Christian List will sich jetzt auf sein Restaurant Roter Hirsch in Fellbach konzentrieren. Dem Kitz verordnet er eine Zwangspause. Foto: Gottfried Stoppel

Christian List macht die Bar Kitz im Fellbacher Rathaus-Innenhof dicht, bis voraussichtlich Ende März. Er will nun alle Kräfte im Restaurant Roter Hirsch bündeln. Warum er sich zu diesem überraschenden Schritt entschlossen hat, lesen Sie hier.

Fellbach - Die Coronapandemie trifft alle, und manche besonders hart. Die Gastronomie zum Beispiel. Christian List etwa ist permanent am Kalkulieren und versucht die richtigen Entscheidungen zu treffen, um seine Betriebe und das Personal einigermaßen gut durch die nicht enden wollende Krise zu bringen. Dafür hat er jetzt einen überraschenden Entschluss gefällt. Der 50-jährige Gastronom schließt das Kitz, die Bar und Brotrösterei im Fellbacher Rathaus-Innenhof. Am Samstag ist Schluss, bis voraussichtlich Ende März nächsten Jahres bleiben die Pforten zu. „Trotz der Emotionalität: ich muss zum Wohl aller entscheiden“, sagt Christian List und betont, wie groß momentan der wirtschaftliche Druck sei.

Der Gastronom hat die Schwankungen des Umsatzes mit Sorge gesehen

Schon länger hatte der Gastronom aus Bad Cannstatt die Schwankungen bei der Gästezahl im Kitz mit Sorge beobachtet. Der Umsatz brach immer mehr ein. „Im Sommer lief es super. Die Gäste, die ins Kitz kommen, wollen draußen sitzen“, sagt List. Da die Klientel in beiden Betrieben grundsätzlich sehr ähnlich sei, seien das Kitz und der Rote Hirsch in Fellbach zunehmend in Konkurrenz miteinander gewesen. „Bevor wir uns selbst kannibalisieren, müssen wir einen sauberen Schnitt machen“, sagt List und hat für den Winter jetzt einen klaren Plan: Das Kitz bleibt geschlossen, und alle Kräfte werden im Roten Hirsch gebündelt.

Im Roten Hirsch soll ein Mittagstisch für Umsatz sorgen

Dafür wird von der kommenden Woche an in dem durch rustikalen Schick bestechenden Ambiente mit bodenständigen Klassikern und regionalen Zutaten – modern und Schwäbisch bezeichnet er es selbst – auch ein Mittagstisch angeboten. „Dort funktioniert das Drinnensitzen, im Kitz klappt es nur in den Sommermonaten richtig gut. Deshalb können wir uns das jetzt gerade nicht mehr erlauben“, sagt der Gastronom, dessen Konzept des Roten Hirsches schon länger auch in Bad Cannstatt erfolgreich aufgeht. In Esslingen gab es ebenfalls einen Hirsch-Ableger, der aber der Pandemie zum Opfer fiel. Die Entscheidung im Kitz hat sich der 50-Jährige nicht leicht gemacht.

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Weil das Publikum dort eher jünger ist, hatte er extra eine junge Betriebsleiterin eingestellt. Zudem war die Hoffnung, dass durch den Weihnachtsmarkt eine Kitz-Hütte direkt im Rathaus-Innenhof Umsatz bringen würde. „Das wäre super gewesen, klappt aber ja jetzt alles nicht. Und dadurch bringt es so jetzt einfach erst mal nichts mehr mit dem Kitz.“

2019 hatte Christian List das Esszimmer im Rathaus übernommen

Im Oktober 2019 hatte Christian List das Esszimmer im Rathaus übernommen und damit ein monatelanges Rätselraten der Fellbacher um die kulinarische Zukunft in zentraler Lage beendet. Die Eröffnung des Kitz im Jahr 2020 – die Location hatte nach der Schließung des Mfünf über zwei Jahre leer gestanden – fiel dann mitten in die Coronapandemie. Vor lauter Beschränkungen und Auflagen mochte es wohl mancher kaum glauben, als die Bar und Brotrösterei an den Start ging. Geöffnet war sieben Tage in der Woche, immer ab 11.30 Uhr bis spät in die Nacht. Jeden Tag wechselte der Mittagstisch. Neben Pasta lag der Schwerpunkt auf den Röstbroten – Fladen aus Sauerteig, belegt mit Zutaten der Saison.

Für die Wiedereröffnung des Kitz hat der Chef einen Wunsch

Nun hofft Christian List auf den angekündigten Mittagstisch im Hirsch und wünscht sich für die Wiedereröffnung des Kitz im Frühjahr jede Menge Sonne, damit sich die Gäste an den Tischen im Außenbereich des Rathaus-Innenhofs verwöhnen lassen wollen. „Bis dahin machen wir das Kitz nur für private Feiern auf. Die Entscheidung ist richtig, denn da hängen Menschen und Jobs dran, auch wenn es mir leid tut um die Monate ohne Kitz.“ Das bedauert auch Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull: „Der Rote Hirsch und das Kitz sind im Rathaus-Areal dank des Engagements des Betreibers sowie der Mitarbeiter feste Größen geworden und tragen zur Belebung des Innenhofes bei. Es ist sehr schade, dass die Entwicklung durch Corona beeinträchtigt wird.“ Man sei im engen Austausch mit den städtischen Pächtern und habe wegen der Krise Stundungsmöglichkeiten und Sonderregelungen für den Außenbereich ermöglicht. „Die Unterstützung setzen wir natürlich fort und freuen uns, wenn das Kitz im April wieder frisch gestärkt den Roten Hirsch ergänzt.“