Benedict Munz (links) und Matthias Schlegel von der Ballonsportgruppe Stuttgart Foto: Schlegel

Atemberaubende Fotos aus der Luft: Benedict Munz und Matthias Schlegel von der Ballonsportgruppe Stuttgart lieben es, die Welt aus hoher Warte zu betrachten. Die Strecke von ihrer Heimat nach Litauen legten sie in 26 Stunden zurück.

Stuttgart - Wer von Stuttgart nach Vilnius, Litauen, reisen will, kann dies mit einem Flugzeug der Lufthansa tun (dauert drei Stunden und 55 Minuten), mit einem Fernbus (35 Stunden und 33 Minuten) – oder er steigt in einen Gasballon. Der Vertriebsmanager Benedict Munz, 25, und der Entwicklungsingenieur Matthias Schlegel, 38, von der Ballonsportgruppe Stuttgart haben sich für den Wind entschieden, der sie gen Osten treibt. Die Entfernung von 1175 Kilometern legten die tollkühnen Luftfahrer in 26 Stunden zurück. Mit dieser Superleistung qualifizierten sie sich für das legendäre Gordon-Bennett-Rennen, bei dem am nächsten Freitag 21 Teams aus aller Welt in Bern starten.

Müssen sie aufsteigen, wird Sand abgeworfen

Bei diesem Wettbewerb, der 1906 zum ersten Mal in Paris ausgetragen wurde, siegt das Team, das bei seiner Landung die größte Entfernung zum Startpunkt erreicht hat. Das Heimatland der Gewinner ist jeweils der Austragungsort des übernächsten Rennens. Holen der Stuttgarter Munz und Schlegel, ein gebürtiger Pforzheimer, der inzwischen im Allgäu lebt, die Wettfahrt gar nach Deutschland?

„Wir machen mit, weil es uns Spaß macht“, antwortet der 38-jährige Schlegel, „ein Risiko über große Wasserflächen gehen wir eher nicht ein.“ Was ihn am Schweben im Ballon fasziniert? „Wenn man morgens sieht, wie die Sonne aufgeht“, sagt er, „ist man überwältigt.“ Doch die Fahrt kann auch stressig sein. Wenn etwa die Winde wechseln, man schnell aufsteigen (dafür wird Sandballast abgeworfen) oder absteigen (dafür wird eine Ballondüse geöffnet) muss.

Die Strecke mit einem genauen Ziel kann exakt berechnet werden, wenn man die Strömungen kennt. Auf eine Höhe bis zu 5000 Metern kommen die Ballonfahrer. Weit oben brauchen sie Sauerstoffgeräte. Mit an Bord ist das Smartphone mit der Wetter-App. Auf der 26-stündigen Fahrt nach Litauen an Weihnachten des vergangenen Jahres hat jeder von den beiden eine gewisse Zeit schlafen können, während der andere aufgepasst hat, dass alles klargeht. Das Wetter hat mitgespielt, kein Gewitter, keine Stürme. Am Ende habe es allerdings Nebel gegeben. „Unser Bodenteam hat uns gesagt, wo wir landen können“, berichtet Schlegel. Nach der Überfahrt über einen See sind die beiden sicher auf einem Acker gelandet.