geringere Erhöhungen vor und wurde vorab von einer Arbeitsgruppe, bestehend aus je einem Mitglied jeder Gemeinderatsfraktion, intensiv diskutiert.

Die Stammgäste sind erzürnt

Inzwischen sorgt die Liste aber auch unter den Stammgästen für Diskussionen. Im Kreise seiner Freitagssaunisten sei das Papier nicht gut angekommen, berichtet der ehemalige SPD-Stadtrat Herbert Schweikardt. Außer der Reihe wolle man sich diese Woche deshalb schon am Donnerstag treffen, aber nicht nackt in der Sauna, sondern angezogen bei der Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses des Gemeinderats im Rathaus.

Aus Sicht der Stammkunden liegen in den Barbarossa-Thermen ganz andere Dinge im Argen, die eine so heftige Preiserhöhung eigentlich verbieten. Während in der Beschlussvorlage für den Gemeinderat davon die Rede ist, dass sich die Besucherzahlen „weitgehend konstant“ entwickelten, spricht die interne Statistik der Stadtwerke eine ganz andere Sprache. Demnach lösten 2015 nur noch 39 738 Gäste eine Sauna-Tageskarte. Im Jahr 2010 waren es noch mehr als 52 000 gewesen. Im laufenden Jahr kalkulieren die Barbarossa-Thermen sogar nur mit 32 000 verkauften Tageskarten. Auch in der Badearena sank die Besucherzahl in diesem Zeitraum kontinuierlich von 245 000 auf 183 000. Während in etliche Bäder in der Nachbarschaft, in Bad Überkingen, in Schorndorf oder im Stuttgarter Leuze, zuletzt kräftig investiert worden sei, liege bei den Barbarossa-Thermen die letzte Großinvestition schon fast zehn Jahre zurück. Da leide naturgemäß die Attraktivität, meint Bernhart.

Das kühle nass ist eher lauwarm

Schweikardt und seine Freitagssaunisten sind allerdings überzeugt, dass auch kleine Dinge helfen könnten, die Attraktivität des Göppinger Wellness-Bads zu steigern. „Es wäre nicht schlecht, wenn es auf der Sonnenterrasse Schirme gäbe“, sagt Schweikardt. „Da verbrutzelt man im Sommer.“ Und dann wäre es natürlich schön, wenn die Abkühlbecken Temperaturen aufweisen würden, die dem Zweck gerecht würden. Eine Messung der Freitagssaunisten brachte da erstaunliches an den Tag. 28 Grad zeigte das mitgebrachte Babybadethermometer im Sommer an: nichts für echte Männer.