Der Polizei ist gegen ein erfolgreicher Schlag gegen eine Einbrecher-Tätergruppierung gelungen Foto: dpa

Die Bande suchte abgelegene Orte in der Region Stuttgart – um in aller Ruhe Tresore aufbrechen zu können. Nach über 50 Beutezügen ist nun aber Schluss. Eine Wasserleiche wurde einer albanischen Einbrecherbande letztlich zum Verhängnis.

Stuttgart/Esslingen - Die Geschichte der albanischen Tresorknacker-Bande, die in den letzten Monaten 200 000 Euro Beute gemacht und noch mal so viel Schaden angerichtet haben soll, beginnt mit der Entdeckung zweier Angler. Die saßen am Abend des 23. Juni bei Neckartenzlingen (Kreis Esslingen) am Neckarufer und sahen plötzlich eine Wasserleiche in den Fluten treiben.

Der Tote trieb schon länger im Wasser. Der 1,90 Meter große Mann hatte keine Papiere dabei, nur einen Fahrzeugschlüssel für einen VW Golf. Eine Öffentlichkeitsfahndung nach dem zunächst Unbekannten mit silberner Citizen-Armbanduhr, Ralph-Lauren-Kapuzenjacke und Venice-Sportschuhen schien zunächst im Sande zu verlaufen. Dann aber wurde der Fall so richtig heiß – und führte zu mehrmonatigen intensiven Ermittlungen im Milieu der organisierten Kriminalität.

Die Spur führte nämlich zu einem spektakulären Einbruch in ein Autohaus an der Robert-Bosch-Straße in Neckartenzlingen. Der hatte sich zwölf Tage vor der Angelpartie ganz in der Nähe abgespielt. Nächtliche Einbrecher hatten einen Tresor aufzuschweißen versucht, als ein über dem Autohaus wohnender Mann von den Geräuschen geweckt wurde. Die Täter flüchteten Hals über Kopf – unter anderem ein 47-jähriger Albaner. Er sprang in den Neckar und ertrank.

Bald wurde klar, dass der 47-Jährige einer Gruppierung angehörte, die sich auf das Aufbrechen von Tresoren in Firmen, Autohäusern, Freibäder und anderen Freizeiteinrichtungen spezialisiert hatte. Die Esslinger Kripo bildete eine Ermittlungsgruppe Tresor, die unter Federführung der Abteilung Organisierte Kriminalität der Staatsanwaltschaft Stuttgart die Mitglieder der Einbrecherbande aufzuspüren versuchte.

Die Beamten hatten wahre Fleißarbeit zu leisten. Immer mehr Einbrüche mit Tresoraufbrüchen schien auf das Konto der Bande zu gehen. Die Fälle reichten bis 2013 zurück. „Die Liste der Tatorte ist lang“, sagt Polizeisprecher Josef Hönes, „und sie führt quer durch Baden-Württemberg bis nach Bayern.“ Jedes Mal waren gezielt abgelegene Orte gesucht worden, mit Gebäuden, in denen größere Bargeldbeträge in Tresoren vermutet wurden. Zu den Tatorten gehörten neben dem Kreis Esslingen auch die Landkreise Böblingen und Ludwigsburg.

Die Ermittler identifizierten sieben Verdächtige albanischer Herkunft im Alter zwischen 24 und 44 Jahren. Der Tod ihres Komplizen hatte die Gruppe offenbar nicht beeindruckt. Kurz bevor die Polizei zuschlug, waren drei von ihnen auf gewohnter Tour im Bereich Kirchheim/Teck. Im Birkhau versuchten sie im Büro einer Straßenbaufirma einen Tresor zu knacken, ehe sie gestört wurden. In einem Autohaus an der Leibnizstraße räumten sie die Registrierkasse leer und transportierten einen Möbeltresor ab. Dabei erbeuteten sie laut Polizei aber lediglich geringfügige Beträge. Allerdings wurde 2000 Euro Schaden hinterlassen.

An ihrer Beute hatten die Täter keine lange Freude. Schon am nächsten Tag startete die Polizei ein Großrazzia. In Neckartenzlingen, Böblingen, Holzgerlingen, Aidlingen sowie in Pforzheim, Bretten und im bayerischen Freising klickten die Handschellen. Die Beschuldigten sitzen hinter Gittern.