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Was passiert, wenn ein chinesischer Investor im Mittleren Westen der USA ein Autowerk kauft? Die Doku „American Factory“ über kulturelle Differenzen, Arbeiterrechte und Globalisierung ist das erste Projekt von Netflix und der Produktionsfirma der Obamas.

New York - Netflix hat das erste von der neuen Produktionsfirma von Michelle und Barack Obama gestützte Projekt veröffentlicht. In der Doku „American Factory“ geht es um eine Autoglasfirma im US-Staat Ohio, die von einem chinesischen Investor geführt wird.

Die Regisseure Julia Reichert und Steven Bognar sagten, sie hätten vom Interesse der Obamas gehört, nachdem der Film beim Sundance Film Festival gezeigt worden sei und sie mit Netflix in Kontakt gestanden hätten, um den Film zu verkaufen. Ihnen sei mitgeteilt worden, die Obamas hätten ihn wenige Tage zuvor gesehen.

Die Regisseure freuten sich sehr über die Unterstützung, machten in einem Interview am Mittwoch aber schnell klar, dass der Film keine Botschaft für oder gegen irgendwelche Politiker vermittele. „Sie haben verstanden, was wir versucht haben zu machen, nämlich, eine Geschichte zu erzählen, die über Politik Jahr für Jahr hinausgeht“, sagte Bognar.

Bognar und Reichert, die in der Gegend von Dayton, Ohio, leben, wo Fuyao Glass eine verlassene Anlage von General Motors übernommen hat, sagten, zu Beginn wollten sie eine Geschichte über den Zusammenstoß von Kulturen machen. Doch der Film wurde zu einer Geschichte über Arbeiterrechte, Globalisierung und Automatisierung.

Im Fuyao-Werk arbeiten 2200 Amerikaner und 200 Chinesen

Das Fuyao-Werk, von dem chinesischen Industriellen Cao Dewang gekauft, beschäftigt etwa 2200 amerikanische und 200 chinesische Arbeiter. Der Film zeigt aus der Nähe, wie die Kulturen sich aneinander anpassen. An einer Stelle erklärt ein chinesischer Arbeiter, Amerikaner seien langsam, weil sie dicke Finger hätten. Viele chinesische Arbeiter dort halten die Amerikaner für faul. Die Amerikaner in dem Werk dagegen sehen die aus ihrer Sicht unhinterfragte Aufopferung für eine Firma kritisch, die ihnen Zeit raube, ihr Leben zu genießen.

Die Spannungen nehmen zu, als das Werk zu Beginn nicht die Produktionsziele erreicht, und gipfeln in einem erbitterten Kampf über das Recht, sich gewerkschaftlich zu engagieren.

Der Name der Produktionsfirma der Obamas, Higher Ground, blitzt eingangs kurz auf, doch die Obamas selbst werden nicht erwähnt. Netflix hatte den Film zusammen mit Higher Ground von der Produktionsfirma Participant Media erworben, Details über die Finanzierung gab es nicht. Netflix veröffentlichte am Mittwoch ein kurzes Video der Obamas, die über ihr Interesse an dem Projekt diskutieren. Darin sagt die ehemalige First Lady: „Eines der vielen Dinge, die ich an diesem Film liebe (...) ist, dass man Leute ihre eigene Geschichte erzählen lässt.“