Für 8000 Euro verkauft: Das Auktionshaus Gärtner aus Bietigheim-Bissingen hat mit dem Label „Banksy“ für ein Bild geworben, obwohl es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von dem Street-Art-Künstler stammt. Foto:  

Das Bietigheimer Auktionshaus Gärtner hat den Namen des Street-Art-Künstlers genutzt, um für eine Ausstellung zu werben. Dabei stammen die Bilder wohl nicht von Banksy. Manche finden das unseriös, verkauft wurden die Werke dennoch.

Bietigheim-Bissingen - Der Name Banksy zieht. Die Werke des Künstlers aus Großbritannien, der es bislang geschafft hat, seine Identität geheim zu halten, erzielen auf dem Kunstmarkt mittlerweile beachtliche Preise. Zuletzt wurde eines seiner Bilder, das eine Debatte von Schimpansen im englischen Unterhaus zeigt, für rund elf Millionen Euro versteigert. Dass sich sein Bild „Girl with Balloon“, das derzeit in der Staatsgalerie in Stuttgart hängt, bei einer Auktion teilweise selbst zerschreddert hatte, trug nur noch weiter zum Mythos Banksy bei. Diesen Umstand wollte sich nun wohl auch ein Auktionshaus zunutze machen.

Unter der Überschrift „Banksy im Auktionshaus Christoph Gärtner“ kündigte es in der vergangenen Woche an, dass von Montag bis Freitag drei Bilder „seines außergewöhnlichen Kunstprojekts Dismaland“ in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) zu sehen sein werden. Die Bilder zeigen eine Ratte, die einen Presslufthammer in den Pfoten hält, einen weiteren Nager mit einem Schild („You lie“) sowie ein Mensch mit Flügeln vor einer Flasche mit Alkohol. Sie wurden – typisch für Banksy – mit Hilfe von Schablonen auf Leinwand gesprüht.

Die Bilder stammen aus Dismaland

Nachdem unsere Redaktion über die Ausstellung berichtet hatte, meldete sich ein kunstaffiner Leser mit dem Hinweis, dass die drei Bilder „garantiert“ nicht von Banksy stammten. „Derartige ‚Kunstwerke’, um nicht zu sagen Fakes, gibt es zu Hunderten im Internet – dort werden sie allerdings für circa 50 Euro verklopft“, schreibt der Leser. Er halte die Vorgehensweise „für in höchstem Maße unseriös“, sagt er.

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Hat das Auktionshaus, das die Bilder zu einem Festpreis von je 8000 Euro angeboten hat, etwaige Kunden und Besucher vorsätzlich getäuscht? Das sei nicht die Absicht gewesen, beteuert die Pressesprecherin Kristine Wallé. „Bei Werken von Banksy muss man immer vorsichtig sein“, sagt sie. Die Bilder seien lediglich im Rahmen der Ausstellung Dismaland entstanden, das sei auch zertifiziert.

„Schlecht gesprüht und schlecht geschnitten“

Allerdings muss man bei der Ankündigung schon sehr zwischen den Zeilen lesen, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Werke nicht von Banksy stammen könnten. Dass an der Ausstellung Dismaland, einer düsteren Parodie auf den Freizeitpark Disneyland, die im Sommer 2015 im Ferienort Weston-super-Mare in Somerset (England) eröffnet wurde, mehr als 50 Künstler beteiligt waren, verschweigt das Auktionshaus in der Ankündigung. Banksy selbst hat die Ausstellung zwar finanziert, selbst aber nur zehn Werke beigesteuert.

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Ulrich Blanché, der am Institut für europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg zu Urban Art, Graffiti und insbesondere Banksy forscht, nennt die Aktion des Kunsthauses „sehr fragwürdig“. Eine Schablone, wie sie für die drei Bilder wohl benutzt wurde, sei leicht zu fälschen, so Blanché. Zudem seien die Bilder schlecht gesprüht und schlecht geschnitten. „Derjenige, der das gemacht hat, hat wahrscheinlich ziemlich wenig Erfahrung“, sagt Blanché. Zudem trage die Ratte in der Originalversion Banksys keinen Presslufthammer, sondern einen Pinsel. „Das hat mit großer Wahrscheinlichkeit jemand hergestellt, der Banksy imitiert.“ Zum Zertifikat sagt Blanché, dass es lediglich nicht explizit behaupte, dass die Bilder von Banksy stammen. Dass der Künstler bei den Bildern seine Hand im Spiel hatte, hält Blanché aber für unwahrscheinlich. Aber ausschließen kann er es nicht.

Banksy-Werke können im Internet zertifiziert werden

Blanché vergleicht die Verkaufspraktiken in Dismaland, das er selbst besucht hat, mit einem Rockkonzert. „Wenn ich da von irgendjemand eine CD kaufe, habe ich die zwar auf dem Konzert gekauft, das heißt aber noch lange nicht, dass sie auch von der Band stammt.“ Dass es im Rahmen der Ausstellung zu Betrügereien gekommen sei, schließe er nicht aus.

Außerdem weist der Kunsthistoriker darauf hin, dass er, um sich ein abschließendes Urteil bilden zu können, die Bilder im Original sehen müsste – und selbst dann sei er nicht dazu befähigt, Banksy-Werke zu zertifizieren. Wer Bedenken habe, einem Fälscher auf den Leim zu gehen, oder ein Banksy-Kunstwerk zertifizieren möchte, könne das über die Internetseite www.pestcontroloffice.com tun.

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Die drei Bilder sind im übrigen schon verkauft. Den Preis habe der private Verkäufer bestimmt, sagt Christoph Gärtner. „Er war nicht bereit, die Werke für einen geringeren Preis abzugeben.“ Den Vorwurf der Täuschung weist der Geschäftsführer des Auktionshauses von sich: Man habe nicht gewollt, dass der Eindruck entsteht, dass man Banksy-Bilder verkauft. Er räumt aber ein: „Das ist ein bisschen unglücklich aufgefasst worden.“