In Neugereut soll im Juli die Selbstbedienungsfiliale der Volksbank geschlossen werden. Welche Möglichkeiten bietet die Bank dann an?
Die Volksbank, die auf ihrer Webseite wirbt mit dem Siegel „Beste Bank vor Ort 2025“ wirbt, schränkt ihren Service ein: Dass die SB-Filiale im Flamingoweg 10 direkt am Marktplatz in Neugereut geschlossen wird , hat viele Kunden verärgert. Auch den Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann haben einige Beschwerden erreicht. Die Kundinnen und Kunden wurden darüber informiert, dass die Filiale zum 1. Juli schließt und künftig Geld bei der BW-Bank im Flamingoweg 20 abgehoben werden kann. Kontoauszüge können aber nur noch an anderen Volksbank-Filialen außerhalb Neugereuts geholt werden.
Stadtseniorenrat und Bürgerverein haken nach
Gerd Schmid, der Delegierte des Stadtseniorenrats Bezirk Mühlhausen und Vorstandsmitglied im Bürgerverein Neugereut vermisst Hinweise auf einen Briefkasten, in dem man künftig Überweisungsträger einwerfen kann, sowie Hilfsangebote und Alternativen für Geh- und Sehbehinderte. Für mobil eingeschränkte Menschen werde die Erledigung ihrer Bankgeschäfte beschwerlicher und finanziell aufwendiger, falls sie etwa mit dem Taxi oder mit dem öffentlichen Nahverkehr zur nächsten Filiale fahren müssten.
Für das Ausdrucken von Kontoauszügen verweist die Volksbank in ihrem Kundenschreiben auf Filialen in Hofen im Kapellenweg, Mühlhausen in der Aldinger Straße, Bad Cannstatt in der König-Karl-Straße und die Obere Ziegelei in der Thorner Straße. Geld kann dann ab 1. Juli in der mit der BW-Bank zusammen gelegten Filiale im Flamingoweg 20 abgehoben werden.
Auf Nachfrage erklärt Robert Hägelen, Bereichsleiter der Unternehmenskommunikation der Volksbank in Stuttgart, Grund für die Zusammenlegung mit der Filiale der BW-Bank sei die verstärkte Nutzung von Online-Banking und bargeldlose Bezahlung. Dadurch sei die Auslastung von SB-Standorten zurückgegangen. Beide Banken hätten nun nach einer Lösung gesucht, wie SB-Standorte gemeinsam genutzt und rentabel betrieben werden können.
BW-Bank und Volksbank mit zwölf gemeinsamen Standorten
Beide Geldinstitute betreiben derzeit zwölf gemeinsame Standorte in Stuttgart. Die Volksbank Stuttgart betreibe zudem mit der Kreissparkasse Waiblingen 18 Gemeinschaftsfilialen im Rems-Murr-Kreis. Die Bank mit ihren nach eignen Angaben rund 175 000 Mitgliedern unterhält rund 100 Volksbank-Standorte in der Region Stuttgart, davon 36 SB-Filialen.
Allen Kunden werde ein Gespräch angeboten, um individuelle Lösungen zu finden, auch in der Mobilität eingeschränkte Menschen könnten die Bank von 7 bis 19 Uhr erreichen. Es gebe Video- und Telefonberatung, außerdem können die Auszüge per Post zugeschickt, in benachbarten Filialen ausgedruckt oder in das Online-Postfach eingestellt werden. Kunden können laut Hägelen Überweisungen in anderen Filialen abgeben, aber auch telefonisch oder online. Briefkästen gibt es in den genannten Filialen der Volksbank. Telefonische Überweisungen sind in der Regel deutlich teurer als ein beleglose Transaktion am SB-Automat. Die Volksbank Stuttgart überlegt nach eigenen Angaben, ob sie die Räumlichkeiten in Neugereut vermietet oder verkauft.
Bundesbank: Bargeldversorgung gesichert trotz Abbau
Die Bundesbank schreibt in ihrem Monatsbericht März, dass die Bargeldversorgung in Deutschland trotz des Abbaus Tausender Geldautomaten und der Schließung von Bankfilialen aktuell gesichert sei. Es seien jedoch „Abwärtstendenzen bei der Verfügbarkeit von Bargeld erkennbar“. Die Wege zum Geldautomaten werden weiter. Noch könne sich die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger der Bundesbank-Analyse zufolge innerhalb der eigenen Gemeindegrenze mit Bargeld versorgen. Etwa 80,7 Millionen Menschen oder 95,7 Prozent der Gesamtbevölkerung lebten demnach in Gemeinden mit mindestens einem Geldautomaten oder Bankschalter. 3,6 Millionen Menschen müssten die eigene Gemeinde verlassen, um sich bei einem Kreditinstitut mit Bargeld zu versorgen.
Bundesweit wohnen Bürgerinnen und Bürger den jüngsten Bundesbank-Zahlen zufolge im Schnitt 1,4 Kilometer vom nächstgelegenen Geldautomaten oder Bankschalter entfernt. In städtischen Regionen sind es im Schnitt 1,1 Kilometer, auf dem Land 1,9 Kilometer.