Der Tatort: Die Bank in Erligheim. Foto: dpa/Hemmann

Mit brachialer Gewalt wollten zwei Männer an das große Geld, einer davon wurde bei ihrer Tat in Erligheim im Kreis Ludwigsburg von Polizeibeamten erschossen. Der mutmaßliche Komplize steht nun vor Gericht.

Heilbronn/Ottmarsheim/Erligheim - Mit brachialer Gewalt wollten zwei Männer an das große Geld kommen, indem sie Bankautomaten sprengten, um an das Geld zu gelangen. Vorigen Herbst bereiteten Spezialeinsatzkräfte der Polizei in Erligheim im Kreis Ludwigsburg dem Treiben ein jähes Ende: Der ältere Täter wurde dabei erschossen, der jüngere steht nun seit Montag vor Gericht. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Der Angeklagte äußert sich nicht zur Tat

Eloquent und selbstsicher erzählte der 29 Jahre alte Angeklagte aus Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen), der seit November in U-Haft sitzt, am ersten Prozesstag am Landgericht Heilbronn über seinen bisherigen Lebensweg. „Zur Sache äußert sich mein Mandant erst nach einem persönlichen Gespräch, das wir aber coronabedingt bislang noch nicht führen konnten“, kündigte dessen Verteidigerin Birgit Uhl an.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 29-Jährigen fünf Straftaten vor. Mit dem 58 Jahre alten Komplizen, den Ermittler auch mit zwei Sprengungen von Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen in Verbindung bringen, soll er im Oktober den Geldautomaten der Kreissparkasse in Ottmarsheim mit einem explosiven Gasgemisch in die Luft gejagt haben. Sie flohen mit der Beute von 136 000 Euro. Spuren im gestohlenen Tatfahrzeug versuchten sie, mit einem Feuerlöscher zu tilgen.

Eine Bankangestellte passte auf

Offenbar beflügelt von diesem Erfolg gingen die beiden Männer rund einen Monat später nach dem gleichen Schema vor und wollten in Erligheim zuschlagen. Dort ist es jedoch der aufmerksamen Bankangestellten zu verdanken, dass die Polizei die Täter auf frischer Tat ertappte. „Ich wollte gerade um 13 Uhr Feierabend machen, als an meinem Bürofenster jemand vorbeiging“, berichtete die Angestellte von diesem 10. November. Als sie durch ihren Türspion in die Automatenhalle blickte, sah sie, wie jemand mit einem Gegenstand am Geldautomaten herumhantierte. Die 55-Jährige wartete, bis der Raum leer war und machte sich selbst ein Bild von der Lage: „Unten war die Blende verbogen.“ Sie ging sogar nach draußen, um zu sehen, ob etwa ein Auto wegfährt. Umgehend informierte sie ihren Chef und die Polizei.

Kurz nach Mitternacht schlugen die Täter zu

Spezialkräfte legten sich in der Umgebung der Filiale auf die Lauer, berichtete der Einsatzleiter. „Kurz nach Mitternacht tauchten zu Fuß zwei Männer auf, legten in der Filiale eine Art Kabel ab und verschwanden wieder“, so der Zeuge. Etwa eine Stunde später fuhr ein Lieferwagen vor, aus dem zwei Männer ausstiegen. Einer ging in die Filiale, der andere auf die Gebäuderückseite. Daraufhin erteilte der Polizeiführer die Freigabe zum Zugriff.

Der Mann an der Rückseite des Gebäudes ließ sich dem Beamten zufolge „unkompliziert festnehmen“. Eine mitgebrachte Aussagegenehmigung erlaubte ihm jedoch nicht, weitere Details bis hin zu dem tödlichen Schuss auf den älteren Täter zu erörtern. Die Anwältin des Angeklagten zeigte sich nicht zufrieden und forderte sämtliche Bilder und Videos – und nicht nur eine Auswahl der Ermittler – an. Laut Anklage stellte sich der Komplize den Polizeikräften mit einem etwa 35 Zentimeter langen Schraubendreher entgegen, worauf die Polizei schoss. Der Prozess wird am 31. Mai fortgesetzt.